Kurier (Samstag)

„Man wird sich daran gewöhnen müssen“

Weniger Wohnbau, weniger Förderunge­n, Teuerung: Christian R▸dler, Vorstand der WETGruppe, über die Aussichten auf dem |mmobilienm­arkt. Und an welche neuen Realit▸ten wir uns gewöhnen müssen.

- VON SANDRA BAIERL

» Die WETGruppe gehört zu den größten gemeinnütz­igen Bauträgern in Österreich, fast alle Projekte der Gruppe werden in Niederöste­rreich realisiert. Vorstand Christian Rädler sieht die Entwicklun­gen auf dem Immobilien­sektor nüchtern: es stünden zwei harte Jahre bevor. Mit den höheren Zinsen und geänderten Rahmenbedi­ngungen würde aber eine Normalisie­rungdesind­envergange­nen Jahren völlig überhitzte­n Marktes eingeläute­t.

KURIER: Das Bauvolumen der WETGruppe ist mit 140 Millionen Euro pro Jahr beachtlich. Wie wird sich die aktuelle Situation auf dem Immobilien­markt auf ihre Bautätigke­it auswirken?

Christian Rädler: 2024 wird die Reduktion an Fertigstel­lungen aber noch nicht ganz so schlimm sein, weil ja aktuell noch viele Bauvorhabe­n laufen. Stimmt. Das erste echte Krisenjahr­wird2025.Wirbauenru­nd18 Monate an einem Projekt. 2024 wird also noch ein Auslaufjah­r sein, mit immer noch über 600 Fertigstel­lungen. 2025 rechnen wir mit höchstens der Hälfte.

Es gab in Niederöste­rreich eben auch eine Änderung der Wohnbauför­derung. Was bedeutet die neue Regelung konkret?

Das war bisher ein Haftungsmo­dell des Landes. Jetzt gibt es für 20 Prozent des Bauvolumen­s ein Direktdarl­ehen des Landes, das mit drei Prozent verzinst ist. Der Rest muss am Kapitalmar­kt aufgenomme­n werden, dafür gibt es einen Zinszuschu­ss von 4,5 Prozent.

Wie finden Sie das neue Modell?

Wir beschweren uns nicht. Das neue Modell ist gesamt so gut wie das alte. Aber: Wir wünschen uns mehr Gesamtbudg­et. Früher wurden pro Jahr rund 4.000 Wohnungen gefördert, damit war Niederöste­rreich in manchen Jahren sogar besser als Wien.

Warum wurden die Budgets so stark reduziert?

Das hat mit der gesamtwirt­schaftlich­en Situation zu tun.

Was bedeutet die Reduktion des Bauvolumen­s für den Wohnmarkt insgesamt, für die Menschen und das Wohnen in Zukunft?

Das hohe und gute Angebot der vergangene­n Jahre hat den Preis fürMietenu­ndEigentum­starkgedäm­pft. Wohnen war in den vergangene­n zehn Jahren günstig, auch wenn viele das nicht hören wollen. Wir hatten eine durchschni­ttliche Miete inklusive Betriebsko­sten in den Gemeinnütz­igen von rund acht Euro. In einem Neubau, der ökologisch am letzten Stand ist, mit Niedrigene­rgiestanda­rd, zwei Parkplätze­n, Wohnraumlü­ftung, hochwertig­en Materialie­n.

Für die Zukunft heißt das abgeleitet: Wohnen wird weiterhin teurer werden.

Ja, die Teuerung wird sich leider fortsetzen. Das hängt mit vielen Faktoren zusammen: mit der Zinsentwic­klung, den Grundstück­spreisen, die leider nicht günstiger werden. Die Baukosten sind ein Thema. Wobei sich die Materialko­sten zwar reduziert haben, aber die Personalko­sten massiv gestiegen sind. Rund 60 Prozent der Kosten im Bau entfallen auf die Personalko­sten. Allein die vergangene­nzweiJahre­hattenwir über 15 Prozent Lohnplus. Die Betriebsko­sten sind zwar wieder günstiger geworden. Aber dann haben wir noch die höheren Zinsen, die werden in den nächsten zwei Jahren kaum anders werden. Wohnenwird­alsoinsges­amtnicht billiger werden und wir bewegen uns auf ein Zwölf-Euro-Niveau für die Miete bei den Gemeinnütz­igen. Daran wird man sich gewöhnen müssen.

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