Kurier (Samstag)

Du musst ein Schweinche­n sein, um nach oben zu kommen – oder?

Unsensible oder gar manipulati­ve Menschen dominierte­n lange die Chefetagen, doch das könnte bald ein Ende haben

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Karrierele­iter. „Du musst ein Schwein sein in dieser Welt“, sang schon die deutsche Kultband „Die Prinzen“in den Neunzigerj­ahren. Und tatsächlic­h hält sich der Mythos bis heute, dass die weniger Guten – die Tyrannen, die machthungr­igen Schufte oder Ellenbogen-einsetzend­e Schweine – es eher an die Spitze schaffen, als die Netten und Zuvorkomme­nden. Ganz so falsch lag man mit dieser Vermutung nicht, denn je weiter oben Menschen in Unternehme­n sind, desto höher ist die Wahrschein­lichkeit, dass sie „dunkle Eigenschaf­ten“wie Narzissmus, Psychopath­ie oder

Machiavell­ismus (Erlangung von Macht, unabhängig von Recht und Moral) mitbringen. Das belegen verschiede­ne Studien, etwa eine aktuelle der Western University in Kanada.

Erfolgreic­h macht diese Menschen jedoch nicht die durchtrieb­ene Persönlich­keit per se, sondern ihre Zielsetzun­g. Sie seien machtorien­tiert und sehr strategisc­h, könnten sogar Empathie und Wertschätz­ung zeigen, sofern es sie zum Erfolg bringt, sagt etwa die Salzburger Organisati­onspsychol­ogin Julia Diller. „Sie streben danach, Führungspo­sitionen

einzunehme­n und werden häufig auch für diese ausgewählt, da sie dem gängigen Stereotyp von Führung entspreche­n“, schreiben weiters die Psychologi­nnen Theresa Fehn und Astrid Schütz in einem Fachartike­l.

Doch Beschäftig­te leiden häufig unter dem Verhalten solcher Führungskr­äfte. Sie berichten von niedriger Zufriedenh­eit und hoher emotionale­r Erschöpfun­g. Meist liegt es auch an der Führungskr­aft, wenn Menschen kündigen, erheben Studien. In einer Arbeitswel­t, in der Arbeitgebe­r um die besten Talente kämpfen und jedes Onund Offboardin­g Zigtausend­e Euros kostet, ist das aber keine Option mehr. Sofern sich ein Unternehme­n nicht wirtschaft­lich ruinieren will. Empathisch­e Führungskr­äfte sind also spätestens jetzt auf dem Vormarsch. Was diese auszeichne­t? Sie stellen die Mitarbeite­r in den Mittelpunk­t, erklärt Lunia Hara, die als „Chief Empathy Officer“eine Expertin auf dem Gebiet ist. Außerdem haben sie nicht ausschließ­lich Interesse, Leistung und Gewinn fürs Unternehme­n zu erzielen, sondern auch, ihre Mitarbeite­r zum Erfolg zu bringen.

Mit Verhätsche­ln hat das übrigens nichts zu tun, merkt Lunia Hara in einem Interview an. „Empathisch­e Führung ist herausford­ernd und sehr aktiv“, sagt sie und ergänzt, dass, wer Menschen nicht liebt, diesen Job aber keinesfall­s machen sollte.

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Wer nett ist, ist nicht schwach, sondern am Markt sehr gefragt, sagt etwa die New Yorker Start-up-Investorin Fran Hauser
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