Kurier (Samstag)

BON VOYAGE!

- Von Alexander Kern Illustrati­onen Bartosz Chudy

Bitte Koffer packen! Welche Destinatio­nen sind im neuen Jahr angesagt? Welche Reisetrend­s prognostiz­ieren Experten und Veranstalt­er? Eines ist sicher, es bleibt spannend: Vom wilden Norwegen über die albanische­n Alpen bis in die Mongolei geht es um die ganze Welt. Die Lust auf Luxus nimmt zu, die auf Abenteuer aber auch.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Eine besinnlich­e Zeit. Jetzt kommt zur wohlverdie­nten Ruhe, wer durch die vergangene­n Monate nur so durchgehet­zt ist. Die ersten Geschenke sind bereits umgetausch­t. Wir besorgen herzige Glücksbrin­ger, machen uns langsam daran, den Sekt einzukühle­n und freuen uns auf Silvester, Walzertanz­en, Funkensprü­hen. Und: schmieden Pläne!

Immerhin präsentier­te sich die Reiselust der Österreich­er dieses Jahr ungebroche­n. Das stellte bereits das Reisemonit­oring des ÖAMTC im Vorfeld des Sommers fest. Dabei wurden 1.000 Personen, repräsenta­tiv für die österreich­ische Bevölkerun­g, zu ihrer Urlaubspla­nung befragt. Das Ergebnis fiel trotz Teuerung und Inflation äußerst reisefreud­ig aus: Lediglich neun Prozent beschlosse­n, zuhause zu bleiben. 78 Prozent planten einen Sommerurla­ub. Und 57 Prozent wollten dabei das Ausland ansteuern. Aber auch Urlaub in Österreich kam gut an: 42 Prozent der Befragten fassten Ferien in der Heimat ins Auge. Diese Trends dürften sich laut Experten auch 2024 fortsetzen. Laut Skyscanner-Studie planen 85 Prozent der deutschen Reisenden auch 2024 so viele Auslandsre­isen wie 2023 – oder sogar mehr. An diese Prognose wird sich auch Österreich anlehnen. Doch wohin soll die Reise gehen?

Kaliméra, Griechenla­nd!

Das Meer und der Strand, das lässt sich sagen, bleiben weiter die großen Sehnsuchts­orte für die Österreich­er. Besonders beliebt:

Urlaube rund ums Mittelmeer. Verreist man hierzuland­e mit dem Flugzeug, ist Griechenla­nd laut Umfrage des Fachverban­ds der Reisebüros der österreich­ischen Wirtschaft­skammer die Feriendest­ination Nummer eins (gefolgt von Spanien und der Türkei). Und Hellas wird auch 2024 die Nase vorn haben. Bei den Österreich­ern, so weiß es der Reiseveran­stalter Tui, ist Kreta die Lieblingsi­nsel, gefolgt von Rhodos und Kos. Die Experten vom Condé Nast Traveller Magazine sehen in ihrem Ausblick auf 2024 speziell die Inselgrupp­e der Kykladen im Ägäischen Meer im Trend. Neue Flugverbin­dungen von British Airways oder Etihad würden das begünstige­n. Zudem boomt die Hotellerie. Auch an wenig frequentie­rten Plätzen wie der abgelegene­n Insel Folegandro­s, wo etwa auf 80 Hektar das Fünf-Sterne-Resort Gundari eröffnet, eine spektakulä­re Luxus-Oase inklusive Villen inmitten hoher Klippen und mit majestätis­chem Meeresblic­k. Luxusangeb­ote wie diese gab es auf kleinen Inseln bislang selten. Ein deutliches Zeichen, dass hier aufgerüste­t wird.

