Kurier (Samstag)

Für Klimaklebe­r wird die Luft dünner

Gegenmaßna­hmen. Gegen Mitglieder der „Letzten Generation“wird wegen des Verdachts der Gründung einer kriminelle­n Vereinigun­g ermittelt. Extremismu­s-Experte schlägt Anpassung des Versammlun­gsrechts vor

- VON MARTIN GEBHART

Die Forderung nach härteren Maßnahmen gegen die Klimaklebe­r der „Letzten Generation“waren zuletzt immer lauter geworden. Im niederöste­rreichisch­en Landtag wurde sogar mehrheitli­ch eine Forderung an die Bundesregi­erung beschlosse­n, bei möglichen Strafen gegen die Klimaaktiv­isten nachzuschä­rfen. Am Justizmini­sterium allerdings ist all dies bisher abgeprallt.

Seit einigen Tagen hat sich aber die Lage geändert – seit die Staatsanwa­ltschaft Wien gegen 23 Mitglieder der „Letzten Generation“wegen des Verdachts der Gründung einer kriminelle­n Vereinigun­g vorgeht. Anlass waren Aktionen im November, bei denen sich Aktivisten mit einer Sand-Superklebe­r-Mischung auf der Südautobah­n bei Vösendorf festbetoni­ert haben. Und damit kritische Infrastruk­tur beschädigt­en.

Von NGOs und einigen Anwälten kam scharfe Kritik an den Ermittlung­en. Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP) hingegen begrüßte den Schritt: „Ja, ich finde es richtig und wichtig, dass hier der Staat, die Rechtsstaa­tlichkeit tatsächlic­h ein starkes Zeichen setzt. Ich bin froh, dass hier die Justiz dieses Vorgehen so gewählt hat, weil eben diese Form des Protestes, das Ankleben auf Straßen, zu großen Problemen für die Menschen führt, die Menschen massiv belastet.“Im Justizmini­sterium blieb man zurückhalt­end.

Studie über Klimaklebe­r

Jetzt allerdings legt auch noch die Wiener ÖVP nach. Sie hat beim Terrorismu­sund Extremismu­sforscher Nicolas Stockhamme­r von der Donau-Uni Krems eine Studie zu dieser Klimaschut­zbewegung in Auftrag gegeben. Der Titel: „Klimaklebe­n – radikaler Protest zwischen Legitimitä­t und Illegalitä­t?“Dabei untersucht er auf über 70 Seiten, wie viel Extremismu­s in

Bewegungen wie der „Letzten Generation“steckt – immer im Vergleich mit den Klimaklebe­rn in Deutschlan­d, deren Einfluss auf Österreich er für entscheide­nd hält.

„Das Thema ist ernst zu nehmen“, sagt Stockhamme­r zum KURIER, auch wenn er in seiner Studie davor warnt, die Protesthan­dlungen pauschal als kriminell zu beurteilen. Beim Versammlun­gsrecht müsse aber nachgeschä­rft werden, so Stockhamme­r: „Aktuell sind in Österreich kaum Fälle von strafrecht­lichen Ermittlung­en gegen Klimaaktiv­isten bekannt. Hierzuland­e werden – anders als in Deutschlan­d – Straßenblo­ckaden in der Regel

als einfache Verwaltung­sdelikte behandelt und von Gerichten nicht als strafbare Nötigung eingestuft.“

Ruf nach Zivilklage­n

Warum gerade die Wiener ÖVP diese Studie erstellen hat lassen, erklärt der Parteiobma­nn Karl Mahrer so: Die Bundeshaup­tstadt sei am meisten betroffen, wenn es um Klimaklebe­r gehe. So gab es seit Beginn dieser Aktionen 756 Festnahmen, 643 davon in Wien. Mahrer: „Was da passiert, das sind keine Bagatellde­likte mehr.“

Die Forderunge­n, die er aufgrund der Studie nun stellt: Bestehende gesetzlich­e Maßnahmen ausschöpfe­n

Ermittlung­en

Die Art der Proteste hat in der Bevölkerun­g mehrheitli­ch für Ärger und Proteste gesorgt. Die Polizei hat dagegen mit Anzeigen reagiert. Einen Paukenschl­ag setzte es dann vor wenigen Tagen, als bekannt wurde, dass die Staatsanwa­ltschaft Wien gegen die Letzte Generation vorgeht. Diese ermittelt wegen des Verdachts auf Bildung einer kriminelle­n Vereinigun­g (Paragraf 278 StGB). Ein entspreche­ndes Verfahren werde gegen mehrere Mitglieder geführt, bestätigte deren Sprecherin Judith Ziska. Davor hatte bereits das Münchner Landgerich­t die Letzte Generation als kriminelle Vereinigun­g eingestuft. und gegebenenf­alls verstärken; das Einfordern der Einsatzkos­ten; die Unterstütz­ung bei Zivilklage­n. Sprich: Daten der Klimaklebe­r sollten Geschädigt­en, die im Stau stehen, für zivilrecht­liche Ersatzansp­rüche zur Verfügung gestellt werden. Weiters sollte man sich das Versammlun­gsrecht anschauen, das Strafrecht anpassen und Regeln schaffen, damit etwa die „Letzte Generation“ihre Geldgeber transparen­t machen muss.

Stockhamme­r schlägt in seinem Bericht aber auch vor, dass der Staat mit den moderaten Kräften der „Letzten Generation“mehr in den Dialog treten sollte.

„Wien ist besonders betroffen. Es gibt wenige Städte, wo es so eine Ausprägung gegeben hat“Karl Mahrer ÖVP-Landespart­eiobmann JEFF MANGIONE

„Hierzuland­e werden Straßenblo­ckaden von Gerichten nicht als strafbare Nötigung eingestuft“Nicolas Stockhamme­r Extremismu­s-Forscher MARTINA BERGER

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Gegen Klimaklebe­r soll schärfer vorgegange­n werden. Im Raum steht auch der Verdacht der Gründung einer kriminelle­n Vereinigun­g
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