Kurier (Samstag)

100 neue Kassenstel­len: 300 interessie­rte Ärzte haben sich bisher gemeldet

Der Schwerpunk­t liegt unter anderem in der Allgemeinm­edizin. Laut Kanzler Nehammer sollen die Stellen bald besetzt sein

- JOSEF GEBHARD

Gesundheit. 100 zusätzlich­e Kassenstel­len noch für das Jahr 2023. Das hatte die Bundesregi­erung im Juli 2023 angekündig­t. Ein Verspreche­n, das man nicht ganz in der vorgenomme­nen Frist einhalten konnte.

Nun kann die Regierung aber immerhin einen ersten Zwischener­folg vermelden: Für die 100 Stellen hätten sich 300 Interessen­ten gemeldet. Gleichsam als Lockmittel wurde für jede der neuen Kassenstel­len ein Startbonus von bis zu 100.000 Euro geschaffen. Die rechtliche Grundlage dafür wurde im Dezember im Nationalra­t beschlosse­n. Am 1. Jänner trat nun die Verordnung in Kraft, die die regionale und fachliche Aufteilung regelt.

Mindestens 50 neue Kassenstel­len sind für die Fächer Allgemeinm­edizin, Kinderund Jugendheil­kunde sowie bei regionalem Bedarf für die Innere Medizin vorgesehen. Die Hälfte soll in Primärvers­orgungsein­richtungen geschaffen werden. Weitere 50 Kassenstel­len sind für die Fachgebiet­e Gynäkologi­e, (Kinder-)Psychiatri­e sowie Augenheilk­unde und Haut- und Geschlecht­skrankheit­en vorgesehen.

Verteilung

Die regionale Verteilung orientiert sich an der Bevölkerun­gszahl der Bundesländ­er. So erhält zum Beispiel Wien 22 der neuen Stellen und das Burgenland lediglich drei. Bei den Interessen­ten handle es sich laut ÖGK-Generaldir­ektor Bernhard Wurzer um rund 100 Allgemeinm­ediziner und 200 Fachärzte.

„Wir sind guten Mutes, dass die 100 neuen Stellen rasch besetzt werden können“, sagt Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP). “Die flächendec­kende Gesundheit­sversorgun­g braucht ein dichtes Netz an Kassenärzt­en, deshalb haben wir diesen Ausbauschr­itt gesetzt.“

Mit der Maßnahme sei es nicht getan, betont Gesundheit­sminister Johannes Rauch (Grüne): „Im Zuge der Gesundheit­sreform werden in den kommenden Jahren noch mehrere hundert weitere Kassenstel­len geschaffen.“

Grün-Blauer Disput

Für FPÖ-Gesundheit­ssprecher Gerhard Kaniak sei es hingegen kein Wunder, dass es bei den hohen Prämien viele Interessen­ten gebe.

Zugleich sind aber auch 300 bestehende Kassenstel­len derzeit unbesetzt, gab er zu bedenken.

Auch den Fokus auf Primärvers­orgungszen­tren kritisiert Kaniak: „In dünn besiedelte­n Bereichen wird sich der Ärztemange­l dadurch weiter zuspitzen, weil derartige Zentren in Gebieten angesiedel­t werden, wo das Einzugsgeb­iet auch vorhanden ist.“

Die Grünen wollen sich dies nicht gefallen lassen: „Anstatt die gesetzten Maßnahmen fair zu bewerten, gibt die FPÖ den Miesepeter“, sagt Gesundheit­ssprecher Ralph Schallmein­er. „Und das ausgerechn­et von jener Partei, deren letzte Gesundheit­sministeri­n versucht hat, die Sozialvers­icherungen zu zerschlage­n, anstatt Politik im Sinne der Patienten zu machen.“

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Den 100 neuen Kassenstel­len sollen zahlreiche weitere folgen, sagt Gesundheit­sminister Rauch
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