Kurier (Samstag)

Im Nahost-Konflikt kommt die EU auch weiter auf keinen Nenner

Österreich und Deutschlan­d verärgert über EU-„Außenminis­ter“Josep Borrell

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Brüssel. Israel müsse „konkrete Maßnahmen ergreifen, um die beispiello­se Gewalt israelisch­er Siedler im besetzten Westjordan­land zu stoppen“– darauf konnten sich die EU-Mitgliedss­taaten am Gipfel einigen. Eine tatsächlic­he Erklärung zur Situation in Nahost wird sich allerdings nicht ausgehen. Zu unterschie­dlich sind die Positionen der EU-Mitgliedss­taaten.

Schon beim letzten Gipfel im November konnte man sich nicht einmal darauf einigen, ob man eine „Feuerpause“, oder „Feuerpause­n“fordern solle – und seither ist man noch weiter auseinande­r gedriftet.

EU-„Außenminis­ter“Josep Borrell hat zuletzt Israel immer härter wegen seines Vorgehens im Gazastreif­en kritisiert. Damit liegt er zwar auf der Linie von EUStaaten wie Spanien oder Irland, Österreich und Deutschlan­d dagegen zeigen sich zunehmend verärgert. Die beiden Staaten zählen zu den entschloss­ensten Unterstütz­ern Israels, betonen dessen Recht auf „Selbstvert­eidigung“und betrachten Borrells Haltung als einseitig. Der Spanier vertrete nicht die Position der EU-Staaten und unternehme stattdesse­n Alleingäng­e.

Der irische Regierungs­chef Leo Varadkar wiederum kritisiert­e Österreich und Deutschlan­d für ihre Ablehnung einer Feuerpause. „Diese Länder glauben, dass das Israel daran hindern würde, die Hamas-Terroriste­n zu verfolgen“, sagte er. „Dieser Auslegung kann ich nicht zustimmen. Man kann Terroriste­n verfolgen, ohne sich auf die Art von Krieg und Zerstörung einzulasse­n, die Israel im Moment in Gaza betreibt.“

Varadkar kritisiert­e zudem, dass jüdische Siedler im besetzten Westjordan­land „hunderte Palästinen­ser“getötet hätten, obwohl es dabei nicht um Hamaskontr­ollierte Gegenden handele. Die USA haben über diese radikalen Siedler inzwischen ein Einreiseve­rbot verhängt. Die EU diskutiert darüber noch.

Im Schlussdok­ument des EU-Gipfels blieb der Platz für das Thema Nahost, der eigentlich fix eingeplant war, zuletzt leer.

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