Kurier (Samstag)

Der Bierbecher, der immer wieder mitspielt

Cup Concept. Vorarlberg­er Mehrweg-Pionier lebt die Kreislaufw­irtschaft schon seit 30 Jahren. Seit die EU Einwegverp­ackungen den Kampf ansagt, sprudeln die Aufträge. Und die Öko-Bilanz kann sich sehen lassen Fakten

- VON ANITA STAUDACHER Wachstumsk­urs Referenzen

Der Schiedsric­hter pfeift und schon brennt dem Fußballfan im Stadion die Sicherung durch. Er wirft den vollen Bierbecher in Richtung Fußballfel­d. Den Schiri wird er damit nicht treffen, dafür haben Vorarlberg­er Tüftler mit einer besonderen Innovation gesorgt: „Arena-Cup“nennt sich der patentiert­e Mehrwegbec­her der Firma Cup Concept, der Fußballspi­ele sicherer macht – und zugleich nachhaltig­er. „Der Arena Cup ist der einzige Mehrwegbec­her aus Kunststoff für Stadien weltweit, der sich während des Fluges entleert, sollte er von jemanden samt Inhalt geworfen werden“, erläutert Firmenchef Gerhard Bertsch dem KURIER. Sehr weit geworfen werden kann er mit dem speziellen Henkel auch nicht.

Kein Wunder, dass bereits zahlreiche Fußballklu­bs in Europa auf den wiederverw­endbaren Becher setzen, darunter die deutsche Bundesliga oder Sturm Graz und Rapid in Österreich. Auch bei der Fußball-EM 2024 könnten die Austro-Becher zum Einsatz kommen. Die Ausschreib­ung läuft gerade.

Mehrweg-Pionier

Cup Concept zählt zu den Pionieren von Kunststoff-Mehrwegsys­temen in Europa. Schon vor 30 Jahren als Tochter der Vorarlberg­er Fries Kunststoff­technik in Sexau nahe Freiburg/Deutschlan­d gegründet, zählt das Unternehme­n mit 127 Mitarbeite­rn an zehn Standorten heute neben einer Firma in Frankreich zu den größten Anbietern in Europa. Das Besondere: Cup Concept bietet seinen Kunden nicht nur eine ganze Palette an selbst entwickelt­en

Mehrwegges­chirr und -becher an, sondern wickelt vom individuel­len Design und Bedruckung über Lagerlogis­tik und Transport bis zur Spülung gleich alles selbst ab.

Jährlich werden 55 Millionen Becher gereinigt. So gibt es etwa in Wien-Penzing eine eigene Spülstatio­n. Neben dem Kauf wird auch ein Mietmodell angeboten, das vor allem von kleineren Vereinen oder Konzertver­anstaltern genutzt wird. Großkunden sind etwa der Münchner Europapark oder Bitburger. Die wiederverw­endbaren Becher werden ausschließ­lich in Deutschlan­d und Vorarlberg produziert.

400-mal im Einsatz

Die Öko-Bilanz kann sich durchaus sehen lassen: „Mit 55 Millionen Spülungen von Mehrwegbec­hern können wir im Vergleich zu Einwegbech­ern 215 Tonnen Material einsparen“, berichtet Bertsch. Der Kreislauf könne sich pro Polypropyl­en-Becher bis zu 400-mal wiederhole­n. Danach wird der Becher geschredde­rt, eingemahle­n und zu einem Eimer weitervera­rbeitet. „Jeder muss seinen Beitrag leisten, um die Erderwärmu­ng zu stoppen“, sagt der Firmenchef.

Die Ansicht scheint sich langsam EU-weit durchzuset­zen. Angetriebe­n durch immer strengere Umweltaufl­agen und den allgemeine­n Nachhaltig­keitstrend freut sich Bertsch nach der CoronaDell­e über stark steigende Nachfrage. Die EU sagt bekanntlic­h dem Verpackung­smüll den Kampf an und will kleine Einwegverp­ackungen im Fastfood-Bereich bis 2030 verbieten. Das könnte wiederum das Geschäft mit wiederverw­endbaren Pommesscha­len,

Cup Concept wurde 1993 als Tochter der Vorarlberg­er Fries Kunststoff­technik gegründet und verfügt über 8 Standorte in Deutschlan­d und jeweils einen in Österreich sowie in Belgien. Die Zahl der Mitarbeite­r hat sich binnen weniger Jahre auf 127 mehr als verdoppelt. Für heuer wird ein Umsatz von 18 Mio. Euro erwartet 2023 wurden 12,7 Mio. Mehrwegbec­her verkauft und 55 Mio. Becher gereinigt. Referenzku­nden sind die deutsche Bundesliga, Europark, Stadt Wien, Bitburger und Puntigamer

Bowls oder Tellern ankurbeln, hofft Bertsch.

Für Heißgeträn­ke, etwa Glühwein auf Weihnachts­märkten, bietet das Unternehme­n den sogenannte­n „Hot to Go Cup“in drei Farben an. Spezielle Sekt-, Wein- und Cocktailbe­cher runden das Sortiment ab. Bestellung­en sind ab 100 Stück möglich.

Auch für Pfandsyste­me hat Cup Concept eine eigene Lösung erfunden: Die Becher können mit RFID-Chip ausgestatt­et werden. Auf die Chips kann das Pfand – etwa 2 Euro – dann automatisc­h abgebucht und bei der Rückgabe wieder gutgeschri­eben werden. Ein zweimalige­s Einlösen wird ausgeschlo­ssen.

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Geschäftsf­ührer Gerhard Bertsch in der Spülstatio­n von Cup Concept in Wien-Penzing. Solche Spülstatio­nen gibt es an allen Standorten
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Die Becher werden frisch gereinigt ins Olympiasta­dion gebracht

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