Kneissl über Putin: Er „ist der intelligenteste Gentleman“
Keine Verurteilung des Ukraine-Krieges
Ex-Außenministerin. Nach Auftritten im russischen Staatsfernsehen stellte sich die ehemalige österreichische Außenministerin Karin Kneissl in St. Petersburg nun den Fragen eines BBC-Reporters – und blieb ihrer Kreml-freundlichen Linie treu. Mehr als das. Die 58-jährige lobte Präsident Wladimir Putin in den höchsten Tönen: „Er ist der intelligenteste Gentlemen, mit Betonung auf Gentleman, und ich habe einige getroffen.“
Auf den Einwand des Journalisten, dass die vom Kremlchef angeordnete Invasion in der Ukraine gar nicht gentleman-like sei, erwiderte die frühere rot-weiß-rote Chefdiplomatin, dass auch die britischen Ex-Premiers Tony Blair und David Cameron Kriege geführt hätten – etwa in Libyen und Syrien. Eine Verurteilung des russischen Waffenganges in der Ukraine kam Kneissl nicht über die Lippen.
Dafür pries sie die „akademischen Freiheit“in Russland, „die ich bei meiner Lehrtätigkeit innerhalb der Europäischen Union zu vermissen begann“. Trotz zahlreicher Verhaftungen und Verurteilungen von russischen Oppositionellen zu langjährigen Haftstrafen betonte Kneissl, dass sie in ihrer „unmittelbaren Umgebung keine Art von Repression gesehen“habe.
Angesprochen auf ihre Hochzeit in der Steiermark, zu der auch Putin kam, sagte sie, dass sie das Thema langweile.
Putin überholt Stalin
Der Kremlchef hat indes seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl 2024 bekannt gegeben. An seiner Wiederwahl gibt es keine Zweifel. Steht der 71-Jährige die sechsjährige Periode durch, würde er länger an der Macht sein als Diktator Josef Stalin (19241953) – und der längst amtierende russische Staatschef seit Zarin Katharina der Großen (1762-1796) werden.