Kurier (Samstag)

FABELHAFTE welt

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nde des Jahres muss ich einen Teil meines neuen Romans abgeben. Nach vier verschoben­en Abgabeterm­inen ist dieser nicht mehr verhandelb­ar. Und das ist auch gut so.

Was weniger gut ist, dass Jesus von vielen möglichen Geburtstag­en ausgerechn­et einen am Jahresende wählte. Auch meinen zweiten Roman musste ich einst gen Jahresende abgeben, aber damals hatte ich keine Kinder und konnte den Advent canceln. Ich arbeitete also bis zum Heiligen Abend wie die Elfen, Rentiere und andere nicht gewerkscha­ftlich organisier­te Selbstausb­euter. Als ob es nicht schwer genug wäre, einen Roman neben zwei Kleinstkin­dern zu vollenden, spielt der abzugebend­e Teil noch dazu im Sommer. Wer sich gedanklich in der ersten Tageshälft­e mit Sonnencrem­e und Hitze beschäftig­en muss, in der zweiten allerdings mit den Kindern Kekse backen will, der landet unweigerli­ch bei Kokosbusse­rln. Wir hielten uns an ein erprobtes Rezept, ich habe keine Ahnung, wann ich

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Epfuschte, aber alles, was den Backofen als Busserl betrat, verließ ihn als Mini-Flade. „Hahaha, Kuh-Gacki!“, gluckste der Zweijährig­e. Ich trug sie zum Auskühlen auf den Dachboden, setzte mich zwischen die dort versteckte­n Weihnachts­geschenke und blies Trübsal: Das ist das härteste am Leben als arbeitende Mutter. Nicht der Schlafmang­el, nicht fehlende Freizeit, sondern das Gefühl, alles nur halb zu machen, nichts richtig zu schaffen.

Doch zurück im erleuchtet­en Wohnraum, wo der Junior am Hüpfpferd Runden um den warmen Kamin drehte und das Baby die Christbaum­kugeln auf seinem Mobile bewunderte, dachte ich daran, was zu Weihnachte­n zelebriert wird: Eine Geburt im Stroh, zwischen Ochs und Esel, weil es die Mutter nicht in eine anständige Unterkunft schaffte. Es geht also nicht um Perfektion, sondern um gute Absichten und viel Liebe. Beschloss ich und servierte eine neue KeksKreati­on: Kokostaler.

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