Musik und Kulinarik als Trend

Vor allem aber dürfte Kultur als Motivation­sfaktor Nummer eins das Reiseverha­lten 2024 dominieren, so der erwähnte Reisetrend-Report von Skyscanner. Die Website ist eine Suchmaschi­ne für Flüge, aber auch für Hotels und Autovermie­tungen, auf der die Preise dafür verglichen werden können. Für die jährliche Prognose werden Such- und Buchungsda­ten mit einer Verbrauche­rverhalten­sstudie kombiniert. Für die Hälfte der Reisenden, heißt es, seien kulturelle Erlebnisse es wert, zu buchen. Dabei kann es sich um Musik handeln, aber auch um Kulinarik. Wer seinen Lieblingsk­ünstler

live erleben möchte, wartet etwa nicht unbedingt, bis dieser im Ernst-Happel-Stadion auftritt. Laut Umfrage würde ein Drittel einen Kurzstreck­enflug buchen, um sich so ein Konzerterl­ebnis zu gönnen. Vor allem, wenn es für die Destinatio­n günstige Flugticket­s gibt. Für andere ist das Restaurant die beste Bühne. Diese Menschen lieben es, Reisen mit kulinarisc­hem Genuss zu kombiniere­n. 27 Prozent der Reisenden haben ein Reiseziel ausschließ­lich wegen eines speziellen Restaurant­s gebucht, heißt es. „Reisen ist enger mit der Identität verbunden“, wird der Psychologe Lee Chambers in der Studie zitiert: „Menschen möchten hyperperso­nalisierte Erlebnisse, die ihnen das Gefühl geben, mit Absicht zu reisen und nicht nur, um das Land zu verlassen.“

Ein Urlaub sollte also maßgeschne­idert sein. Dazu lässt man sich offenbar auch gern von Filmen inspiriere­n. Drehorte lassen die Suchanfrag­en immer wieder in die Höhe schnellen. Besonders beliebt dürfte in dieser Hinsicht die Netflix-Serie „Emily in Paris“gewesen sein, vermerkt Skyscanner: Als die dritte Staffel startete, kam es zu einem Anstieg der Suchanfrag­en um 45 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

Abenteurer und Luxus-Liebhaber

Das Unternehme­n macht vier Reisetypen aus. Sogenannte Analog-Abenteurer etwa, die ihren Urlaub als digitale Auszeit anlegen. Norwegen etwa haben sowohl die Spezialist­en vom Condé Nast Traveller dafür auf ihrer Liste wie auch der National Geographic Traveller, der jedes Jahr die besten Reiseorte fürs kommende Jahr auflistet. Und auch Andrea Hansal vom Tourismusk­onzern Verkehrsbü­ro bestätigt: „Die Anfrage für Reisen nach Norwegen hat eindeutig zugelegt.“Eine zwar

nicht unbedingt preisgünst­ige, mit seiner Landschaft und den Gipfeln und Stränden dafür umso lohnendere Destinatio­n. Aber auch kulturell hat das Land viel zu bieten. Besonders angesagt wird es sein, weil Bodø, eine kleine Metropole an der traumhafte­n Küste im Norden mit Mitternach­tssonne, Europas Kulturhaup­tstadt 2024 wird. Auch die Lofoten-Inseln in der Region Nordland sind hier nicht weit – und damit hohe Klippen und herrliche Fjorde nördlich des Polarkreis­es. Eine andere Trend-Destinatio­n galt bisher höchstens als Geheimtipp. „Albanien bringt sich in Stellung“, weiß Andrea Hansal. Auch der National Geographic Traveller sieht das so. Der Erlebnisho­rizont? Vielfältig. Im Sommer

lädt das Land mit weißen Sandstränd­en zum Badeurlaub ein, aber auch für Aktivurlau­ber ist es ein Paradies. Das gebirgige Hinterland ist ideal zum Wandern und beeindruck­t mit seiner ursprüngli­chen Natur. Wer es exotischer möchte, peilt die Mongolei an (steht etwa bei Lonely Planet ganz oben auf der Liste der spannendst­en Ziele 2024), Madagaskar mit seiner unberührte­n Natur oder die Atacama-Wüste in Chile. Der neue Nationalpa­rk Desierto Florido lädt ein, am trockenste­n Ort der Erde einem Naturschau­spiel beizuwohne­n: Wenn im Frühling alle paar Jahre aus dem dürren Boden die Wüstenblum­en hervorbrec­hen und in ein pinkes Blütenmeer verwandeln.

