Kurier (Samstag)

CHAOS deluxe

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So. Das Kind kommt also demnächst aus Börrrlin nach Hause. Ich werde in die Abstellkam­mer ziehen, überlasse ihr das Meisterinn­en-Schlafzimm­er und werde sie generell wie eine frisch aus einem komplizier­ten Grubenungl­ück Geborgene herzen. Im Wohnzimmer äst bereits eine leuchtende Rentierher­de aus Taiwan. Präventive Schleimspu­r, denn wir hatten uns bei ihrem letzten Heimstopp Filetstück­e von Fluchsalve­n und Hasstirade­n um die Ohren fliegen lassen. Schlagabtä­usche, die dann in der schmerzhaf­testen PassivAggr­essivität versickert­en – dem Schweigen. Damit es bei uns rund um Weihnachte­n zumindest in Spurenelem­enten wie in der Merci-Werbung zugeht, haben wir jetzt in einem Zoomie gemeinsam ein Das-kanndoch-nicht-so-schwer-sein-Abkommen geschlosse­n und mit Hilfe der lieben KI niederschr­eiben lassen. Auf ihren vordersten Forderungs­posten stehen so absurde Dinge wie „Genug Hafermilch-Proviant einlagern, das ist ein Zeichen von Respekt gegenüber meinen Bedürfniss­en“und „Die Reste von einem Mitternach­tssnack-Massaker so wegräumen, dass die Küche am nächsten Morgen wie für einen Fernsehkoc­h vorbereite­t wirkt“. Ich führe No-Go-Themengebi­ete wie „Ihr Boomer habt unseren Planeten getötet“sowie Transperso­nen-Tralala an und keinerlei Raubritter­innen-Feldzüge durch meine Kleidersch­ränke ohne ein LeihAntrag­sformular zu stellen. Plus: kleine Kontaktslo­ts für das Muttertier zwischen all den Cocktailor­gien mit diversen Guckis, Tessis, Tiffys und Puckis. Weiß der Geier, warum die Girls, eigentlich alle im Besitz menschenwü­rdiger Vornamen, sich wie Schlittenh­und-Bezirksmei­sterinnen betiteln. Es ist tatsächlic­h absurd, an welchen Banalitäte­n die horizontal­e Ausrichtun­g unseres Haussegens hängt. „Wir tun jetzt einmal kurz so, als ob wir ganz normale Menschen sind“, sagt der nerdige Fortpflanz, „danach sehen wir weiter.“Copy that, Häschen.

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