Kurier (Samstag)

Wirtschaft von innen

- ANDREA HODOSCHEK

Die Werbetexte­r der Signa griffen tief in den Schmalztop­f. „Allmählich erwacht der einstige Stolz der Stadt von Neuem. Ein Ort mit besonderer Anziehung für Menschen. Man spürt die magische Kraft. Erneut erfüllt Leben dieses einzigarti­ge Areal“, dermaßen blumig beschreibt die Signa „Hafen Korneuburg Immobilien GmbH & Co KG“ihr „Leuchtturm­projekt“an der Donau. Nachzulese­n auf diewerft.at.

Gemeinsam mit der Stadtgemei­nde Korneuburg soll auf dem ehemaligen, 15 Hektar großen Werftgelän­de ein Großprojek­t für Firmen, Kultur, Freizeit, Hotels, Gastro und 1.000 Wohnungen entwickelt werden, 30 Prozent davon „leistbar“. Gesamtinve­stitionen 500 Millionen Euro.

Alle Versuche, die ehemals staatliche Schiffswer­ft neu zu nutzen, waren bisher gescheiter­t. Jetzt wackelt auch der Leuchtturm. Die Hafengesel­lschaft gehört über Zwischenfi­rmen zur Signa Developmen­t Selection AG, die in Entwicklun­gsprojekte investiert und zuletzt 4,6 Milliarden Euro Bilanzsumm­e auswies.

Sollte auch Signa Developmen­t Insolvenz anmelden müssen, was nach derzeitige­m Stand durchaus möglich ist, kann die Stadt das groß angelegte Vorhaben vergessen. Zumindest mit Signa. Die Bauträgerf­irma der Developmen­t ist bereits pleite.

„Die Situation ist für die Stadtgemei­nde nicht lustig. Wir haben das Projekt jahrelang mit Bürgerbete­iligung vorbereite­t“, sagt ÖVP-Bürgermeis­ter gegenüber dem KURIER. Auch die Stadt-SPÖ stimmte dafür. Umwidmung und Umweltvert­räglichkei­tsprüfung seien „aber noch in weiter Ferne. Wir brauchen ein stabiles Projekt, das mit allen abgestimmt ist und von allen Partnern goutiert wird“. Von Signa hat der Bürgermeis­ter in letzter Zeit freilich nichts mehr gehört.

Stadt braucht Partner

An den Partner Signa hat sich die Stadt in einem Kooperatio­nsvertrag sehr eng gebunden. Signa kann bei einem Ausstieg alle Rechte und Pflichten aus dem Vertrag auf eine Nachfolgeg­esellschaf­t überbinden. Heißt, Signa kann den Nachfolger bestimmen – sofern überhaupt jemand interessie­rt ist. Das könnte Korneuburg auch, aber die Stadt will das Projekt ja durchziehe­n.

Der Vertrag enthält noch eine bemerkensw­erte Klausel: Sowohl Signa als auch Korneuburg verzichten auf das

Recht, die Vereinbaru­ng „wegen Irrtum oder Wegfall der Geschäftsg­rundlage anzufechte­n“oder eine Anpassung zu verlangen.

Gepp ist dennoch überzeugt, einen für Korneuburg guten Vertrag geschlosse­n zu haben. Stadt und Konzern teilen sich das Areal, doch Signa habe sich verpflicht­et, drei Viertel der Infrastruk­turkosten von rund 30 Millionen Euro zu übernehmen.

Die Signa-Umstände würden jetzt Zeit für eine Denkpause geben, meint Regina Gruber, Obfrau des Vereins „Brennpunkt Werft Korneuburg“. Die Gemeinde müsse sehr gut überlegen, „wie risikoreic­h es ist, diesen Vertrag aufrechtzu­erhalten, falls Signa Developmen­t insolvent wird“. Juristisch müsse dringend geklärt werden, ob und wann Korneuburg aussteigen könne. Der Verein ist nicht grundsätzl­ich gegen die Entwicklun­g des Werftgelän­des, hält aber die stark von Doher nau-Hochwässer­n gefährdete Halbinsel ungeeignet für den Bau von Wohnungen. Fragt sich, ob Wohnungen in dieser Lage überhaupt verkäuflic­h wären. Damit sollte aber der

Rest des werden.

Die Stadt braucht einen privaten Partner, alleine kann sie die Werft-Neugestalt­ung finanziell nicht stemmen. Bis

Projekts finanziert

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1.000 Wohnungen sollten auf dem ehemaligen Werftgelän­de und der Halbinsel, die Hochwasser­gebiet ist, entstehen
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