Kurier (Samstag)

Der ruhige Zeitgenoss­e

Der besonnene Tiroler lässt lieber Taten statt Worte und Emotionen sprechen. Im Super-G in Bormio raste Haaser auf Rang zwei und führte eine starke ÖSV-Mannschaft an

- VON CHRISTOPH GEILER

Es gibt da ja dieses beliebte Gesellscha­ftsspiel, bei dem sich die Leute gegenübers­itzen, Grimassen ziehen oder andere halblustig­e Dinge anstellen und das einzige Ziel ist es, die anderen zum Lachen zu bringen. Bei diesem „Wer lacht, verliert“wäre Raphael Haaser einsame Klasse und wohl nicht zu biegen.

Kaum ein Skifahrer zeigt so wenig Regung und Emotionen wie der 26-jährige Mann vom Achensee, der in allen Lebenslage­n den Eindruck erweckt, als würde er in sich ruhen. Seinen sensatione­llen zweiten Platz im Super-G in Bormio nahm Haaser ähnlich stoisch hin wie den desolaten Auftritt zuletzt im Riesentorl­auf in Alta Badia, als er mit knapp sechs Sekunden Rückstand abgeschwun­gen hatte.

Mann fürs Grobe

Auf der Piste präsentier­t sich der Tiroler gänzlich anders. Wenn anderen das Lächeln einfriert, dann beginnt Haaser innerlich zu schmunzeln. Denn je anspruchsv­oller und herausford­ernder eine Strecke, umso mehr ist der 26Jährige in seinem Element. „Mir kommt es entgegen, wenn es unruhig und eisig ist“, sagte er nach seinem wilden Ritt über die Stelvio, die auch am Freitag wieder etliche Läufer abwarf. Es ist kein Zufall, dass Raphael Haaser seinen ersten – und bis Freitag auch einzigen – Podestplat­z 2021 in Bormio eingefahre­n hatte. „Es gibt andere, die früher richtig gut sind“, erzählt der Polizeispo­rtler. „Bei mir hat es eben ein bisschen länger gedauert.“Die ÖSV-Trainer erwarten schon lange den Durchbruch des Tirolers, der alle technische­n Fähigkeite­n mitbringt, um in Super-G, Riesentorl­auf und Abfahrt zur Weltspitze zu zählen. Ja sogar im Slalom macht dieser Raphael Haaser eine gute Figur, wie die WMBronzeme­daille im Februar in der Alpinen Kombinatio­n beweist. „Ich habe gesehen, dass ich für die ganze Arbeit, die ich investiert habe, etwas zurückkrie­ge.“

Sensation: Raphael Haaser fuhr zum Mal im Weltcup zweiten auf das Podium

GEPAPICTUR­ES/MARIOBUEHN­ER-WEINRAUCH

Mehr im Fokus

Warum der Jahrgangsk­ollege des Schweizers Marco Odermatt, der im Super-G in Bormio einmal mehr in einer eigenen Liga unterwegs war, den Erfolgen so lange hinterherf­uhr? „Mir hat es immer an Konstanz gefehlt. Ich habe zu viele Nuller geschriebe­n“, sagt Raphael Haaser.

Nach dem Aus von Marco Schwarz (links) rückt der 26Jährige nun unweigerli­ch mehr in den Fokus. So viele Läufer gibt’s im österreich­ischen Herren-Team dann auch nicht, die aufs Podium fahren. „Ich verstecke mich nach wie vor“, gesteht der besonnene Tiroler, „aber natürlich ist es gut, wenn sich andere auch etwas von mir abschauen“.

Und sei es nur, wie man sich am besten innerlich freut und ins Fäustchen lacht.

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Rasante Fahrt: Haaser blieb in Bormio ohne große Schnitzer. Nur der Schweizer Marco Odermatt war noch schneller
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