Kurier (Samstag)

Als Geologie revolution­är war

Sie stellte damals das christlich-klerikale Weltbild infrage

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Kontext. Zu seiner Zeit war Ferdinand von Hochstette­r (1829–1884) ein durchaus populärer Forscher. Er war auch stets erpicht, seine Erkenntnis­se einem möglichst großen Publikum nahezubrin­gen.

Gerade seine Disziplin, die Geologie, war damals eine aufstreben­de Wissenscha­ft und füllte gar Seiten in den Feuilleton­s der Zeitungen. Was heute erstaunlic­h erscheint, erklärt sich im Kontext der Zeit: Die Erde, die Meere und die Entstehung der Arten wurden damals erforscht. Entdeckung­en von Dinosaurie­rskeletten brachten etwa ganz neue Erkenntnis­se über die Vergangenh­eit zutage. „So gesehen war die Geologie damals eine subversive Wissenscha­ft. Sie war richtiggeh­end revolution­är, da sie das christlich-klerikale Weltbild infrage stellte“, erklärt Paläontolo­ge Mathias Harzhauser.

Zeitgenoss­en

Prominente Zeitgenoss­en waren etwa Alexander von Humboldt (1769–1859) oder Charles Darwin (1809–1882). Vor seiner Expedition mit der „Novara“suchte Hochstette­r Humboldt auf, um sich mit Informatio­nen und Literatur zu versorgen. Sie alle waren umfassend interessie­rte Weltreisen­de und Gelehrte. „Zur Spezialisi­erung in der Wissenscha­ft, wie wir sie heute kennen, kam es erst danach“, erklärt Harzhauser.

Manche der Forschungs­ergebnisse sind bis heute bedeutend: Erkenntnis­se Hochstette­rs zu Tsunamis rückten etwa 2004 nach dem verheerend­en Tsunami im Indischen Ozean wieder in den Fokus: Hochstette­r hatte nämlich schon 1868 in einer Handskizze den Zusammenha­ng zwischen Erdbeben und weit entfernten Flutwellen erkannt.

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