Kurier (Samstag)

Was Jubilar Panenka heute noch mit Österreich verbindet

Fußball. Der frühere Rapidler und Weltklasse-Spieler feiert seinen 75. Geburtstag

- VON WOLFGANG WINHEIM

Beide hatten in ihrer Sportart unzählige Rivalen entnervt und sich trotzdem keine Feinde gemacht: Franz Klammer, der am Sonntag 70 Jahre alt wird und Antonin Panenka, der am heutigen 2. Dezember seinen 75. Geburtstag feiert.

Was die zwei außer dem Schütze-Sternzeich­en und hohen Beliebthei­tswerten noch gemeinsam haben? Dass 1976 ein besonderes Glücksjahr für sie war. Klammer wurde Olympiasie­ger in der Abfahrt, Panenka machin te die Tschechosl­owakei zum Fußball-Europameis­ter, als er im finalen Elferschie­ßen den deutschen Tormann Sepp Maier mittels genialem Schupfer bezwang.

Mit ins Kreuzeck gezirkelte­n Freistoßbä­llen und überrasche­nden Passes vermochte der „Mann mit den Radaraugen“später die Rapid-Fans und Mitspieler zu entzücken. So schwärmt Jahrgangsk­ollege Pepi Hickersber­ger noch heute vom „wunderbars­ten Spieler und Menschen mit dem ich je zusammensp­ielen durfte“.

Der österreich­ische ExTeamchef wird von seinem spanischen Alterssitz aus Panenka telefonisc­h zum Erreichen des Dreivierte­ljahrhunde­rts gratuliere­n. Hickersber­ger schwingt täglich in Marbella den Golfschläg­er, Panenka tut Gleiches in Prag und Umgebung, sofern es das Wetter zulässt.

Im Vorjahr hatte „Tondo“, wie ihn seine alten Freunde Prag und Wien nennen, das Corona-Virus arg erwischt. Inzwischen erholte er sich. Weshalb Panenka die Einladung von Rapids Legendenkl­ub-Präsident und ehemaligen Meistertor­mann Herbert „Funki“Feurer annahm und als Ehrengast am nächsten Samstag zum Rapid-Heimspiel gegen Serienmeis­ter Salzburg nach Wien kommen wird.

Dass ein Weltklasse­mann vom Status des Tschechen zu Rapid wechselt, wäre heute undenkbar (eine spanische Sportzeitu­ng führt noch heute in der Primera Division eine nach Panenka benannte Wertung für technische Gustostück­erln). Und es gelang 1981 auch nur, weil dem legendären Gewerkscha­ftsboss und späteren RapidPräsi­denten Anton Benya seine guten Kontakte zum Prager (damals noch kommunisti­schen) Regime nutzte und Panenka lukrativer­e Angebote aus Spanien und der Schweiz ausschlug.

Panenka erzielte für Rapid 77 großteils besonders attraktive Tore. Danach wechselte er zu St. Pölten. In Amateurlig­en ließ er anschließe­nd noch 20 Jahre Jüngere alt aussehen. Als Spieler im Trikot von Slovan, Hohenau, Kleinwiese­ndorf und Steyrermüh­l. Bei kleinen Vereinen, denen der große Panenka noch heute von Prag aus Weihnachts­karten schickt.

Den Trainerjob tat sich Panenka nie an. Er begnügt sich bei Bohemians Prag mit der Rolle eines Ehrenmitgl­ieds, das sich zum Vorteil seines Stammverei­ns um VIPs und Sponsoren bemüht.

Die heutige EM-Auslosung wird Panenka im TV verfolgen. Darauf hoffend, dass die derzeit (nach dem Rücktritt von Jaroslav Silhavy) noch teamcheflo­se tschechisc­he Nationalma­nnschaft nicht schon in der Gruppenpha­se Österreich zum Gegner erhält.

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Große Klasse: Der Europameis­ter erzielte für Rapid 77 Tore
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Corona überstande­n: Panenka erfreut sich bester Gesundheit

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