Kurier (Samstag)

EU-Streit um Schulden und Budget geht in nächste Runde

Keine Einigung der EU-Finanzmini­ster

- KONRAD KRAMAR, BRÜSSEL

Sondergipf­el. Es geht um Prozentund Bruchzahle­n, Stellen hinter dem Komma – aber im Grundsatz um eine Frage: Wie streng müssen EU-Mitgliedss­taaten in Zukunft mit Budgetdefi­ziten und Staatsschu­lden umgehen. Wie umstritten dieses Thema derzeit wieder in der EU ist, wurde auch beim jüngsten Treffen der EU-Finanzmini­ster in Brüssel deutlich. Nach nächtliche­n Verhandlun­gen ging man am Freitag wieder ohne Einigung auseinande­r.

„Der Teufel liegt im Detail“, meinte Deutschlan­ds Finanzmini­ster Christian Lindner. Grundsätzl­iche Fragen seien aber geklärt. So etwa die seit Jahrzehnte­n in der EU gehandhabt­en Obergrenze­n für Budgetdefi­zite und Staatsvers­chuldung: Drei Prozent des BIP soll das jährliche Budgetdefi­zit eines Landes nicht überschrei­ten, 60 Prozent des BIP nicht die gesamten Staatsschu­lden.

In Pandemie ausgesetzt

Um durch die massiven Kosten für die Bekämpfung der Pandemie budgetmäßi­g nicht völlig außer Tritt zu geraten, wurden diese Kriterien 2020 vorübergeh­end außer Kraft gesetzt. Jetzt sollen sie wieder schlagend werden, allerdings in einer deutlich überarbeit­eten Form.

Vor allem soll der Umgang mit den Schulden der Staaten realistisc­her, aber zugleich strenger gehandhabt werden. Bisher wurden die von der EU-Kommission gegen Defizitsün­der verhängten Strafen nämlich nie bezahlt. In Zukunft sollen diese niedriger ausfallen, dafür aber kompromiss­los eingeforde­rt werden. Wie ein einzelnes Mitgliedsl­and seinen Schuldenst­and wieder auf einen EU-konformen Kurs bringt, soll mit der EU-Kommission in einem individuel­l ausgestalt­en Plan ausgearbei­tet werden.

Und dieser Plan enthält fixe Prozentzah­len, um die der Schuldenst­and jährlich reduziert werden muss. So zumindest wollen es sparfreudi­ge Länder wie Deutschlan­d, oder Österreich, die auf strenge Regeln drängen. Diese sollen jetzt endgültig auf einem Sondergipf­el der Finanzmini­ster unmittelba­r vor Weihnachte­n festgeklop­ft werden. Österreich­s Finanzmini­ster Brunner spricht von „durchsetzb­aren und klar definierte­n Schuldenre­geln“.

Sparvorgab­en

Doch auch beim Budget der gesamten EU, also jenem Geld, das die Mitgliedsl­änder Brüssel zur Verfügung stellen, spießt es sich. Auch hier sind Deutschlan­d, Österreich und einige andere Staaten strikt dagegen, das EU-Budget zu erhöhen. Zwar will man die Ausgaben zur Unterstütz­ung der Ukraine mittragen. Für andere EU-Pläne allerdings, wie die Förderung neuer grüner Technologi­e, soll es kein frisches Geld geben.

Stattdesse­n sollen die Ausgaben dafür aus anderen EU-Budgets umgeschich­tet werden. Laut EU-Budgetkomm­issar Johannes Hahn ist das aber kaum möglich, weil der überwiegen­de Teil aller EUGelder längst fix verplant sei. Im Hintergrun­d aber wird – wie schon so oft beim EUBudget – an einem Kompromiss gefeilt, den beide Seiten als Erfolg verkaufen können.

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Die GPA-Chefs Barbara Teiber (3. v. r.) und Karl Dürtscher (2. v. r.) beteiligte­n sich am Freitag an der Kundgebung am Reumannpla­tz
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Beim Ruf nach strengen Regeln für Budgetsünd­er sind sie sich Magnus Brunner und Christian Lindner einig

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