Die höchste Österreicherin bei der KFOR
Roswitha Mathes berät den Kommandanten der Mission in Gender-Fragen
Bedürfnisse. Wie in friedlichen Gegenden existieren auch in Konfliktregionen unterschiedliche Lebensrealitäten. So haben Frauen oftmals andere Sicherheitsbedürfnisse als Männer – aber nicht nur das: Die Perspektive einer älteren, kranken Frau ist in der Regel eine andere als die einer jungen, gesunden. Auch ethnische Zugehörigkeit, Bildungsstand oder finanzielle Ressourcen können sich auf Wahrnehmung und Folgen von Friedensmissionen auswirken.
Der Job von Roswitha Mathes ist es, als „Chief Gender Advisor“die Einsatzkräfte der Kosovo-Truppe KFOR genau darauf zu sensibilisieren und sie – zusammen mit zwei Kolleginnen, beides ebenfalls Österreicherinnen – darauf zu schulen, bei ihren Einsätzen verschiedene soziale Kategorien in der Bevölkerung mitzudenken.
Die gebürtige Wienerin sitzt im unmittelbaren Beratungsstab des KFORChefs, aktuell ist das Generalmajor Özkan Ulutas aus der Türkei, und erstellt monatliche Berichte für ihn. International gesehen hat Mathes damit derzeit die höchste Position der Österreicher bei der KFOR inne.
„Ich bin hier nicht die Frauenbeauftragte“, stellt sie im Gespräch mit dem KURIER gleich zu Beginn klar. Viele würden das glauben, doch mit der Gleichstellung von Soldaten und Soldatinnen in den Camps der Mission habe sie nichts zu tun. Soldatinnen hätten bei militärischen Einsätzen aber durchaus einen Mehrwert, der auch positive Auswirkungen auf ihre Arbeit habe, sagt Roswitha Mathes: „Frauen reden oft lieber mit anderen Frauen über gewisse Themen“– Themen, die für die KFOR beim Verstehen von gesellschaftlichen Entwicklungen im Kosovo relevant sein könnten.
Für Mathes ist es die fünfte Auslandsmission, sie war bereits als Psychologin im Libanon und in BosnienHerzegowina tätig. „Ich frage mich jedes Mal wieder, warum ich das mache“, sagt sie lachend. Am Ende überwiege die Hoffnung, etwas zum Guten verändern zu können.