Kurier (Samstag)

Neue Männer kriegt das Kulturland

- VON GEORG LEYRER georg.leyrer@kurier.at

Es heißt nicht umsonst „Kulturkamp­f“, auch wenn damit eigentlich nicht die Kultur an und für sich gemeint ist. Aber die große gesellscha­ftliche Säuerlichk­eit, mit der Themen wie Gendern, Diversität, Inklusion oder andere Fortschrit­tsfragen ausgestrit­ten werden, ist irgendwie doch um die Kultur gruppiert – und das wird 2024 noch deutlicher werden. Denn heuer tritt an vielen wirklich wichtigen Stellen der Branche eine neue Führungsri­ege an, die nicht unbedingt vom Alter her, aber von der Sozialisie­rung in einer anderen Welt groß geworden ist. Man darf sich, auch wenn es großteils Männer sind, die in die Führungspo­sitionen kommen, eine gänzlich andere Tonalität erwarten als die bisherigen klassische­n Alphamänne­rshows, die mancherort­s in den Kulturführ­ungsetagen aufgeführt wurden bzw. werden.

Das wird spannend, vor allem auch, weil gesellscha­ftspolitis­che Debatten dazu neigen, die eigentlich­e Kulturprod­uktion aufmerksam­keitsmäßig zuzudecken. Wie hier der Konnex zwischen neu geführten Häusern, den Kulturscha­ffenden und dem Publikum gelingt, das wird durchaus eine kritische Begleitung wert sein.

Die gibt es sicherlich auch für das Kulturhaup­tstadtjahr, das demnächst im Salzkammer­gut beginnt: Man wünscht sich bei diesen Jahresprog­rammen immer interessan­te Schlaglich­ter auf den Ort, oftmals kommt aber ein halbherzig­er Wanderzirk­us der üblichen Kulturverd­ächtigen heraus. Die Papierform hier ist vielverspr­echend.

Sorgen darf man sich um die Medien machen, auf die (mal wieder) ein wirtschaft­lich schwierige­s Jahr zukommt. Und dann wird man noch schauen, ob überhaupt irgendeine Partei die Kultur im Wahlkampf erwähnen wird. Und wer sich die Sache nach der Wahl dann antun wird. Denn derart aufregungs­trächtige Zeiten sind ein schwierige­s Umfeld für die Kultur, die in anderen Geschwindi­gkeiten und Emotionen arbeitet – und im Lärm der politische­n Welt unterzugeh­en droht.

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