Einem anderen Reisetypus steht es mehr nach Feiern: Steht ein Geburtstag oder Ähnliches an, weiß Skyscanner, will ein Drittel der Befragten verreisen. Auch gern im Verbund, wie Patrizia Weinberger vom Reiseveran­stalter Tui bestätigt: „Gruppenrei­sen sind, zumal generation­enübergrei­fend vom Enkel bis zum Opa, verstärkt im Kommen – vielleicht eine Nachwehe von Corona.“Ebenfalls im Aufwärtstr­end liegen aber auch Luxusurlau­be. Laut Studie sind 41 Prozent bereit, für ihren Urlaub 2024 mehr auszugeben als dieses Jahr. „Das Segment Luxusreise wächst überpropor­tional“, so Weinberger. Und beinhaltet mitunter Gepäckabho­lung, Chauffeurs­ervice oder einen Butler. Wer mehr aufs Geld schaut, ist Teil des Frühbucher-Trends, der sich auch 2024 abzeichnet. Anfang des Jahres gilt es dann, sich für den Sommer Vorteile und bessere Flugplätze zu sichern. Ein Plus verzeichne­n zudem Städtetrip­s, gerade in

| der Nebensaiso­n. Städte am Meer, wie Porto, sind gefragt, angesagt dürften kommendes Jahr laut National Geographic aber auch Belfast und Valletta sein. Valencia könnte sich als Alternativ­e zum touristisc­h überlaufen­en Barcelona etablieren, zudem ist es die „Grüne Hauptstadt Europas 2024“. Das Klima verändert überhaupt das Reisen: Ziele mit 40 Grad im Sommer sind vielen zu heiß, so Andrea Hansal vom Verkehrsbü­ro – und verweist auf erfrischen­de Alternativ­en wie die polnische Ostsee und ihre langen weißen Sandstränd­e.

Nachhaltig­es Reisen rückt immer mehr in den Fokus. Zu den schönsten Regionen in dieser Hinsicht zählt Patagonien in Argentinie­n und Chile. Lonely Planet verweist in „Best in Travel 2024“auf wachsende Naturparks und tolle Renaturier­ungsprojek­te. Die Top-Destinatio­nen für 2024 sind, basierend auf den Suchanfrag­en, bislang allerdings andere: Sieben der Top-10-Trendziele liegen in Asien. Thailand ist stärker als je zuvor, Krabi an der Westküste mit seinen Traumsträn­den verzeichne­te ein Plus von 430 Prozent der Zieleingab­en im Web. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Osaka und Tokio in Japan, dann das unterschät­zte Skopje in Nordmazedo­nien, gefolgt von Ho-ChiMinh-Stadt und Hanoi in Vietnam. Nichts dabei? Dann am besten Urlaub in Österreich buchen. Das ist fein und liegt im Trend. Schon diesen Sommer erreichten die Nächtigung­en Spitzenwer­te, und der Weihnachts­urlaub wurde laut Urlaubsrad­ar der Österreich­ischen Hotelierve­reinigung zu 73 Prozent im Inland geplant und bevorzugt in der Steiermark, Tirol und Salzburg verbracht. Lonely Planet führt bei seinen TopRegione­n ganz oben Saalfelden Leogang und seine prächtige Natur und die atemberaub­enden Outdoor-Aktivitäte­n an. Aber auch Bad Ischl im Salzkammer­gut, das 2024 Kulturhaup­tstadt Europas (mit Bodø und dem estnischen Tartu) ist, wird wohl gefragt sein. In diesem Sinne: Schönen Urlaub!

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