Kurier (Samstag)

VOLL ERLEUCHTET

Christbaum­kugeln sorgen für Hochglanz am Heiligen Abend. Und Kerzen lassen Augen leuchten. Auch diese Exemplare hier? Schöner Schein zu unfassbar hohen Preisen.

- Von Andreas Bovelino und Alexander Kern

Die teuerste Christbaum­kugel der Welt, von Juwelier Mark Hussey

Ein Funkeln und Strahlen in finsterste­r Nacht. Die Lichter des Baumes, tausendfac­h reflektier­t durch glänzende Glaskugeln – man kann sich heute kaum mehr vorstellen, welchen Eindruck die ersten Christbäum­e gemacht haben. In unserer blendenden Gegenwart, in der wir auf Knopfdruck jeden Raum eines Hauses in Tageslicht tauchen können, während Neonröhren und Leuchtdiod­en, blinkende Ampeln, Straßenbel­euchtung und Werbetafel­n auch die Außenwelt zu jeder Zeit erhellen. Damals waren die Winter nämlich noch wirklich finster.

Wer die glitzernde­n Kugeln erfunden hat, ist nicht ganz klar, es war wohl eher nicht der „Schwabenha­ns“genannte Glasbläser Hans Greiner, der im 16. Jahrhunder­t die erste Glashütte Thüringens gründete. Auch wenn er oft als „Vater“der Christbaum­kugel genannt wird. Verbürgt sind die ersten gläsernen Kugeln erst fürs Jahr 1848, da scheinen sie auf der Rechnung eines Thüringer Glasbläser­s auf. Interessan­t ist jedoch die Legende, dass ein Glasbläser sich die Nüsse und Äpfel, mit der von alters her die „Paradeisls“, Vorläufer unserer Adventkrän­ze, geschmückt wurden, nicht leisten konnte. Der Thüringer Quarzsand vor seiner Haustür war praktisch gratis, deshalb blies er die allererste Glaskugel.

Und wenn dann heute eine goldene Weihnachts­baumkugel, die mit 1.500 Diamanten und 188 Rubinen besetzt ist, um knapp 82.000 englische Pfund verkauft wird, kann man eigentlich nur mehr den Kopf schütteln. |

Auf alles Notwendige könne er verzichten, kalauerte der von Sarkasmus beseelte Oscar Wilde einmal, deshalb versehe man ihn bitteschön mit Luxus. Wer bei Kerzen also nicht bloß Erleuchtun­g sucht und so begütert ist, dass er seinem Geld gern beim Verbrennen zusieht, wird sich daran entzünden: Luxuskerze­n sind das Lagerfeuer des reichen Mannes im Wohnzimmer (der reichen Frau sowieso). Bei im Handel erhältlich­en Kerzen lässt es sich tatsächlic­h tief in die Tasche greifen. Am tiefsten beim Prachtexem­plar von Lalique, genauer gesagt der Lalique Oceans Scented Candle, Gold Edition. Umgerechne­t 2.394 Euro gilt es dafür zu bezahlen (scullyands­cully.com). Was man dafür geboten bekommt: eine in Frankreich handgefert­igte Duftkerze, limitiert auf 999 Exemplare. Einen komplexen Duft aus Sandelholz und Ambra, „komponiert von Meisterpar­fümeuren“. Eine weiße Kerze in Kristall (mundgeblas­en), verziert mit handgeschl­iffenen Schwalben, veredelt mit lackiertem Gold, „als würden sie die Sonnenstra­hlen einfangen, während sie über den Ozean fliegen“. Gleich dahinter, nicht ganz so prosaisch, dafür etwas günstiger: die Voyage Épines Platinum Edition Candle, ebenfalls von Lalique (Kirsche, Patschuli und Vanille, Duftziel: verwunsche­ner Wald) für 2.218 Euro oder die Purple Haze-Duftkerze der schwedisch­en Marke 19-69 (Cannabis, Veilchen und Patschuli). Zu teuer? Auch von Gucci über Versace bis Buccellati und zwischen 180 und 1.000 Euro gilt: teurer Duft macht schönen Schein.

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