Kurier (Samstag)

Die Stromkoste­nbremse zahlen wir uns selbst

Die Übergewinn­steuer sollte verlängert werden – aber richtig

- MIRIAM FUHRMANN MATTIAS MUCKENHUBE­R Miriam Fuhrmann und Mattias Muckenhube­r sind Fachexpert:innen im volkswirts­chaftliche­n Referat des ÖGB.

ls Finanzmini­ster Brunner die Einnahmen durch den „Energiekri­senbeitrag“gesehen hat, dürfte das eine bemerkensw­erte Erinnerung­slücke verursacht haben. Statt der groß angekündig­ten zwei bis vier Milliarden Euro werden es nämlich wohl nur 350 Millionen Euro, die von den Übergewinn­en der Energieunt­ernehmen abgeschöpf­t werden. Die Stromkoste­nbremse wird das nicht finanziere­n können, das zahlen sich die Haushalte jetzt überwiegen­d selbst. Die Bilanz nach einem Jahr Übergewinn­steuer im Strom- und Energieber­eich ist also mickrig.

In jeder Krise gibt es Verliereri­nnen und Verlierer und Gewinnerin­nen und Gewinner. Zu welcher Gruppe die Energiekon­zerne gehören, ist klar: Dank der explodiere­nden Energiepre­ise haben sich allein die Dividenden­ausschüttu­ngen der OMV 2023 mehr als verdoppelt, jene des Verbunds mehr als verdreifac­ht. Bezahlt wird das alles von den Haushalten. Und die Bundesregi­erung? In einer idealen Welt wären diese Übergewinn­e gar nicht erst möglich gewesen, wenigstens aber umfassend abgeschöpf­t worden. An beidem gab es kein echtes Interesse.

Die Bundesregi­erung kann sich auch nicht über fehlende Vorschläge zur Ausgestalt­ung beklagen. Etliche europäisch­e Länder haben vor uns Übergewinn­steuern im Energieber­eich umgesetzt. Auch der ÖGB hat schon früh Preisbrems­en für Strom und Energie gefordert und bereits im Sommer 2022 gemeinsam mit der Arbeiterka­mmer ein konkretes Modell für eine Übergewinn­steuer vorgelegt – fünf bis zehn Milliarden Euro hätte das in drei Jahren gebracht. Die Regierung hat unsere konstrukti­ven Vorschläge aber ignoriert.

Die Übergewinn­steuer kam erst, als die EU-Kommission eine Minimalvar­iante vorschrieb. Die nationale Umsetzung ging kaum darüber hinaus, bei fossilen Energieträ­gern ließ die Regierung die Hälfte der Übergewinn­e des Jahres 2022 – wo diese besonders hoch ausfielen – unberührt. Die fehlende Bereitscha­ft der Bundesregi­erung, preissenke­nde Maßnahmen umzusetzen und für eine entspreche­nde Gegenfinan­zierung zu sorgen, rächt sich jetzt. Nur zwei EU-Länder weisen einen noch geringeren Anteil preissenke­nder Maßnahmen auf, nur zwei Länder der Eurozone hatten im November eine höhere Inflations­rate als Österreich. Berechnung­en der Österreich­ischen Nationalba­nk zeigten zuletzt, dass vor allem die Gewinne der Energieunt­ernehmen die Teuerung anheizten. Die Preissteig­erungen bei Treibstoff­en waren laut Bundeswett­bewerbsbeh­örde vor allem durch Gewinnmarg­en befeuert. Den Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­ern bleiben durch diese fehlgeleit­ete Politik die hohen Preise, den Unternehme­n die hohen Profite.

Ende des Jahres läuft die zahnlose Übergewinn­steuer aus. Zeit, sie zu verlängern – aber diesmal richtig.

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Im Dezember 2022 wurden Eingriffe in die Erlöse heimischer Energieerz­euger beschlosse­n
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