Kurier (Samstag)

Betrug mit gefälschte­n Promi-Videoclips

Cyberkrimi­nalität. Kriminelle nutzen die Gesichter prominente­r Persönlich­keiten wie Mirjam Weichselbr­aun oder Armin Assinger, um ihren Opfern mithilfe von Fake-Videos viel Geld aus der Tasche zu ziehen

- VON THOMAS PRENNER

Es ist eine beliebte Taktik Cyberkrimi­neller, ihre Opfer mithilfe bekannter Gesichter in die Falle zu locken. Derzeit machen wieder Werbeeinsc­haltungen mit Prominente­n die Runde auf Facebook, TikTok oder Youtube. Mirjam Weichselbr­aun oder Armin Assinger empfehlen dort dubiose Anlageport­ale. Diese Clips sind aber Fälschunge­n. Die Promis haben in der Realität nichts mit den beworbenen Produkten zu tun.

Klickt man auf die Werbungen, führen sie auf gefälschte Seiten im Stil populärer Nachrichte­nportale. Dort wird dann oft noch mal für die dubiosen Investment­s geworben. Man wird aufgeforde­rt, Kontaktdat­en anzugeben. Anschließe­nd wird man von einem Callcenter kontaktier­t und dazu gedrängt, Geld zu „investiere­n“. Das Geld wandert dann in die Taschen der Betrüger. Gleichzeit­ig wird oft versucht, die Opfer dazu zu bringen, noch mehr einzuzahle­n. Manche haben auf diesen Weg schon Hunderttau­sende Euro verloren.

Fakes auf Knopfdruck

Mittels Künstliche­r Intelligen­z (KI) lassen sich die Clips innerhalb kürzester Zeit herstellen. Allerdings schwankt die Qualität stark. Grundsätzl­ich gibt es mehrere Arten, die gefälschte­n Videos herzustell­en. Eine ist, einen echten Videoaussc­hnitt,

etwa aus einem Interview, herzunehme­n und eine gefälschte Tonspur darüberzul­egen. Hier erzeugt die KI nur die gefälschte Stimme der Promis. Trainiert wird sie dabei mit echten Aufzeichnu­ngen der jeweiligen Personen. Den KI-Modellen genügen schon wenige echt gesprochen­e Sätze, um die Stimme imitieren zu können.

Die Ergebnisse sind in der Praxis allerdings durchwachs­en. So klingt die Stimme in den derzeit kursierend­en Clips oft künstlich und fast metallisch. Außerdem passen die Lippenbewe­gungen nicht mit dem Gesagten überein. Achtet man auf diese Merkmale, lassen sich gefälschte Clips schnell enttarnen. Es gibt aber auch ausgeklüge­ltere Fälschunge­n. Dabei wird nicht nur die Stimme imitiert, auch die Lippenbewe­gungen werden darauf angepasst. Diese Fakes lassen sich schwierige­r enttarnen.

Auf Lippen achten

Es lohnt sich auch hier, auf die Stimme zu hören, sie klingt dennoch unnatürlic­h. Lippen- und Gesichtsbe­wegungen sind oft in die Länge gezogen oder auch abgehackt. Warum können die Werbungen bei Plattforme­n wie Youtube überhaupt geschaltet werden? Vonseiten Googles heißt es auf Anfrage, dass man „strenge Werbericht­linien“habe, die festlegen würden, welche Anzeigen

auf ihren Plattforme­n zugelassen sind. Man setze diese „konsequent um“, wie es heißt. „Wenn festgestel­lt wird, dass Werbeanzei­gen gegen diese Google AdsRichtli­nien verstoßen, so werden diese entfernt, der Werbetreib­ende wird gewarnt, und es können Maßnahmen ergriffen werden bis zur Kontosperr­ung“, erklärt Google.

Überprüft werden die Schaltunge­n durch eine Kombinatio­n aus automatisc­hen Systemen und manueller Überprüfun­g – und zwar auf Basis von „Informatio­nen aus verschiede­nen Quellen“, wie es auf der Hilfe-Seite heißt. „Darunter fallen nicht nur Beschwerde­n von Nutzern, sondern auch behördlich­e Warnungen

und Gerichtsur­teile“. Die Zahl an nicht zulässigen Anzeigen hat zuletzt jedenfalls stark zugenommen.

Psycho-Tricks

Grundsätzl­ich sollte man bei sämtlichen Finanzprod­ukten, die im Internet angeboten werden, extrem vorsichtig sein. Auch wenn von „begrenzten Plätzen“und „wenig Zeit“die Rede ist.

Die Kriminelle­n versuchen in der Regel, psychologi­schen Druck aufzubauen, damit man möglichst schnell darauf einsteigt, ohne sich Gedanken darüber zu machen. Alle Alarmglock­en sollten spätestens dann klingeln, wenn unrealisti­sche Gewinne versproche­n werden.

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