Kurier (Samstag)

Klimaneutr­al? So wird das lange nichts…

Die Ziele im Finanzausg­leich sind Pseudo-Vorgaben

- MARTINA PRECHTL-GRUNDNIG Martina Prechtl-Grundnig

Österreich steht an einem kritischen Punkt in seiner Klimapolit­ik: Der jüngste Finanzausg­leich offenbart eine alarmieren­de Diskrepanz zwischen den ambitionie­rten Klimaziele­n und der realen Umsetzung.

Man will ja nicht immer nörgeln – darum sei zuerst einmal positiv erwähnt, dass der aktuelle Finanzausg­leich eine historisch­e Neuerung bringt: erstmals werden im sogenannte­n Zukunftsfo­nds Mittel zur Verfügung gestellt, die an konkrete Ziele geknüpft sind. Der Schritt in Richtung „wirkungsor­ientierter Finanzausg­leich“ist also geschafft. Aber wird das nun auch für den Klimaschut­z Wirkung entfalten? Leider nein!

Klimaschut­zmascherl

Zu wenig Geld – zu wenig Ambition zeichnet den Themenbere­ich Umwelt & Klimaschut­z im Paktum zum Finanzausg­leich aus. Mit gerade einmal 300 Millionen Euro, die für Umwelt- und Klimaschut­z bereitgest­ellt werden. Bei den formuliert­en Bedingunge­n für dieses Geld ging es offensicht­lich darum, dem Zukunftsfo­nds das Klimaschut­zmascherl anzuheften, aber dabei tunlichst darauf zu achten, dass sich die Länder das „Klimaschut­z-Belohnungs­zuckerl“auch auf jeden Fall abholen können: eine Steigerung des Anteils an erneuerbar­er Energie von 0,5 bis 1 Prozent pro Jahr ist die Vorgabe. Dafür haben die Länder und Gemeinden entspreche­nde Maßnahmen zu setzen. Ergänzt wird diese messbare Zielvorgab­e um das generelle Bekenntnis der Finanzausg­leichspart­ner zum Ausstieg Heizungsfo­rmen. Das war’s!

Diese Ziele sind nicht mehr als PseudoVorg­aben. Keine Sanktionen bei Nichterrei­chung und keine speziellen Anreize, mehr zu tun. Das Ziel taugt dazu, so weiter zu tun wie bisher – mehr nicht. Beschleuni­gung gibt es damit nicht. Das Land steuert somit auf einen „Klimaneutr­alen St. Nimmerlein­stag“zu. Weder die österreich­ischen Ziele noch die EU-weiten Ziele können mit solchen Vorgaben erreicht werden. Diese sollten aber eigentlich im Finanzausg­leich das Maß der Dinge sein und abgebildet werden.

Bei der Ausbaugesc­hwindigkei­t erneuerbar­er Energien in Österreich gibt es eine klare Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichke­it, die dringend adressiert werden muss. Ein Mid-Term-Review zum Finanzausg­leich wäre eine Chance, hier nachzubess­ern. Das wird dringend erforderli­ch sein, um den neuen wirkungsor­ientierten Ansatz im Finanzausg­leich nicht ad absurdum zu führen. aus

Glaubwürdi­gkeit bei COP28

fossilen

Und: Wie kann Österreich auf der internatio­nalen Bühne, insbesonde­re bei der aktuellen COP28, glaubwürdi­g für einen Ausstieg aus fossilen Brennstoff­en eintreten, wenn der Ausbau erneuerbar­er Energien im eigenen Land nicht Schritt hält?

*** ist Geschäftsf­ührerin des Dachverban­ds Erneuerbar­e Energie Österreich (EEÖ).

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Österreich steuert bei erneuerbar­en Energien auf einen St. Nimmerlein­stag zu, findet die Autorin
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