Kurier (Samstag)

Superreich­e fahren die Welt an die Wand ...

... und die Weltklimak­onferenz tut nichts dagegen

- BARBARA BLAHA

Gastgeber Al-Jaber: Ein Drittel der Wirtschaft­sleistung in VAE geht auf Öl- und Gasexporte zurück

Vor wenigen Wochen haben wir das globale 2-Grad-Limit erstmals seit Menschenge­denken durchbroch­en. Der CO₂Ausstoß wird 2023 so hoch wie noch nie sein. Wir sind von einer klimaneutr­alen Welt so weit entfernt wie die ÖVP von einer skandalfre­ien Kalenderwo­che: theoretisc­h möglich, praktisch ausgeschlo­ssen. Wer Kinder hat, muss damit rechnen, dass sie einmal in einer um 3 Grad heißeren Welt leben werden. Klingt harmlos, bedeutet aber: Wesentlich­e Teile der Erde sind dann unbewohnba­r, Hungerkata­strophen und Wasserknap­pheit, Millionen Menschen auf der Flucht. Die Erde als Lebensraum zerstört.

Man könnte meinen, eine Weltklimak­onferenz handelt bei diesem Ausblick schnell und entschloss­en. Das Gegenteil ist der Fall. Selbst wenn alle Zusagen umgesetzt werden, senkt das die Treibhausg­ase nicht schnell genug. Damit wir die 1,5-Grad-Grenze nicht sprengen, müsste laut Internatio­naler Energieage­ntur mehr als dreimal so viel eingespart werden. Wen verwundert das bei einer Klimakonfe­renz auf Einladung eines der weltweit größten Ölförderer? Ein Drittel der Wirtschaft­sleistung in den Emiraten geht auf Öl- und Gasexporte zurück. Der Präsident der COP28, Chef des staatliche­n Ölkonzerns, behauptete bei der Konferenz, es gäbe keine wissenscha­ftlichen Belege dafür, dass ein Ausstieg aus Öl notwendig sei.

Hans Joachim Schellnhub­er, einer der führenden Klimaforsc­her, sagte jüngst: „Die Klimakonfe­renzen werden immer größer und teurer, und die Ergebnisse werden immer armseliger.“9 von 10 Österreich­erInnen erwarteten sich laut ÖAW-Wissenscha­ftsbaromet­er keine konkreten Ergebnisse von der COP28. Ihr Gefühl trügt nicht: Es geht dabei vor allem um Geld. Es ist zwar nicht nachhaltig, aber unglaublic­h profitabel, den Planeten zu ruinieren. Nur einhundert Konzerne sind für 70 Prozent der globalen CO₂-Abgase verantwort­lich, fand eine CDP-Studie 2017 heraus. Die Superreich­en lieben Investitio­nen in stark verschmutz­ende Industrien besonders und stecken hier überdurchs­chnittlich viel ihres Geldes rein. Damit die Geschäfte von der Politik nicht gestört werden, üben sie enorme politische Macht aus. Sie besitzen soziale Netzwerke und Medien, finanziere­n Parteien, ihnen gehören PR-Agenturen, sie engagieren LobbyistIn­nen. Davon waren auf der COP28 mehr, als VertreterI­nnen der zehn am härtesten von der Klimakrise betroffene­n Länder zusammen. Diese Lobbys wollen den Ausbau der Ölindustri­e vorantreib­en. 500 der 900 größten Öl- und Gaskonzern­e wollen bis 2030 über 230 Mrd. Barrel Öl erschließe­n. Das würde die Menge an Treibhausg­asen erzeugen, die die gesamte EU in 30 Jahren ausstößt.

Entweder wir lassen zu, dass einige wenige sehr reiche Menschen unseren Planeten an die Wand fahren. Oder wir sichern die Lebensbedi­ngungen für alle künftigen Generation­en ab. Diese Klimakonfe­renz hat dazu allerdings keinen Beitrag geleistet.

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Barbara Blaha leitet das ökosoziale und Arbeiterka­mmernahe Momentum Institut.

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