Neue Männer kriegt das Kulturland
Es heißt nicht umsonst „Kulturkampf“, auch wenn damit eigentlich nicht die Kultur an und für sich gemeint ist. Aber die große gesellschaftliche Säuerlichkeit, mit der Themen wie Gendern, Diversität, Inklusion oder andere Fortschrittsfragen ausgestritten werden, ist irgendwie doch um die Kultur gruppiert – und das wird 2024 noch deutlicher werden. Denn heuer tritt an vielen wirklich wichtigen Stellen der Branche eine neue Führungsriege an, die nicht unbedingt vom Alter her, aber von der Sozialisierung in einer anderen Welt groß geworden ist. Man darf sich, auch wenn es großteils Männer sind, die in die Führungspositionen kommen, eine gänzlich andere Tonalität erwarten als die bisherigen klassischen Alphamännershows, die mancherorts in den Kulturführungsetagen aufgeführt wurden bzw. werden.
Das wird spannend, vor allem auch, weil gesellschaftspolitische Debatten dazu neigen, die eigentliche Kulturproduktion aufmerksamkeitsmäßig zuzudecken. Wie hier der Konnex zwischen neu geführten Häusern, den Kulturschaffenden und dem Publikum gelingt, das wird durchaus eine kritische Begleitung wert sein.
Die gibt es sicherlich auch für das Kulturhauptstadtjahr, das demnächst im Salzkammergut beginnt: Man wünscht sich bei diesen Jahresprogrammen immer interessante Schlaglichter auf den Ort, oftmals kommt aber ein halbherziger Wanderzirkus der üblichen Kulturverdächtigen heraus. Die Papierform hier ist vielversprechend.
Sorgen darf man sich um die Medien machen, auf die (mal wieder) ein wirtschaftlich schwieriges Jahr zukommt. Und dann wird man noch schauen, ob überhaupt irgendeine Partei die Kultur im Wahlkampf erwähnen wird. Und wer sich die Sache nach der Wahl dann antun wird. Denn derart aufregungsträchtige Zeiten sind ein schwieriges Umfeld für die Kultur, die in anderen Geschwindigkeiten und Emotionen arbeitet – und im Lärm der politischen Welt unterzugehen droht.