Wo es zu Weihnachten richtig klingelt
Weihnachtsgeschäft. Die Festtage stehen vor der Tür und damit auch eine Zeit des Konsums. Welche Branchen zu Weihnachten richtig viel Geld verdienen
1994 sang Mariah Carey „All I Want For Christmas“und spätestens seitdem ist sie für ihr Leben versorgt. Denn laut Schätzungen verdient sie mit dem Lied jährlich rund 2,5 Millionen US-Dollar. Die Kassen klingeln aber nicht nur bei ihr. Auch auf Österreichs Einkaufsstraßen ist der Andrang groß, obwohl die Inflation weiter hoch ist. 1,25 Milliarden Euro sollen im Dezember nur in Geschenke fließen, berechnen Handelsverband und Wifo. Das sind 200 Millionen Euro weniger als im Vorjahr, bei einem Preisanstieg von bis zu 15,2 Prozent bei „typischen Weihnachtsgeschenken“. Nur acht Prozent der Österreicher verzichten gänzlich auf das Geschenkeshoppen. Was die anderen 92 Prozent am liebsten kaufen, hat die Wirtschaftskammer Wien erhoben und klare Favoriten gefunden.
Die Nr. 1: Spielzeug
Ganz oben auf der Weihnachtsliste stehen (wie immer) Spielwaren für die Enkerl und Kinder. Der österreichweite Umsatz lag 2022 hier bei rund 255 Millionen Euro. Für Susanne Sühs von der „Spielzeugschachtel“ist das nicht überraschend, denn zur Weihnachtszeit werden mehr als die Hälfte des Jahresumsatzes gemacht. „Wenn das Weihnachtsgeschäft nicht funktioniert, kann ich zusperren“, sagt sie. Übers Geschäft könne sie sich soweit nicht beschweren: „Es wird sicher keine Umsatzeinbußen geben – aber der Gewinn fällt aufgrund der steigenden Fixkosten letztlich trotzdem geringer aus.“Auch bei den Kunden merkt man die Auswirkungen der Teuerung. Sie verzichten nun auf große Geschenke wie Puppenhäuser und überdimensionale Kuscheltiere. Umso mehr freue
Sühs sich über ihre Stammkundschaft: „Sie kommen bewusst zu uns, damit wir weiter bestehen bleiben.“Das wisse sie zu schätzen, denn die Spielwarenbranche habe es angesichts der Online-Konkurrenz besonders schwer: „Manchmal haben wir Kunden, die sich sehr lange beraten lassen, nur um dann zu erklären, dass sie auf Amazon einkaufen werden.“
Online boomt
Gleich nach den Spielwaren kommt die Kleidung, die vor allem bei Onlineanbietern eingekauft wird. Rund 2,4 Milliarden Euro werden hier jährlich umgesetzt, so die Ergebnisse des E-Commerce-Reports 2022. Auch Kosmetikprodukte werden vermehrt online gesucht, erklärt Damir Leko, Geschäftsführer der Nexi-Group, die den Online-Handel im Blick hat. Parfüm und Gesichtscremes belegen nicht umsonst Platz drei der Weihnachtsliste. „Jeder Fünfte kauft seine Weihnachtsgeschenke mittlerweile online“, fügt Damir Leko hinzu. Mit gewaltigen Nachteilen für alle, die noch nicht auf den OnlineZug aufgesprungen sind.
Bestseller: Buch
Auf Platz vier stehen (analoge) Bücher, vor allem, wenn sie aus Österreich sind, so Petra Hartlieb von der gleichnamigen Buchhandlung. Die Frage, ob Weihnachten auch für sie eine stressige Zeit ist, beantwortet sie mit schallendem Lachen: „Ja natürlich! Auf unseren 50 Quadratmetern stehen 30 Kunden Schlange.“Hartliebs Geschäft läuft also gut. Ihr Umsatz sei ähnlich hoch wie im Vorjahr. „Die Kassen klingeln, aber es wird uns auch nicht vor den steigenden Fixkosten retten“, ist ihr ernüchterndes Fazit. Andreas Heindl, Heindl Schokolade-Geschäftsführer spürt die Teuerungen auch. Vor allem in den Bereichen Energie, Rohstoffe und Personal. „In diesem Sinne wird der Gewinn eher bescheidener ausfallen, obwohl wir heuer vom Umsatz eines der besten Jahre in unserer Unternehmensgeschichte hatten“, sagt er. Die vorweihnachtliche Naschsaison und Silvester seien enorm wichtig für die Branche: „Prinzipiell können wir sagen, dass wir rund 40 Prozent unseres Jahresumsatzes im vierten Quartal generieren.“Und das bestätigt auch wieder die Weihnachtsliste der Wirtschaftskammer. Denn Genussmittel und Wein landen auf Platz fünf der beliebtesten Geschenke.
Was auf der Liste fehlt, aber 70 Prozent der Haushalte Österreichs ziert, ist der Christbaum. Das Geschäft läuft gut, sagt Josef Reitner, Obmann der niederösterreichischen Christbaumbauern. Im Schnitt werden 2,8 Millionen Bäume verkauft. Markus Rottenschlager, Christbaumverkäufer am Reumannplatz, stimmt zu: „So weit so gut“, sagt er und ergänzt, dass das Wetter nicht unbedingt kundenfreundlich war und sich viele für das kleinere und letztlich auch günstigere Modell entschieden haben. Denn die meisten seiner verkauften Bäume kommen gerade einmal auf Schulterhöhe.