Nein, das ist kein Weihnachtsmärchen
Warum Helmut Schlotterer seinen Modekonzern Marc Cain den Mitarbeitern schenkt
Erbe. Vor 50 Jahren gründete Helmut Schlotterer sein Modeunternehmen Marc Cain. Heute ist die Marke berühmt und der Firmensitz in Deutschland, Baden-Württemberg geblieben. Schlotterer ist mittlerweile 77 Jahre alt, steht dem Konzern noch immer vor, hat aber heuer eine Entscheidung getroffen, die neugierig macht.
„Alle möglichen Leute haben mich bedrängt, das Unternehmen einmal zu verkaufen“, sagt er in einem aktuellen Interview zum SWR. Aber was kommt dann, fragte er sich. „Dann hast du wirklich viel Geld“, beobachtete er Freunde, die ihre Unternehmen ebenfalls verkauften und dann einen luxuriösen Lebensstil pflegten.
„Das war keine Alternative für mich“, wusste er. Kinder hat er keine, die das Erbe antreten hätten können. Weshalb Schlotterer anlässlich des diesjährigen Firmenjubiläums einen anderen, ungewöhnlichen Weg einschlug.
Ein großes Geschenk
Ihm haben demokratische
Modelle immer schon gefallen, erklärt er. Deshalb wären seine Mitarbeiter auch automatisch Mitglieder einer Mitarbeiterstiftung. Und genau diese soll das große Modeerbe antreten. „Man kann schon sagen, das ist meine Ersatzfamilie“sagt er, auch wenn es sich um keine leiblichen Angehörigen handelt.
Was er sich von ihnen erhofft? Dass es ganz normal weitergehe, denn die Firma liefe jetzt schon größtenteils autark. Er „moderiert“nur noch und fokussiert sich darauf, „aus Mitarbeitern Unternehmer zu machen.“Schlotterer glaubt an den innerbetrieblichen Aufstieg, jemanden von außen zu holen, sei immer schiefgegangen, sagt er gegenüber der FAZ.
Das Datum seines Rücktritts weiß Schlotterer noch nicht. Er kann sich vorstellen, auch mit 80 noch halbtags zu arbeiten. Ist es aber einmal so weit, wird er sich seinem extravaganten Hobby zuwenden: Oldtimern, von denen er eine ganze (hauptsächlich in Weiß gehaltene) Sammlung hat.