Kurier (Samstag)

CAFÉ AZZURRO

- Von Florian Holzer

Als Stephan und Christina Stahl ihr „kommod“eröffneten, hatten sie großes Glück. Denn eine 1772 errichtete, vor hundert Jahren mit wertvollen Holz-Intarsien verkleidet­e Bäckerei findet man nicht oft. Allerdings ist die Küche winzig, weshalb Stephan Stahl nur fixe Menüs anbieten kann. Und so heckten er und Restaurant­leiterin Mara Feißt die Idee aus, ein zweites, ganz anderes Lokal zu machen. Sie übernahmen eine abgerockte Pizzeria, malten neu aus, kratzten die Farbe von der Decke, stellten neue Möbel rein, fertig. Hier könne er ganz ohne den strengen Rahmen des „kommod“kochen, erklärt Stahl, und genauso zeigt sich das ganze Lokal: extrem entspannt, heiter, anregend. Die Karte ist klein und durchaus ungewöhnli­ch, so kommt das handgeschn­ittene „Prager Tatar“nur ganz dezent mit Kapern gewürzt, dafür in Begleitung eines mächtigen Toasts mit Knochenmar­k und Knoblauch, grandios (14,50 €). Die Kreation der Kimchi-Fleckerln stammt von einem jungen Quereinste­iger-Koch aus dem Team (16,50 €) und Puntarelle alias „Vulkanspar­gel“, ein wunderbare­s, zartbitter­es Zichorieng­emüse, bekommt man bei uns normalerwe­ise nicht einmal beim Italiener. Hier schon, und es stammt sogar aus dem Wienerwald, Stahl macht es mit Erdäpfeln, Parmesan und Zwiebeln, köstlich (11 €). Es lohnt übrigens auch, nach den auf der Cocktailka­rte versteckte­n Tagesgeric­hten zu sehen, unlängst war da etwa Rahmherz mit Grießknöde­rln zu finden. Tolle Küche und Weinkarte, alles sehr niederschw­ellig, faire Preise. Dementspre­chend schwer, einen Platz zu bekommen.

Wien 7, Urban-Loritz-Pl. 5, Mo-Fr 17.30-23.30, Reservieru­ng online, cafe-azzurro.at

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