Land zwischen Vergangenheit und Zukunft
Die UN-Klimakonferenz rückt ein Land in den Fokus, über das neben Erdöl, Luxusläden und dem höchsten Gebäude der Welt nur wenig bekannt ist. Ob es vor den 1970ern überhaupt existierte, lesen Sie hier
In den 2000er-Jahren hat Muhammad bin Raschid Al Maktoum beschlossen, dass Dubai eine weitere Einnahmequellebraucht.Gut,dasÖlgeschäft brummte, Klimakleber waren noch nicht geboren, und auch die gigantomanische Kunstmetropole, die ab den 1970ern aus dem Nichts auf Sand gebaut worden war, entwickelte sich wie gewünscht zur Touristenattraktion. Doch der schlaue Scheich baut vor. Als Emir von Dubai ordnete Muhammad bin Raschid also an, dass Bastakiya, das Ur-Dubai am Fluss Creek, ein Stadtviertel, das man zwischen all den hypermodernen Wolkenkratzern leicht übersehen könnte, renoviert und revitalisiert werden sollte, um den Besuchern aus aller Welt die Geschichte Dubais nahezubringen.
Dubai und Geschichte? Tatsächlich! Wer heute die Bastakiya Heritage Tour bucht, erfährt vom Führer: „Ursprünglich waren wir Beduinen.“Man zog auf der Suche nach Wasser und Futter für die Tiere umher. Später entdeckten die Wüstensöhne das Perlentauchen. Kein Scherz! Und von da an verbrachten die AltDubaier den Sommer in der Wüste und den Winter am Meer, um nach Perlen zu tauchen. Schon bald brachte das gutes Geld ein, und die Beduinen hatten keinen Grund mehr, in die Wüste zu gehen.
Im 19. Jahrhundert haben steinreiche persische Händler, die in Dubai ihren Geschäften steuerfrei nachgehen konnten, dann das Bastakiya-Viertel aus Muschelkalkstein, der luftdurchlässig ist und wie eine natürliche Klimaanlage wirkt, erbaut.
Unabhängigkeit
Es ist die Zeit, in der Maktoum bin Buti mit etwa 800 Stammesmitgliedern der Al Bu Falasah, einem Zweig des in Abu Dhabi herrschenden Clans, die Heimat verlässt, um sich in Dubai niederzulassen. Viel mehr als 250 Häuser und das Al-Fahidi-Fort gibt es dort nicht. Trotzdem gründet Maktoum bin Buti am 9. Juni 1833 das Scheichtum Dubai und proklamiert die Unabhängigkeit.
Da Dubai über einen Naturhafen verfügt, entwickelt sich das ehemals kleine Dorf in den folgenden Jahrzehnten zu einer blühenden Hafenstadt, deren wichtigster Wirtschaftsfaktor die Perlenfischerei ist. 300 Geschäfte machenDubaizumgrößtenMarkt der Golfküste. Direkt an der Handelsroute nach Indien gelegen, haben auch die Briten längst ein Auge auf die Region geworfen. Zum Schutz vor Piraterie schließt man mit den Scheichtümern in den Küstengebieten den „Vertrag über den ewigen Frieden zur See“ab. Die Küste erhält den Namen Trucial Coast (Waffenstillstandsküste) und wird zum Protektoratsgebiet von Großbritannien.
Sheikh Maktoum sorgt für einen blühenden Seehandel. Und um 1900 legen regelmäßig britische Dampfer an, Dubai verfügt über 335 Perlentauchschiffe, und jedes Gramm Perle wird mit 320 Gramm Gold aufgewogen.
Als in Japan die Kunstperle erfunden wird, scheint es schlagartig vorbei zu sein mit den guten Geschäften. Weltwirtschaftskrise undZweiterWeltkrieggehenauch am Handelsplatz Dubai nicht spurlos vorüber. Und so bleibt Sheikh Rashid bin Saeed, der Nachnachfolger von Staatsgründer Maktoum, skeptisch und vorsichtig, als 1966 die Ölquellen in Dubai zu sprudeln beginnen. Er fürchtet, dass das Erdöl innerhalb weniger Generationen zur Neige gehen könnte, und meinte angeblich: „Mein Großvater ist auf einem Kamel geritten, mein Vater ist auf einem Kamel geritten, ich fahre einen Mercedes, mein Sohn fährt einen Land Rover, sein Sohn wird einen Land Rover fahren, aber sein Sohn wird ein Kamel reiten“. Sheikh Rashid setzt also alles daran, die Wirtschaft des Wüstenstaates krisenfest zu machen.
Heute ist Dubai eine hypermoderne Hightechmetropole. Böse Zungen sagen, dass einiges sich nicht so rasant entwickelt habe: Der aktuelle Herrscher regiert ohne Parlament, ist Vizepräsident, Premierminister und Verteidigungsminister der Vereinigten Arabischen Emirate in Personalunion, hat sechs Frauen, darunter seine Tochter. Eine seiner Ehefrauen hat mit zwei KindernsogardieFluchtergriffen.
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Das notierte Ferdinand von Hochstetter am 11. Februar 1859 über die Maori in Neuseeland in sein Tagebuch.
Doch wer war Hochstetter? Obwohl er eine zentrale Figur in der österreichischen Wissenschaft war, ist sein Name nur noch wenigen ein Begriff. Hochstetter war Geologe, Reisender, Ethnograf, Anthropologe, Sammler. Und „ein brillanter Kopf und einer der letzten Universal-Dilettanten“, wie es Mathias Harzhauser, Direktor der Geologisch-Paläontologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums (NHM), nennt.
Der Aufbruch
Im April 1857 stach der 28jährige Hochstetter mit der „Novara“zu einer Weltumsegelung in See, im Zuge derer er neun Monate in Neuseeland verbrachte. Dort untersuchte er nicht nur Gesteine, Kohlevorkommen oder Fossilien, sondern auch Gebräuche und Sitten der Maori: Seine Beobachtungen notierte er akribisch in fünf Tagebüchern. Diese werden aktuell von Experten des NHM sowie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften transkribiert und wissenschaftlich kommentiert. Die Erkenntnisse über Hochstetters erstes Tagebuch sind nun als Buch erschienen (s. Infobox).
Freilich, Reisen war früher eine beschwerliche Angelegenheit, was auch in Hochstetters Notizen über die „Novara“deutlich wird: So litt ein Großteil der Besatzung lange an Seekrankheit. Bis heute habe ich nichts von dem gefürchteten Seeübel verspürt und glaube nun, dass ein Stück Seemannsnatur in mir steckt, hielt Hochstetter fest.
Sein erster Eindruck von Neuseeland war übrigens nicht ausschließlich positiv: Die vulkanischen Kegelberge etwa beschrieb er als zusammengeschrumpft. Ebenfalls zu schaffen machten ihm die Hitze und Moskitos, welche gerade in diesen Monaten zu Milliarden die feuchten Urwälder bevölkern. Nichtsdestotrotz erwachte rasch seine Begeisterung für dieses ferne Land, von dem weite Teile für Forscher noch Neuland waren.
Was die Aufzeichnungen deutlich zeigen, ist Hochstetters Respekt vor den Maori: „Das war zu dieser Zeit keine Selbstverständlich