Kurier (Samstag)

Rebell will Flut an Volksbegeh­ren stoppen

Standesbea­mter sieht Geschäftem­acherei und startete eigenes Volksbegeh­ren dagegen

- WOLFGANG ATZENHOFER

Initiative. Absolut davon überzeugt, dass mit dem Instrument Volksbegeh­ren „Schindlude­r“getrieben und Steuergeld zweckentfr­emdet wird, ist Manuel Plöchl. Aufgrund seiner Erfahrunge­n als Meldeamtsu­nd Standesbea­mter hat er als Privatpers­on im Juni selbst das Volksbegeh­ren „Stoppt die Volksbegeh­renBereich­erung“eingeleite­t.

„Ich bin überzeugt, dass etliche Private das System als Geschäftsi­dee für sich entdeckt haben“, sagt Plöchl, der im Gemeindeam­t von St. Andrä-Wördern in Niederöste­rreich arbeitet. Dort ist er seit 1999 beschäftig­t. Dabei ist ihm die rasante Zunahme der

Volksbegeh­ren, die zu einem großen Teil immer von bestimmten Personen eingebrach­t werden, aufgefalle­n. „Für mich steckt da definitiv eine finanziell­e Motivation dahinter. Es geht um die staatliche Entschädig­ung in der Höhe von knapp über 17.000 Euro, wenn ein Volksbegeh­ren über 100.000

Unterschri­ften erreicht“, so Plöchl. Die steuerfrei­e Abgeltung sei gesetzlich fünfmal so hoch wie der Aufwand fixiert worden.

Zusatzeink­ommen

Manchen Aktivisten gelinge es, vier bis fünf Volksbegeh­ren pro Jahr samt den 100.000 Unterschri­ften durchzubri­ngen und sich ein nettes Zusatzeink­ommen zu verschaffe­n, kritisiert Plöchl.

Gegenargum­ente, dass die Nutzung demokratis­cher Mittel auch Geld koste und Volksbegeh­ren Werbekoste­n verursache­n, um letztendli­ch erfolgreic­h abzuschnei­den, lässt der Gemeindebe­dienstete für viele Fälle nicht gelten. Mit dem eigenen Volksbegeh­ren will er das Gegenteil beweisen. Über 7.000 Unterstütz­er hätten bereits unterschri­eben. Bislang habe er die Pflichtanm­eldegebühr von 622 Euro sowie 19 Euro für eine eigene Website als einzige Werbeaktio­n ausgegeben. Plöchl ist überzeugt, dass er die erforderli­chen 8.969 Unterschri­ften für die Eintragung­sphase erreichen wird. Dann wird er den erforderli­chen Druckkoste­nbeitrag von 2.799, 50 Euro einzahlen, damit sein Protestbeg­ehren in die Eintragung­sphase kommt. Ob ihm dann selbst der Geldsegen winkt, kann er noch nicht abschätzen.

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Gegen „Volksbegeh­ren-Bereicheru­ng“: Manuel Plöchl

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