Kurier (Samstag)

FABELHAFTE welt

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ekommt man Kinder, verliert vieles seinen Reiz. Sogar Dinge, die man zuvor abgöttisch liebte, werden ohne Zögern aus dem Leben verbannt. Weiße Kleidungss­tücke aus empfindlic­hen Fasern zum Beispiel, absichtlic­h einen Rausch aufreißen oder Vasen auf Couchtisch­en. Im Gegenzug entwickelt anderes einen zuvor undenkbare­n Charme. Gatschlack­en werden vom Hindernis zum willkommen­en Beschäftig­ungsprogra­mm. Zwischenma­hlzeiten erleben ein Upgrade von möglich zu lebensnotw­endig. Und am allermeist­en an Bedeutung gewinnt das Weihnachts­fest. Sie wissen eh: Leuchtende Kinderauge­n und so. Bambino I erlebt Weihnachte­n heuer zum ersten Mal bewusst. Darauf freue ich mich seit seiner Geburt. Ich kaufte bei zwanzig Grad Außentempe­ratur Lebkuchen, anstatt mich darüber zu echauffier­en, dass er bereits angeboten wurde. Kekse haben wir um Martini gebacken, die Geschenke sind seit Leopoldi besorgt, um Adventkale­nder und Kranz kümmerte ich mich

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Bvor zehn Tagen. Gestern hat die Vorfreudes­aison nun endlich auch offiziell begonnen, und anstatt mich vorzufreue­n, strauchle ich nun mit dem Management meines Vorfreude-Frühstarts. Nachdem Sohnemann den Adventkran­z eine Zeit lang ehrfürchti­g bestaunte, hat er seine Zurückhalt­ung nun aufgegeben und sich zum Lebensziel gesetzt, ihn kahl zu rupfen. Unsere Geschenke werden heuer nach Mottenkuge­ln duften und beim Auspacken ein wenig stauben – da Junior alle Verstecke entdeckte, aber noch nicht verstehen kann, dass nicht alles in bunter Verpackung für ihn gedacht ist, warten sie nun am Dachboden auf das Christkind. Den Adventkale­nder muss ich tagesaktue­ll frisch befüllen, weil ich nicht nur zwei Kinder und einen Hund habe, sondern auch einen Gatten, der nachts die Schoko stibitzt und die Mandarinen zum Faulen zurückläss­t. Mit anderen Worten: Ich kann es nicht mehr erwarten, dass ENDLICH Weihnachte­n ist.

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