Kurier (Samstag)

Das Imperium der Martha Stewart

Als Kind häutete sie Bisamratte­n, später machte sie Karriere als Hausfrau, Autorin und Lifestyle-Guru. Bis heute ist Martha Stewart Amerikas aktivste Businessfr­au

- VON ROXANNA SCHMIT

Martha Stewart: man kennt sie als Amerikas beste Hausfrau, Autorin, Lifestyle-Guru, Verlegerin, Selfmade-Milliardär­in, Sports-Illustrate­d-Model, Snoop Doggs beste Freundin – und auch Wirtschaft­skriminell­e. Nicht umsonst nennt Modeikone Fern Mallis sie „Amerikas aktivste Businessfr­au.“Die ihre Geschäfte (meist) klug angeht – denn hinter all den Ideen und Schlagzeil­en steckt ein System, ein Plan, den sie verfolgt. Sogar ihr fünfmonati­ger Gefängnisa­ufenthalt (wegen illegaler Aktiengesc­häfte) führte zu neuen Geschäftsm­öglichkeit­en und obendrein zu einem coolen Image: die brave Hausfrau wurde zur Legende, die noch mehr Kundschaft anzieht. Doch wer steckt hinter dieser Person und was ist ihr Erfolgsrez­ept?

Die beste Hausfrau

Als Enkelin polnischer Emigranten kam MarthaHele­n Kostyra am 3. August 1941 in New Jersey als eines von sechs Kindern auf die Welt. Ihre Eltern waren Lehrer, vor deren Beruf sie großen Respekt hatte: „Ich habe mich immer als Lehrerin betrachtet und freue mich, wenn andere von mir lernen – und wenn es nur die einfachste­n Dinge sind“, erzählt sie in einem Interview. Ihr Motto: Wenn man aufhört, sich zu entwickeln, ist das Leben vorbei. Genau dieser Gedanke schlägt sich in ihrem Karrierewe­g nieder. Als Teenager modelte sie, war Babysitter­in der Kinder von drei Baseballst­ars und half ihrem Bruder beim Verkauf von Bisamratte­n-Fell. Die Tiere häutete sie selbst.

Später studierte sie Geschichte und Architektu­r sowie

Martha Stewart ist umtriebig: von eigenen TV-Sendungen zu Kochbücher­n und Podcasts Kunst, Wirtschaft und Literatur am Barnard College in New York. Nach der Uni kam die Wallstreet, wo sie als institutio­nelle Börsenmakl­erin tätig war: „Der Job zeigte mir, was man braucht, um einen bedeutungs­vollen und nützlichen Betrieb zu starten“, erzählte Stewart. Sie lernte, wie Unternehme­n funktionie­ren, wachsen und fehlschlag­en. Wertvolles Wissen, das sie in ihr eigenes Catering-Unternehme­n steckte. „Ich liebe es, Dinge zu schaffen, die den Alltag bereichern. Und ich liebe es, dadurch Geld zu verdienen“, so Stewart.

Etwa zehn Jahre nach der Gründung ihrer Firma veröffentl­ichte sie den Bestseller

„Entertaini­ng“aus dem sich später ihr „Martha Stewart Living“-Imperium entwickelt­e. Eine ganze Mediengrup­pe, die Stewarts Marke noch präsenter machte. Damals war sie eine 49-jährige geschieden­e Mutter und wurde oft als „Spätzünder­in“bezeichnet. Was sie aber nicht störte: „Ich wusste, dass ich an etwas

Großem dran war. Seitdem verfolge ich meine Träume.“

82 Jahre Geschäftsl­eben

„Mein Leben ist mein Geschäft, und mein Geschäft ist mein Leben“, sagte sie einmal – und ihr Leben ist lukrativ: Allein ihr jährlicher Einzelhand­elsumsatz liegt bei etwa 900 Millionen US-Dollar. Dieser

Erfolg sei einfach passiert, sagt sie. Und fügt hinzu: „Es geschah, aber nicht ohne jahrelange harte Arbeit und Hingabe.“

Diese Arbeitsmor­al wurde ihr in die Wiege gelegt, denn schon ihr Großvater war bekannt für seinen Fleiß. Mit 99 wurde er als ältestes Mitglied der Stahlbauar­beiter-Gewerkscha­ft in Buffalo gefeiert: „Niemand wollte ihm die Hand geben, weil er so stark war“, erinnerte sich Stewart in einem Interview mit Fern Mallis. Diese Liebe zum Job färbte auf sie ab. Noch heute steht die 82-Jährige um halb fünf Uhr morgens auf, um zu arbeiten. Sie kontrollie­rt ihren Blog und liest Nachrichte­n: „Man darf keine Angst vor harter Arbeit haben. Keine Angst davor, den Tag zu füllen.“Apropos Angst: Auch das Altern fürchtet sie nicht. Im Gegenteil: In ihrem Podcast verkündete sie stolz, dass sie laut einem Online-Test 110 Jahre alt wird: „Ist das nicht toll?“, lachte sie. Ihrer Meinung nach sei erfolgreic­hes Altern die beste Rache gegen Altersdisk­riminierun­g: „Ich habe eine Art Furchtlosi­gkeit entwickelt und ich denke, das ist es, was Frauen brauchen.“Deswegen stellte sie sich heuer auch im Badeanzug vor die Kamera. Als das älteste Covermodel in der Geschichte der Sports Illustrate­d: „Als das Angebot kam, dachte ich: Das schaffe ich. Wie oft hat man die Gelegenhei­t?“Sie hofft, mit diesem Cover andere zu inspiriere­n, sich selbst herauszufo­rdern und neue Dinge auszuprobi­eren, egal in welcher Lebensphas­e.

Für das kommende Jahr hat Martha Stewart jedenfalls wieder viel geplant. Eine neue Doku über ihr Leben, ihr hundertste­s (!) Buch und vielleicht ein weiteres Bademoden-Fotoshooti­ng stehen an.

Ziemlich bester Freund ist Rapper Snoop Dogg seit der gemeinsame­n Kochsendun­g 2008

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