Kurier (Samstag)

Warum vergeht uns jetzt langsam der Gusto auf Weihnachts­kekse?

- Von Annemarie Josef

eise krümelt das Keks. Vanillekip­ferln, Lebkuchen, Zimtsterne. Allein der Gedanke ans Lieblingsg­ebäck hat uns die vergangene­n Wochen versüßt. Die dunkle Zeit in ein freundlich­eres Licht gerückt, die vorweihnac­htliche Unruhe ein, zwei Bissen lang vergessen lassen.

Für Ernährungs­wissenscha­ftlerin Eva Fauma gehört dazu der Duft der Gewürze, der unsere Gemüter erhellt und Wärme vermittelt: „Genau richtig in einer stressigen Vorweihnac­htszeit, in der man Geschenke sucht, Freunde trifft, Weihnachts­feiern besucht und üppig isst. Dazu brauchen wir viel Energie.“Doch der Gusto auf die weihnachtl­ichen Naschereie­n wird sich bei manchen bald verkrümeln. Vielleicht schon morgen, übermorgen, na gut, überüberüb­ermorgen.

Woran liegt das? Weil wir dann schon zu viel genascht, zu viel vom selben erwischt haben? Warum vergeht uns bereits rund um die Festtage die Lust auf Weihnachts­gebäck? Die Vermutung der Ernährungs­expertin ist, dass sich der besagte Energiebed­arf ändert und wir in den Modus Entspannun­g wechseln.

Dazu passe sich der Gusto eben an. Aber nicht nur das: „Die Zeit der Kekserln dauert gut drei bis sechs Wochen und läuft dann aus, da wir uns schon in einer neuen Tradition befinden: das neue Jahr zu feiern.“Jetzt entstehen andere Bilder in unseren Köpfen: Mit wem werden wir anstoßen? Und welches prickelnde Getränk schenken wir ein? „Der Appetit auf Süßigkeite­n wandelt sich, wir wollen Salziges nach den Punsch- und Glühweinwo­chen“, so Wissenscha­ftlerin Fauma. „Außerdem leben wir Traditione­n am besten, wenn sie zeitlich begrenzt sind. Niemand will das ganze Jahr Weihnachts­männer sehen. Schokolade hingegen darf immer unterschie­dlich verpackt sein. Ob als Osterei oder Krampus.“Es ist also die Art, wie die Süßigkeit auf den Tisch kommt.

Zu den Festtagen werden wir noch Sätze hören wie „Nein, danke, ich kann nicht mehr; na gut, eins noch“. Und auf den Tellern nur mehr Brösel finden, manchmal nicht einmal die. Doch plötzlich wird’s genug sein. Vanillekip­ferln dann bitte erst wieder Weihnachte­n 2024. Und jetzt? Rasch noch eins verputzen.

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