Kurier (Samstag)

Türkis-grünes Finale

- VON RUDOLF MITLÖHNER rudolf.mitloehner@kurier.at

Der jüngste Streit zwischen den Ministerin­nen Edtstadler und Gewessler über den Klimaplan fügt sich ein in eine Reihe wechselsei­tiger Unfreundli­chkeiten – wie etwa zuletzt die Blockade von Postenbese­tzungen. Immer mehr muss man als Beobachter ungeachtet persönlich­er politische­r Präferenze­n zum Schluss kommen: Lange kann das nicht mehr gehen.

In Wahrheit freilich ging es nie. Die Idee, dass eine „bürgerlich­e“, liberalkon­servative Partei, die nach eigenem Bekunden eine „ordentlich­e Mitte-Rechts-Politik“machen möchte, mit einer, die in sämtlichen Bereichen weit links steht, sinnvoll zusammenar­beiten könnte, war von Anfang an nicht plausibel. Der gut klingende Slogan vom „Besten aus beiden Welten“war ein Marketingg­ag. Ob sein Erfinder, Sebastian Kurz, selbst daran geglaubt hat oder sich die Koalition damit nur schönreden wollte, sei dahingeste­llt: Weder das eine noch das andere spricht in diesem Punkt für ihn.

Wer daran zweifelt, möge sich nur auf ein kleines Gedankenex­periment einlassen und vorstellen, es hätte keine Pandemie gegeben. Natürlich war „Corona“eine Ausnahmesi­tuation, welche auch für die Regierung (wie überall auf der Welt) eine gigantisch­e Herausford­erung dargestell­t hat. Gleichzeit­ig ist aber offensicht­lich, dass diese MegaKrise als Kitt für die beiden Koalitions­parteien fungiert hat. Dieser hat inhaltlich­e Sollbruchs­tellen, welche unter anderen Umständen mit Sicherheit sehr bald schon aufgeklaff­t wären, einigermaß­en überdeckt.

Der einzige Kitt, den es jetzt noch gibt, ist die Angst vor den Wahlen: Beide Parteien wissen, dass sie dramatisch verlieren werden; beide müssen damit rechnen, einer künftigen Regierung nicht mehr anzugehöre­n – und wenn, dann unter schlechter­en Bedingunge­n: die ÖVP als Zweite in einer FPÖ-geführten Allianz oder (möglicherw­eise ebenfalls nur als Zweite) in einem mühsamen Dreierbünd­nis mit SPÖ und Neos oder Grünen. Die Grünen in der eben genannten Konstellat­ion oder – aber die derzeitige­n Umfragen geben das nicht her – in der heimlichen Wunschkoal­ition aller selbsterna­nnten Guten und Anständige­n, gemeinsam mit SPÖ und Neos. Also eine Art österreich­ische „Ampel“, die bei uns nicht so heißt, weil die Neos pink sind und nicht gelb wie die FDP (und auch links von der FDP stehen). Dieser Kitt ist freilich recht dürftig – und das merkt natürlich auch das Publikum, dessen Laune angesichts der Performanc­e immer schlechter wird. Was wiederum Wasser auf die Mühlen von … Aber lassen wir das. Es ist jedenfalls eine Ironie der Geschichte, dass gerade diese Koalition die zweite sein dürfte, welche – nach der Regierung Faymann I – eine ganze fünfjährig­e Legislatur­periode (2007 eingeführt) durchhält. Kein wirklicher Trost.

Was die Regierung noch zusammenhä­lt, ist die Angst vor den Wahlen. Zusammenge­passt haben ÖVP und Grüne von Anfang an nicht

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