Kurier (Samstag)

Zeitlos in einer rastlosen Zeit

Die Kalenderma­cher. Familienbe­trieb aus Niederöste­rreich stellt seit 100 Jahren Tischkalen­der aus Papier her. Das Geschäft läuft so gut wie eh und je, mittlerwei­le schon in fünfter Generation Fakten

- VON MARLENE LIEBHART Gründung Fusion mit Schretzmay­er Nächste Generation

Seit mittlerwei­le 100 Jahren machen „Die Kalenderma­cher“das, was sie am besten können: Sie stellen Kalender her. Aber wie gut verkaufen sich analoge Notizbüche­r und Kalender im digitalen Zeitalter?

Fragt man Julie Steinschad­en, läuft es so gut wie eh und je. Sie ist Kalenderma­cherin in fünfter Generation und glaubt freilich an die Produkte des Familienun­ternehmens. „Gewisse analoge Dinge gehen niemals ganz weg“, sagt sie im Gespräch mit dem KURIER. Und das gelte auch für Kalender aus Papier. Der Erfolg gibt ihr recht: Mehr als zehn Millionen Produkte stellen die Kalenderma­cher jährlich her.

Verkaufssc­hlager

Besonders gefragt seien Tischkalen­der. Mit ihnen macht das Unternehme­n etwa die Hälfte des Umsatzes. Die Nachfrage danach sei seit vielen Jahren gleichblei­bend – trotz der Digitalisi­erung. „In der schnellleb­igen Welt können analoge Dinge uns erden. Und für manche ist das eben der Kalender, der immer an derselben Stelle auf dem Schreibtis­ch steht“, so Steinschad­en. Das Interesse an gebundenen Kalendern sei rückläufig. Die Umsatzeinb­ußen werden aber durch die Notizbüche­r ausgeglich­en, die seit 2018 verkauft werden.

Der Großteil der Kunden sind laut Steinschad­en Unternehme­n aus diverseste­n Branchen. Die Kalenderma­cher versuchen aber auch vermehrt Privatkund­en zu erreichen, etwa indem sie die Kalender im Vorjahr am Wiener Christkind­lmarkt angeboten und vor Ort mit einem Laser personalis­iert haben.

Überhaupt prägen und veredeln die Kalenderma­cher selbst nur kleine Bestellung­en bis 500 Stück direkt am Firmensitz. Die Herstellun­g der Kalender und Notizbüche­r findet in anderen Produktion­sstätten im Inland und den Nachbarsta­aten statt. Dass das verwendete Recyclingp­apier aus Österreich dafür Strecken bis zu 400 Kilometer zurücklege­n muss, nehmen die Kalenderma­cher in Kauf. Es sei keine Option, weniger nachhaltig­e Rohstoffe aus dem Ausland zu verwenden, erklärt Steinschad­en.

Über Generation­en

Apropos Ausland: Nach 15 Jahren Aufenthalt in Paris bei diversen Unternehme­n kehrte sie Anfang 2021 in den elterliche­n Betrieb zurück. Denn in Zukunft wird die 39Jährige die Firma leiten. Ihr Vater und Geschäftsf­ührer, Gerhard Steinschad­en, der die Firma in den 90er-Jahren ausbaute und von Wien nach Spillern in Niederöste­rreich übersiedel­te, denkt aber noch nicht über die Pension nach. „Ich ziehe mich zurück, wenn die Jungen so weit sind, dass sie die Firma übernehmen können“, sagt der 67-Jährige. Bis es so weit ist, arbeite man generation­enübergrei­fend zusammen. Das verlaufe zwar nicht immer ganz reibungslo­s, doch alle Beteiligte­n würden von den unterschie­dlichen Erfahrunge­n und Sichtweise­n der anderen

Das Unternehme­n wurde 1923 von Louise Pitzinger in Wien gegründet und ist seither familienge­führt 1994 übernimmt das Unternehme­n den Marktführe­r Schretzmay­er. Schretzmay­er-Chef Christian Schallenbe­rg wird Gesellscha­fter bei Kalenderma­cher. Danach erfolgt die Umfirmieru­ng zu „Der Kalenderma­cher“

Julie Steinschad­en und Balasz Schallenbe­rg stehen bereits in den Startlöche­rn. Sie sollen das Unternehme­n eines Tages übernehmen und führen profitiere­n, ergänzt Julie Steinschad­en. Bereits jetzt hat sie ihren ganz eigenen Zuständigk­eitsbereic­h, aus dem ihr Vater sich heraushält. Dazu gehört vor allem die Modernisie­rung des Betriebs und das Marketing.

Julie Steinschad­en betont, dass sich Digitalisi­erung und analoge Produkte nicht ausschließ­en. Jeder Trend brauche einen Gegentrend und es bringe nichts, sich gegen den technische­n Fortschrit­t zu wehren. Im Gegenteil: Sie möchte neuartige Technologi­en wie etwa Künstliche Intelligen­z in Zukunft für das Unternehme­n nutzen und so das Digitale und das Analoge verbinden.

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Mehr als zehn Millionen Produkte stellen die Kalenderma­cher jährlich her. Die Nachfrage bleibt trotz Digitalisi­erung stabil
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Gerhard und Julie Steinschad­en (mit Bild der Firmengrün­derin)

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