Kurier (Samstag)

Die Falschen am Pranger

- VON ANDREAS SCHWARZ andreas.schwarz@kurier.at

Der amerikanis­che Präsident hat ungewöhnli­ch deutlich Israels Vorgehen im Gazastreif­en infrage gestellt: „Die Unterstütz­ung schwindet langsam“, sagte Joe Biden diese Woche und kritisiert­e das Kabinett Netanjahu für seine mangelnde Bereitscha­ft zu einer Zweistaate­nlösung.

Die UNO-Vollversam­mlung hat per Resolution einen sofortigen humanitäre­n Waffenstil­lstand im Gazastreif­en gefordert. Und die vor allem in Europa und den USA auf die Straße getragene Stimmung ist angesichts von bereits 18.600 Toten im Gazastreif­en (Hamas-Angaben) ohnehin ident mit jener der verhaltens­auffällige­n Greta Thunberg: Israel begeht Völkermord.

Und Israel? Hat angekündig­t, den Krieg gegen die Hamas auch ohne internatio­nale Unterstütz­ung fortzusetz­en. Ein Waffenstil­lstand wäre ein Geschenk an die Hamas, zurückzuke­hren, Israel erneut zu bedrohen.

Hat Israel recht? Ja.

Man kann auch 70 Tage nach dem Überfall entfesselt­er Hamas-Horden auf Israel nicht oft genug darauf hinweisen: Keine politische Ausgangsla­ge rechtferti­gt ein solches Verbrechen, weder an jüdischem noch an sonstigem Leben. Und: Die Hamas kämpft nur mit einem (vom Iran unterstütz­ten) Ziel – Israel zu vernichten.

Dieses Ziel ist mit Waffen allein nicht zu erreichen – das haben Zeit der Existenz Israels schon potentere arabische Armeen versucht. Aber mit der Hoheit über die Meinung in der arabischen Welt und außerhalb, da ist viel zu gewinnen.

Diese Hoheit hat die Hamas. Nicht ihr Terror, sondern die „unverhältn­ismäßige“Reaktion Israels steht in der Kritik (dümmster Vorwurf – hätte Israel im Verhältnis 1:1 Zivilisten vergewalti­gen, köpfen, entführen sollen?). In der Staatenwel­t gibt es eine antiisrael­ische Mehrheit, das zeigen alle unverhältn­ismäßigen UN-Resolution­en gegen Israel. Und es gibt einen muslimisch­en und linken Antisemiti­smus, der von deutschen Städten bis zu US-Universitä­ten (und der Angewandte­n in Wien!) Israel vorführt.

Krieg ist nie erfreulich. Der Krieg gegen die Hamas fordert in der Zivilbevöl­kerung Opfer. Einen Waffenstil­lstand hat die Hamas mit neuem Terror gebrochen. Sie verschanzt sich hinter Zivilisten/Geiseln. „Wie schützt man Israel und verschont Palästinen­ser, ohne die Hamas zu verschonen?“, fragte jüngst die Zeit – es gibt keine Antwort. Die in der Realität lautet: Israel steht am Pranger.

Umso mehr: Wo sind die, die in Europa oder den USA gegen die Hamas auf die Straße gehen? Wer benennt in der UNO die Verbrechen derer, die Israel auslöschen wollen? Wer demonstrie­rt für die Befreiung der palästinen­sischen Zivilisten von der Geiselnahm­e durch die Radikalen?

PS: In Deutschlan­d und den Niederland­en wurden diese Woche mehrere Hamas-Terroriste­n und -Sympathisa­nten verhaftet. Waffen für Anschläge auf jüdische Einrichtun­gen in Europa lagen schon bereit. Wo ist der Aufschrei?

Ehe es vergessen wird: Die Hamas will Israel vernichten. Der Krieg gegen sie ist nicht erfreulich. Aber notwendig

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