Warnstreiks am langen Einkaufswochenende
KV-Verhandlungen. Protestaktionen in mehreren Bundesländern am Samstag Handel
Streiks im Dezember – das wollten die Vertreter der Sparte Handel eigentlich vermeiden. Denn die Vorweihnachtszeit ist für viele Geschäfte die umsatzstärkste Phase im Jahr. Nach dem erneuten Scheitern der Kollektivvertragsverhandlungen am Donnerstagabend haben die Arbeitnehmer ihre Protestaktionen aber in das verlängerte Einkaufswochenende verlängert.
Heute, am zweiten Adventsamstag, ist mit mehreren dreistündigen Warnstreiks und Kundgebungen zu rechnen. Österreichweit sollen Geschäfte in Salzburg, St. Pölten, Innsbruck, Graz und Klagenfurt betroffen sein, Betriebe in der Bundeshauptstadt bleiben hingegen verschont. „Das ist noch nicht die große Welle“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) zum KURIER. Etwa 12 Geschäfte müssten am Samstag mit Warnstreiks rechnen. Dass die Proteste nicht massiver ausfallen,
Mit 430.000 Beschäftigten ist der Kollektivvertrag Handel der größte in Österreich. Knapp ein Zehntel der unselbstständig Beschäftigten und 20 Prozent der Frauen arbeiten in der Branche
9,2
beträgt die rollierende Inflation, von der in den Verhandlungen ausgegangen wird. Nach fünf Verhandlungsrunden liegt das Angebot der Arbeitgeber bei 8 Prozent, die Arbeitnehmer fordern 9,4 Prozent liege auch an der mangelnden Vorbereitungszeit, weil man auf einen Abschluss am Donnerstag gehofft hatte. Über das weitere Vorgehen und eine etwaige Ausdehnung der Proteste wird am Montag beraten.
Bereits am verkaufsoffenen Marienfeiertag demonstrierten Gewerkschafter in Wien und Linz. Bei der Kundgebung am Wiener Reumannplatz waren auch die GPA-Chefs Barbara Teiber und Karl Dürtscher sowie Verhandlungsleiterin Helga Fichtinger dabei. Laut GPA waren 200 bis 300 Menschen bei der Kundgebung, zu „nennenswerten Verkehrsbehinderungen“kam es dadurch laut der Wiener Polizei nicht. Bei der Kundgebung am Linzer Schillerplatz waren laut GPA etwa 100 Personen.
„Das aktuelle Angebot weit unter der Inflationsrate würde für Hunderttausende Beschäftigte, darunter mehrheitlich Frauen, einen massiven Einkommensverlust bedeuten“, begründete Fichtinger das Vorgehen
der Gewerkschaft. Rainer Trefelik, Obmann der Handelssparte in der Wirtschaftskammer (WKO), argumentierte hingegen, die geforderte Erhöhung sei angesichts steigender Kosten und sinkender Umsätze „schlicht nicht leistbar“. Er warnte, dass Umsatzverluste durch Streiks zu einem Rückgang der Beschäftigung in dem Sektor führen könnten.
Konsum stützt Konjunktur
Der KV-Abschluss im Handel ist wegen der Größe der Branche für die gesamte Volkswirtschaft relevant. Ein hoher Abschluss würde sich positiv auf die Nachfrage auswirken und somit die Konjunktur stützen. Allerdings würde das Geld nicht eins zu eins in den Handel zurückfließen. Laut Handelsobmann Trefelik wäre das nur zu 30 Prozent der Fall, die Lohnerhöhungen refinanzieren sich für die Betriebe also nicht selbst. Wann weiter verhandelt wird, steht noch nicht fest.