Volle Züge und Verspätungen, aber Verkehrschaos blieb aus
Zusatzangebot von 32.000 Sitzplätzen
Sie brauchten 45 Minuten, um den zerstörten Hochstand vom Geäst zu befreien. Dutzende Feuerwehrleute und Helfer waren in der Nacht auf Freitag in das Augebiet von Klosterneuburg in Niederösterreich geeilt, um einem verunglückten Jäger zu helfen. Zuvor war ein Baum, der durch den heftigen Sturm entwurzelt wurde, auf den Hochstand gekracht, in dem sich der 81-Jährige befand. Die Notärztin konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen.
Die Unwetterfront beschäftigte die Feuerwehren im größten Bundesland massiv. Strom-und Telefonleitungen wurden beschädigt, im Feuerwehrhaus in Haag fiel ebenfalls der Strom aus. „Wir sind und bleiben weiterhin in Alarmbereitschaft“, betont Feuerwehrsprecher Franz Resperger am Freitag.
Den Umständen entsprechend glimpflich endete ein
Unfall in der Stadt Salzburg in der Sturmnacht. Im Stadtteil Liefering entwurzelten die orkanartigen Windböen einen großen Baum, der dann auf einen O-Bus stürzte.
Busverkehr eingestellt
Die Fahrgäste kamen nicht zu Schaden, aber die Buslenkerin musste nach ersten Informationen mit leichten Verletzungen ins Spital gebracht werden. Am Fahrzeug und an den Oberleitungen entstand erheblicher Sachschaden. Gegen 23 Uhr wurde der gesamte O-Bus-Verkehr in Salzburg eingestellt.
Auch sonst hatten die Helfer im gesamten Bundesland viel zu tun. Die Feuerwehren mussten zu rund 620 Einsätzen ausrücken – wegen umgestürzter Bäume, die unter anderem auch auf der Tauernautobahn A10 am Freitag im Frühverkehr für Staus sorgten. Oder auch wegen abgerissener Äste und abgestürzter Dach- und Fassadenteile.
Den Einsatzkräften in Oberösterreich, Tirol und der Steiermark ging es nicht besser als ihren Kollegen in Niederösterreich und Salzburg. In Oberösterreich wütete der Sturm besonders im Inn-, Hausruck- und Traunviertel sowie in Bad Ischl. Im Bezirk Vöcklabruck wurde ein Fahrzeug von umgestürzten Bäumen eingeschlossen, verletzt wurde keiner.
In der Steiermark standen alleine im Bezirk Liezen 20 Wehren mit 280 Männern und Frauen im Unwettereinsatz. Hier waren ebenfalls zahlreiche Bäume auf Straßen und Bahngleise gestürzt.
In Tirol hatten die Techniker einiges zu tun. Auf Stromleitungen gestürzte Bäume führten zu Störungen im Netzbetrieb, vor allem im Bereich rund um den Achensee, im Bezirk Kitzbühel und in Osttirol, wo bis zu 12.000 Haushalte ohne Strom waren.
Verkehr. Angekündigte Katastrophen passieren in der Regel selten – das dürfte auch für den Schienenverkehr der ÖBB kurz vor den Weihnachtstagen gelten. Nach zahlreichen Zugausfällen und Verspätungen in den vergangenen Wochen gaben die ÖBB am Freitag bekannt, dass „alle wieder verfügbaren Züge und Wagen im Einsatz stehen“und der Weihnachtsverkehr bisher „weitgehend planmäßig“verlaufe.
Zu einzelnen Ausfällen kam es aber trotzdem, etwa in Richtung Stainach/Irdning in der Steiermark. Wegen Unwetterschäden waren auch die Strecken zwischen Attnang-Puchheim und Ottnang-Wolfsegg sowie zwischen Felixdorf und Leobersdorf in NÖ teils gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr musste eingerichtet werden, Verspätungen waren die Folge.
Auch zwischen Gramatneusiedl und Himberg (NÖ) war teilweise nur eingeschränkter Zugverkehr möglich. „Grund dafür ist ein Schaden am Gleis. Bitte rechnet mit Verspätungen und einzelnen Zugausfällen“, gaben die ÖBB auf X (vormals Twitter) am Freitagnachmittag bekannt.
Probleme bei Buchung
Die technischen Probleme rund um Sitzplatzreservierungen scheinen zudem noch nicht zur Gänze gelöst zu sein, wie ein Lokalaugenschein am Wiener Hauptbahnhof am Freitag zeigte. „Wir haben zwar Tickets für den Zug gekauft, aber keinen Sitzplatz mehr reservieren können“, schilderten zwei junge Männer, die Richtung Innsbruck fahren wollten. Dass es bei den ÖBB Buchungsprobleme gibt, ist für die beiden nichts Neues. Sie setzen deshalb auf Plan B: „Wir stehen hier auf Bahnsteig 8B genau an der Stelle, wo wir direkt in den Speisewagen einsteigen können. Einer nimmt dann die Koffer, der andere sprintet hinein und besetzt was“, sagte einer der beiden Männer, der über Weihnachten nach Südtirol zu seiner Familie heimfährt.
Insgesamt bieten die ÖBB auf der West-und Südstrecke zusätzlich 32.000 Sitzplätze an. Fahrgäste, die Richtung Westen wollen, können seit einem Jahr auch mit der Westbahn nach Innsbruck fahren. Am Freitag waren die meisten dieser Verbindungen komplett ausgebucht. Auch hier kam es zu Verspätungen.
„Aufgrund eines liegen gebliebenen Zuges vor uns haben wir eine Verspätung von rund 40 Minuten“, schallte es etwa in dem Zug 960 durch die Abteile. Im Gegensatz zu den ÖBB mussten am Freitag in der Westbahn die wenigsten in den Gängen stehen. Zu kämpfen hatten die Zuggäste aber auch in der Westbahn mit einem Problem: Der Lagerung ihres Gepäcks – bereits bei der Abfahrt in Wien waren die Ablagefächer komplett überfüllt.
Verhältnismäßig geringe Auswirkungen auf den Schienenverkehr hatte Sturm „Zoltan“, der am Freitag über Österreich fegte und viel Schnee und Regen brachte. Erst am Heiligen Abend dürfte sich das Sturmtief legen.