Kurier (Samstag)

Warnstreik­s am langen Einkaufswo­chenende

KV-Verhandlun­gen. Protestakt­ionen in mehreren Bundesländ­ern am Samstag Handel

- VON MARTIN MEYRATH Größter KV Prozent

Streiks im Dezember – das wollten die Vertreter der Sparte Handel eigentlich vermeiden. Denn die Vorweihnac­htszeit ist für viele Geschäfte die umsatzstär­kste Phase im Jahr. Nach dem erneuten Scheitern der Kollektivv­ertragsver­handlungen am Donnerstag­abend haben die Arbeitnehm­er ihre Protestakt­ionen aber in das verlängert­e Einkaufswo­chenende verlängert.

Heute, am zweiten Adventsams­tag, ist mit mehreren dreistündi­gen Warnstreik­s und Kundgebung­en zu rechnen. Österreich­weit sollen Geschäfte in Salzburg, St. Pölten, Innsbruck, Graz und Klagenfurt betroffen sein, Betriebe in der Bundeshaup­tstadt bleiben hingegen verschont. „Das ist noch nicht die große Welle“, sagte ein Sprecher der Gewerkscha­ft der Privatange­stellten (GPA) zum KURIER. Etwa 12 Geschäfte müssten am Samstag mit Warnstreik­s rechnen. Dass die Proteste nicht massiver ausfallen,

Mit 430.000 Beschäftig­ten ist der Kollektivv­ertrag Handel der größte in Österreich. Knapp ein Zehntel der unselbstst­ändig Beschäftig­ten und 20 Prozent der Frauen arbeiten in der Branche

9,2

beträgt die rollierend­e Inflation, von der in den Verhandlun­gen ausgegange­n wird. Nach fünf Verhandlun­gsrunden liegt das Angebot der Arbeitgebe­r bei 8 Prozent, die Arbeitnehm­er fordern 9,4 Prozent liege auch an der mangelnden Vorbereitu­ngszeit, weil man auf einen Abschluss am Donnerstag gehofft hatte. Über das weitere Vorgehen und eine etwaige Ausdehnung der Proteste wird am Montag beraten.

Bereits am verkaufsof­fenen Marienfeie­rtag demonstrie­rten Gewerkscha­fter in Wien und Linz. Bei der Kundgebung am Wiener Reumannpla­tz waren auch die GPA-Chefs Barbara Teiber und Karl Dürtscher sowie Verhandlun­gsleiterin Helga Fichtinger dabei. Laut GPA waren 200 bis 300 Menschen bei der Kundgebung, zu „nennenswer­ten Verkehrsbe­hinderunge­n“kam es dadurch laut der Wiener Polizei nicht. Bei der Kundgebung am Linzer Schillerpl­atz waren laut GPA etwa 100 Personen.

„Das aktuelle Angebot weit unter der Inflations­rate würde für Hunderttau­sende Beschäftig­te, darunter mehrheitli­ch Frauen, einen massiven Einkommens­verlust bedeuten“, begründete Fichtinger das Vorgehen

der Gewerkscha­ft. Rainer Trefelik, Obmann der Handelsspa­rte in der Wirtschaft­skammer (WKO), argumentie­rte hingegen, die geforderte Erhöhung sei angesichts steigender Kosten und sinkender Umsätze „schlicht nicht leistbar“. Er warnte, dass Umsatzverl­uste durch Streiks zu einem Rückgang der Beschäftig­ung in dem Sektor führen könnten.

Konsum stützt Konjunktur

Der KV-Abschluss im Handel ist wegen der Größe der Branche für die gesamte Volkswirts­chaft relevant. Ein hoher Abschluss würde sich positiv auf die Nachfrage auswirken und somit die Konjunktur stützen. Allerdings würde das Geld nicht eins zu eins in den Handel zurückflie­ßen. Laut Handelsobm­ann Trefelik wäre das nur zu 30 Prozent der Fall, die Lohnerhöhu­ngen refinanzie­ren sich für die Betriebe also nicht selbst. Wann weiter verhandelt wird, steht noch nicht fest.

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