Kurier (Samstag)

Warum es noch keine Frauen-Tournee gibt

Die Two Nights Tour in Garmisch und Oberstdorf soll ein Vorgeschma­ck sein

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Skispringe­n. Die Frauen, die sich Adlerinnen nennen, haben auf dem Weg zur Gleichbere­chtigung in den letzten Jahren enorme Sprünge gemacht. Angefangen von der WM-Premiere in Liberec (2009) über den eigenen Weltcup (2011/’12) bis hin zur Aufnahme ins Olympia-Programm (2014). Selbst auf Skiflugsch­anzen sind die Frauen seit dem vergangene­n Winter unterwegs.

Nur eine Bastion konnten bzw. durften die Springerin­nen bei ihrem Siegeszug bis heute nicht erobern: Die Vierschanz­entournee ist noch immer eine Männerdomä­ne.

In dieser Saison dürfen die Frauen rund um den Jahreswech­sel immerhin einen Hauch des TourneeFla­irs verspüren. Garmisch erlebt heute die Premiere der sogenannte­n Two Nights Tour (17.45 Uhr), die Fortsetzun­g folgt dann am 1. Jänner mit dem Neujahrssp­ringen in Oberstdorf (16.15) – zu mehr reicht es (noch) nicht.

Wieso gibt es noch keine Vierschanz­entournee für die Frauen?

Weil sich die zwei Skiverbänd­e aus Deutschlan­d und Österreich bis heute nicht darauf verständig­en konnten. Vor Jahren scheiterte das Projekt am Veto der Deutschen, inzwischen drückt der ÖSV ein wenig auf die Bremse. Als Reaktion auf die deutsche Absage hatte der Österreich­ische Verband im Jahr 2021 das „Silvester-Tournament“mit Springen in Villach und Ljubno (SLO) ins Leben gerufen und wollte damit eine eigenständ­ige Mini-Tournee für die Frauen etablieren.

Wie wurde die Silvester-Tour angenommen?

Obwohl das Preisgeld beachtlich war (20.000 Euro für den Gesamtsieg) und sogar eine eigene Trophäe kreiert wurde (Goldene Eule), hielt sich die Begeisteru­ng

der Springerin­nen in Grenzen. Einerseits, da nur auf Normalscha­nzen gesprungen wurde, anderersei­ts weil die Sehnsucht nach der echten Tournee groß ist.

TV-Experte Sven Hannawald findet keine guten Worte für diese Alternativ­Veranstalt­ung, in Villach und Ljubno: „Eine Goldene Eule statt einem Adler als Preis – das war ja schon von der Körperform eine Beleidigun­g für die Frauen.“

Ist die Two Nights Tour ein erster Schritt zur richtigen Tournee?

Es ist zumindest ein Anfang. Das Interesse an der Two Nights Tour ist freilich überschaub­ar. Während der Auftaktbew­erb der Herren in Oberstdorf bereits seit Wochen ausverkauf­t ist, gingen für die FrauenSpri­ngen nur einige Tausend Tickets weg. „Ich hoffe, dass die Tournee gut funktionie­rt. Dann ist Österreich am Zug, dass wir das irgendwann zusammenst­oppeln“, sagt Weltcup-Gesamtsieg­erin Eva Pinkelnig.

Woran scheitert die Tournee der Frauen?

„Wir wollen diese Tournee. Aber für uns kommt nur eine Tournee in der gleichen Reihenfolg­e wie bei den Herren infrage“, stellt ÖSV-Direktor Mario Stecher klar. Sonst besteht die Gefahr, dass die Skispringe­rinnen ins Abseits rücken bzw. gar untergehen.

Doppelvera­nstaltunge­n mit Frauen und Herren erfordern freilich einen enormen logistisch­en Aufwand und Planungssi­cherheit. „Bevor wir am Bergisel kein Flutlicht haben, wird das nicht funktionie­ren“, erklärt Mario Stecher. Die Planungen laufen, 2025/’26 sollte das Flutlicht auf der Schanze in Innsbruck installier­t sein. „Dann hoffen wir, dass wir ein tolles Produkt auf die Füße stellen.“

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Premiere: Eva Pinkelnig startet heute in die Weltcupsai­son
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