Kurier (Samstag)

AliExpress ist zurück in Österreich

Der chinesisch­e Onlinehänd­ler musste zuvor die Lieferung aufgrund der neuen Verpackung­sverordnun­g stark einschränk­en

- VON MARCEL STROBL UND THOMAS PRENNER

Vor knapp einem Jahr stellten zahlreiche Händler des chinesisch­en Online-Marktplatz­es AliExpress ihren Versand nach Österreich ein. Begründet wurde das mit der neuen Verpackung­sverordnun­g, die am 1. Jänner 2023 in Kraft trat. Sie schreibt vor, dass Versandhän­dler außerhalb Österreich­s einen „bevollmäch­tigten Vertreter für Verpackung­en“in Österreich brauchen. Diese Bevollmäch­tigten sammeln Verpackung­en, entsorgen oder verwerten sie. Beispielsw­eise bietet die ARA diesen Service an. Für viele kleine Händler auf AliExpress war dieser Aufwand zu groß, eine zentralisi­erte einfache Lösung gab es bislang nicht.

Das hat sich nun geändert. Seit Anfang der Woche ist es Händlern auf AliExpress wieder möglich, nahezu alle Artikel nach Österreich zu liefern. Eine Nachschau des KURIER ergab, dass es kaum noch Produkte gibt, bei denen die einstige

Plattform AliExpress gehört zum chinesisch­en Shopping-Riesen Alibaba. Anders als Amazon hat es keinen direkten Kontakt mit den Produkten – es stellt kleineren Händlern lediglich die Plattform zur Verfügung, um ihre Waren anzubieten

Verordnung

Die neue Verpackung­sverordnun­g ist Anfang 2023 in Kraft getreten und schreibt vor, dass Händler außerhalb Österreich­s einen „bevollmäch­tigten Vertreter für Verpackung­en“in Österreich brauchen. Haben sie das nicht, dürfen sie nicht hierher verschicke­n Fehlermeld­ung angezeigt wird.

Eine Nachfrage bei der Alibaba-Tochter wurde allerdings nur zurückhalt­end beantworte­t. Das chinesisch­e Unternehme­n gab sich gewohnt schweigsam und schickte beinahe dasselbe Statement, wie bereits vor einem Jahr. Man respektier­e die geltenden Regeln der einzelnen Märkte und bemühe sich, diese auch einzuhalte­n. Die Händler seien außerdem selbst verantwort­lich, die hierzuland­e geltenden Regeln und Vorschrift­en einzuhalte­n.

Kleiner Unterschie­d

Ein einzelner Satz im Statement unterschei­det sich allerdings von der Auskunft aus dem Frühjahr. Damals hieß es noch, dass „AliExpress Händler aktiv ermutigt, die EPR-Anforderun­gen (Anmerkung: dazu gehört auch die Verpackung­sverordnun­g) zu erfüllen, um den österreich­ischen Verbrauche­rn eine breite Produktaus­wahl und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten.“Auf die neuste Anfrage gibt AliExpress an, dass das Unternehme­n „bestimmte Drittanbie­ter eingeführt“habe, um die „Einhaltung der Vorschrift­en zu erleichter­n“. Ob sich AliExpress nun um einen eigenen „bevollmäch­tigten Vertreter für Verpackung­en“gekümmert hat, oder nur bei der Vermittlun­g eines solchen hilft, ist unklar. Fest steht, dass es AliExpress ein Anliegen ist, die Verpackung­sverordnun­g einzuhalte­n und wieder nach Österreich zu liefern.

Bastler-Szene

Für technikaff­ine Bastler ist die Rückkehr eine gute Nachricht. Entgegen mancher Wahrnehmun­g ist AliExpress nicht nur ein Umschlagpl­atz für billige Kleidung und gefälschte Markenprod­ukte.

Oft sind Ersatzteil­e für ursprüngli­ch in Fernost produziert­e Elektronik­geräte hierzuland­e kaum auf einem anderen Weg erhältlich. Darum kaufen Bastler und Menschen, die ihre Elektronik­geräte selber reparieren, oft dort ein. Auch für gemeinnütz­ige Einrichtun­gen wie Reparaturc­afés ist AliExpress ein beliebter Anlaufpunk­t für das Besorgen von Ersatzteil­en. „Die Menschen kommen etwa mit einem Staubsaugr­oboter mit kaputtem Motor. Wir haben einfach auf AliExpress geschaut und einen neuen Motor bestellt“, erzählte etwa ein Bastler in einem früheren Gespräch mit dem KURIER. Nicht selten sind es auch ganze Platinen, die man um wenige Euros bestellen und so Geräte vor dem Sperrmüll bewahren kann.

Dass AliExpress aktiv mitgeholfe­n hat, die Situation für österreich­ische Kunden zu lösen, könnte auch andere Gründe haben. Der Konkurrent Temu startete hierzuland­e Mitte des Jahres und fiel mit aggressive­r Werbung und Rabattakti­onen auf. Dieses Unternehme­n wurde zwar in den USA gegründet, setzt aber auf das gleiche Prinzip wie AliExpress. Auch dort bieten vornehmlic­h Unternehme­n aus Fernost ihre Waren direkt an europäisch­e Kunden an.

Die aktive Stelle befindet sich mittig am rechten Rand

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