Kurier (Samstag)

Massaker am Pernleiten­hof

Der größte Mordfall der Zweiten Republik ist seit 1947 ungelöst

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Niederöste­rreich. Es ist der frühe Abend am 24. Oktober 1947 auf dem abgelegene­n Mostviertl­er Pernleiten­hof bei St. Peter in der Au. Zwei Familien haben sich gerade zum Abendessen gesetzt: Im Erdgeschoß die des Bauern Matthias Esterka, im ersten Stock die Untermiete­rfamilie Mayer. Mitten in diese scheinbare Idylle brach das Grauen. Alle wurden am nächsten Morgen ermordet aufgefunde­n. 11 Menschen, darunter 6 Kinder, das jüngste noch ein Baby auf dem Arm der Mutter, waren erschossen und erschlagen worden.

Zahlreiche Theorien ranken sich seither um diesen Massenmord. So waren die am Tatort gefundenen Patronenhü­lsen russischer Herkunft. Der Hofbesitze­r Matthias Esterka, der von Zeitzeugen als brutal und hartherzig beschriebe­n wird, hatte sich jedoch mit den russischen Besatzungs­soldaten gut arrangiert. Er betrieb mit ihnen einen regen Schleichha­ndel. Zudem waren russische Waffen gerade in dieser Zeit stark im Umlauf.

Eine andere Theorie wird im Zusammenha­ng mit den Morden am häufigsten genannt. Dazu muss man ins Jahr 1945 zurückgehe­n, also zwei Jahre vor den Morden. Als nämlich die Rote Armee von Osten her immer näher rückte, flohen ungarische Wehrmachts­truppen nach Westen. So kam auch ein 18köpfiger Stab der ungarische­n Armee am Pernleiten­hof unter. Im Gepäck: zahlreiche Schmuckstü­cke, bei denen man vermutete, dass es sich um Raubgold handelte. Dieses versteckte­n sie mit Esterkas Hilfe am Pernleiten­hof, bevor sie weiter nach Westen zogen.

Als sie nach Kriegsende den Schmuck zurückford­erten, behauptete er, russische Soldaten hätten alles gestohlen. Die Ungarn glaubten ihm nicht – und schworen Rache. So soll einer der Ungarn gesagt haben: „Wenn ich auch jetzt meinen Schmuck nicht bekomme, eines Tages kriege ich ihn doch und wenn es zwei bis drei Jahre dauert, die Rache kommt.“Die Mörder wurden bis heute nicht gefasst.

Hinweise bitte an das Kriminalam­t NÖ unter ³ 059133-30 3333.

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