Kurier (Samstag)

Was, wenn das Kind schon alles hat?

Ab wann Kinder sich über Gutscheine und Zeitgesche­nke freuen und wie man vorlebt, Geschenke wertzuschä­tzen Tipps

- VON E. GERSTENDOR­FER Überfluss Verzicht

Viele Kinder haben zu viel Spielzeug, wie wäre es also, heuer einmal etwas Anderes zu schenken? Eine Jahreskart­e für ein Museum, eine Karte für den Tiergarten oder eine Alpaka-Wanderung? Doch ab welchem Alter können Kinder derartige Geschenke wertschätz­en?

Wichtig ist, dass man etwas findet, das dem Kind eine Freude macht. Dann können sich auch kleinere Kinder etwa über eine Jahreskart­e freuen, erklärt Psychologi­n Birgit Hartel: „Wenn zum Beispiel ein Kind für Eisenbahne­n schwärmt und ich schenke einen Besuch im Modellbahn­museum, kann das auch ein Kindergart­enkind sehr freuen. Das gilt wahrschein­lich nicht, wenn das Kind ohnehin schon oft in diesem Museum war.“

Zeitnah einlösen

Gutscheine sollten zeitnah eingelöst werden. Sich auf etwas zu freuen, das später stattfinde­t, gelingt erst mit zunehmende­m Volksschul­alter besser. „Bei Zeit- oder Geldgutsch­einen sollte man sich immer die Frage stellen, hat es einen Wert für das Kind? Oder ist ein Gutschein für gemeinsame­s Eislaufen eher aus einem schlechten Gewissen heraus, weil man unterm Jahr wenig Zeit für das Kind hat“, gibt Hartel zu bedenken.

Es könne auch passieren, dass das Kuvert mit der teuren Jahreskart­e enttäuscht zur Seite gelegt wird – hier müsse man mit den eigenen Erwartunge­n vorsichtig sein. „Kinder im Vorschulal­ter können Kosten noch nicht einschätze­n. Bei ihnen hängt sehr viel am optisch Wahrnehmba­ren. Etwas, das größer ist, wird wertvoller eingeschät­zt, als etwas Kleineres. Viele Autos wirken wertiger als ein einzelnes Spiel, das vielleicht teuer war.“

Erst im Laufe des Volksschul­alters entwickeln KinDu der ein Verständni­s für Preise. Beim Einkaufen mitgehen oder beim Schaufenst­erbummel darüber zu sprechen, was teuer oder günstig ist, trägt dazu bei, ein Verständni­s für Geld zu entwickeln.

Auch wie Eltern selbst konsumiere­n, ob etwa ständig etwas Neues gekauft oder ob auch verzichtet wird, hat Einfluss darauf, wie sehr Kinder ihre Besitztüme­r wertschätz­en.

Enttäuschu­ng aushalten

Um Spielzeugü­berfluss zu vermeiden, kann man etwa erklären, dass man eine bestimmte Buchreihe nur in der Bücherei ausborgt oder dass es die Puppenküch­e nur im

Je mehr Geschenke unterm Baum sind, desto weniger kann das einzelne Geschenk erfasst werden. Psychologi­n Birgit Hartel empfiehlt, das Auspacken zu begleiten und gemeinsam zu genießen, indem man die Gefühle des Kindes, etwa Freude, benennt und teilt

Geschenke verlieren an Besonderhe­it, wenn Kinder im Alltag damit überhäuft werden. Verzicht muss gelernt und ausgehalte­n werden – auch von den Eltern. Ein Zuviel an Spielzeug zeigt sich etwa, wenn Kinder sich gar nicht damit beschäftig­en. Um eine Spielzeugf­lut zu vermeiden, können Absprachen unter Familienmi­tgliedern helfen

Spielcafé gibt. Hartel abschließe­nd: „Eltern müssen nicht jeden Wunsch erfüllen. Beide können lernen, damit umzugehen, dass man nicht alles augenblick­lich erfüllt. Stattdesse­n können sie den Kindern helfen, dieses Gefühl der Enttäuschu­ng auszuhalte­n. Zu viel Spielzeug kann überforder­nd sein.“

 ?? ?? Wie viele Geschenke zu viel sind, müssen Eltern einschätze­n lernen. Zu viel kann überforder­nd sein
Wie viele Geschenke zu viel sind, müssen Eltern einschätze­n lernen. Zu viel kann überforder­nd sein
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria