Kurier (Samstag)

ÜBER leben

-

. ist ein Grinch. Sie mag Weihnachte­n einfach nicht. Es strengt sie an. T. hat jetzt eine schwere Zeit, denn Weihnachte­n ist da draußen, macht jede Menge Lärm und geht so schnell nicht wieder weg. In den Straßen riecht es nach Punsch, überall im öffentlich­en Raum stehen beleuchtet­e Tannen, und wo Musik draufsteht, ist „Last Christmas“drinnen. Weihnachte­n ist ja nicht gerade zurückhalt­end und subtil, es drängt sich mit Kraft auf. Ich dagegen mag Weihnachte­n, mehr noch, ich liebe es. Ich mag die Idee, dass die Menschen wenigstens für kurze Zeit glauben, dass Frieden möglich ist. Ich mag es, dass sie versuchen, nett zueinander zu sein und einander schöne Geschenke zu machen. Ich mag es, dass der Tisch gedeckt wird und darauf ein gebratener Vogel oder Fisch zu liegen kommt. Ich mag es, dass man sich wohlrieche­ndes Gehölz in die Wohnung stellt und mit Schmuck behängt. Heuer feiern wir zum ersten Mal seit 20 Jahren nicht in der Patchwork-Großfamili­e.

TMeine Tochter ist mit ihrem Freund in Neuseeland, mein Sohn will mit seiner Freundin Skifahren gehen. Ich werde mit meiner Mutter und meiner Schwester feiern, und es wird sein wie in der Kindheit.

Das mag ich ja besonders an Weihnachte­n: Dass es meine Verbindung zur Kindheit ist. Vielleicht meine letzte. Weihnachte­n baut den Druck auf, fröhlich und gut gelaunt zu sein. Dabei gibt es sicher auch Menschen, die zu Weihnachte­n traurig sind, aus welchen Gründen auch immer. All denen wünsche ich von Herzen Trost und Hoffnung.

Ansonsten: Allen braven Kindern, ob groß oder klein, wünsche ich viele schöne Geschenke. Und uns allen wünsche ich, dass wir den Gedanken an Frieden nicht als absurd verwerfen. Ohne die Hoffnung auf Frieden ist alles sinnlos. Zumindest darauf hoffen muss man. Daher hier noch ein bisschen freier Platz für: Hoffnung.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria