Kurier (Samstag)

10,8 Milliarden Euro Schulden

Ob die Sanierung der insolvente­n Immobilien­gruppe gelingen kann, steht noch in den Sternen. In 90 Tagen muss den Gläubigern ein Sanierungs­plan zur Abstimmung vorgelegt werden

- VON UND

Das Immobilien-Imperium des Tiroler Investors René Benko liegt in Scherben. Nach der Signa Holding und der Signa Prime wurde nun auch über die drittwicht­igste Gesellscha­ft, die Signa Developmen­t Selection, ein Sanierungs­verfahren mit Eigenverwa­ltung eröffnet. Insgesamt hat die insolvente Firmengrup­pe rund 10,8 Milliarden Euro Schulden. (Die Summe entspricht dem jährlichen Bildungsbu­dget Österreich­s, Anm.) Derzeit ist es mehr als fraglich, ob die drei Gesellscha­ften tatsächlic­h saniert werden können. Die Signa Developmen­t ist mit 1,27 Milliarden Euro Verbindlic­hkeiten der kleinste Brocken. Den Gläubigern wird 30 Prozent Quote geboten. Laut Gesetz hat sich aber nur 90 Tage Zeit, ihren Gläubigern einen plausiblen Sanierungs­plan zur Abstimmung vorzulegen.

„Jetzt sind die Kerngesell­schaften der Signa insolvent und es stellt sich die Frage, wie die Liquidität bewahrt werden kann, damit die Projektges­ellschafte­n, in denen die Immobilien stecken, nicht insolvent werden“, sagt Gerhard Weinhofer vom Gläubigers­chutzverba­nd C reditre f orm zum KURIER. „Die Uhr tickt, und es gibt noch zu viele Fragezeich­en. Es wird entscheide­nd sein, welche Vermögensw­erte tatsächlic­h in welcher Höhe vorhanden sind und ob der Sanierungs­plan funktionie­ren kann.“

Fakt ist: Das Immobilien­vermögen befindet sich ausschließ­lich in rechtlich

GRÖSSTE INSOLVENZE­N IN ÖSTERREICH selbststän­digen Besitzgese­llschaften, an denen die Signa Developmen­t „über eine inund ausländisc­he Beteiligun­gskette beteiligt ist“.

„Für diese Tochterges­ellschafte­n hat die Signa Developmen­t Haftungen in Höhe von knapp 332 Millionen Euro übernommen“, sagt Weinhofer. 1.889 1.300 4.500 3.200 5.000

Wie schon die Signa Prime (4,53 Mrd. Euro Schulden) entwickelt­e auch die Signa Developmen­t „Immobilien­projekte in gut angebunden­en Lagen urbaner Ballungsrä­ume in Österreich, Deutschlan­d und Norditalie­n“. Sie hat vor allem „Quartiere städtebaul­icher Dimension mit gemischten Nutzungsko­nzepten im Wohn- und Gewerbeseg­ment konzipiert und errichtet“, heißt es im Insolvenza­ntrag. Insgesamt 39 Projekte mit einem Brutto-Vermögensw­ert in Höhe von 2,8 Milliarden Euro zählen dazu. Darunter sind das Vienna Twentytwo in Wien-Kagran, das Hotel Andaz Vienna am Belvedere, das Berliner Bremsenwer­k unddie Flüggerhöf­e in Hamburg.

Wie die Signa Prime, die bis zu 500 Millionen Euro frisches Kapital zur Überbrücku­ng benötigt, sucht auch die Signa Developmen­t dringend Geld. Damit die Werte der Besitzgese­llschaften nicht den Bach hinunterge­hen, benötigt sie rund 50 Millionen Euro zur Überbrücku­ng. Geht es nach dem Signa-Sanierer Erhard Grossnigg, dann sollen die Alt-Aktionäre das Geld aufbringen.

Zu Ihnen zählen die Familien-Privatstif­tung von Hans Peter Haselstein­er, der Schweizer Kaffeemasc­hinenerzeu­ger Eugster/Frismag, die deutsche Union Investment, eine Gesellscha­ft des französisc­hen Industriel­len Robert Peugeot und die deutsche RAG-Stiftung.

„Das gesamte Sanierungs­konzept ist noch etwas vage und wir werden es in den nächsten Wochen genau un t er di e L upene h men “, sagt Weinhofer. „Man muss die Immobilien so gut verwerten, dass sich ein Mehrerlös für die unbesicher­ten Gläubiger ergibt. Das ist angesichts der Zeitnot und Marktlage eine enorme Herausford­erung.“

Das Kaufhaus Lamarr (Wien) zählt zu den Baustellen der Signa

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