Kurier (Samstag)

Medizinstu­dent Jesus in Ägypten

Johannes Huber spürt großen geistigen und spirituell­en Traditione­n nach

- RUDOLF MITLÖHNER

Sachbücher

Philosophi­e/Religion. Johannes Huber ist längst über sein angestammt­es Fachgebiet, die Medizin, hinaus zu einem Universalg­elehrten geworden, welcher natur- und geisteswis­senschaftl­iche Fragen verbindet und diese auch im Horizont der „letzten Dinge“thematisie­rt.

Der 1946 geborene Gynäkologe und Hormonspez­ialist ist ja auch studierter Theologe und war in den 70er-Jahren Sekretär des damaligen Wiener Erzbischof­s Kardinal Franz König. Nun hat er eine „Datenbank der Ewigkeit“angelegt, in welcher er dem Sinn des Lebens „in den alten Schriften“nachspürt.

Huber selbst fasst seinen Durchgang durch die Jahrtausen­de so zusammen: „Es gibt eine ewige kosmische Ordnung, die Himmel und Erde verbindet […], eine Weltseele, die alles lenkt.“Er betont die Eigenveran­twortung des Einzelnen für ein gelingende­s Leben („Nichts als unsere Faulheit hindert uns daran […]“), räumt aber ein: „der Funke glimmt bei manchen Menschen stärker als bei anderen“. Und, gut katholisch, fügt er hinzu, dass wir dabei „auf die Gnade“angewiesen seien, da wir uns nicht selbst „endgültig befreien“könnten.

Letztlich findet aber Huber die für ihn wesentlich­en Prinzipien bei allen großen Denkern und Weisheitsl­ehrern: von Zarathustr­a über Heraklit, Laotse bis hin zu Augustinus und Rumi. Das lässt bei der Lektüre des Buches ein wenig den Eindruck der Redundanz entstehen, wenngleich der Kenntnisre­ichtum des Autors und seine Fähigkeit, die großen Linien in einfachen, klaren Worten nachzuzeic­hnen, beeindruck­en.

Kochrezept­e inklusive

Interessan­t ist etwa auch Hubers Mutmaßung, Jesus könnte „ein alexandrin­ischer Medizinstu­dent mit den Schwerpunk­tfächern ekstatisch­es Heilen und Heilmagnet­ismus“gewesen sein. Für diese These führt Huber etwa den renommiert­en Religionsw­issenschaf­tler und Ägyptologe­n Jan Assmann an, der es ebenfalls für „sehr wahrschein­lich“hält, „dass Jesus mit Freunden längere Zeit in Alexandrie­n war“. In seinen vertiefend­en Ausführung­en zum alten Ägypten bringt der Autor dann sogar zwei Kochrezept­e jener Zeit.

Große Wertschätz­ung hat Huber erkennbar auch für Augustinus. Er sieht den Bischof und Kirchenleh­rer an der Schwelle zwischen Antike und Mittelalte­r als Erfinder der „modernen“Tugend der Selbstkrit­ik, oder, wie es Peter Sloterdijk nannte, der „antinarzis­stischen Inquisitio­n“.

Diese Art von Inquisitio­n könnte unsere zum Kreisen um die eigene Befindlich­keit neigende Zeit ganz gut brauchen.

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