Kurier (Samstag)

„Das füttert meine Künstlerse­ele“

Tom Neuwirth alias Conchita Wurst schlüpft in die Rolle von Kaiser Franz Josephs Bruder und spricht über schauspiel­erische Herausford­erungen

- VON STEFANIE WEICHSELBA­UM

Für Tom Neuwirth alias Conchita Wurst (35) wird 2024 ein mit Terminen vollgepack­tes Jahr. Auch jährt sich da der Sieg beim Eurovision Song Contest bereits zum zehnten Mal. „Es ist ein Wahnsinn, wie sich mein Leben mit einem Schlag verändert hat. Was mir dieser Moment für Möglichkei­ten eröffnet hat, und wie sehr ich wachsen durfte, in den letzten zehn Jahren. Nicht nur, was meine Performanc­e anbelangt, auch als Mensch. Aufgrund des Song Contests darf ich ein privilegie­rtes Leben führen und mit dem, was ich am liebsten tue – ganz unromantis­ch gesagt – meine Rechnungen bezahlen“, resümiert Tom Neuwirth im KURIER-Gespräch.

Außerdem wird Conchita heuer gemeinsam mit Rea Garvey die deutschen Teilnehmer am ESC-Vorentsche­id („Ich will zum ESC“, ab 25. Jänner in der ARD-Mediathek) als Coach begleiten. Davor ist sie aber noch Teil des Programms beim Eröffnungs­festakt der Kulturhaup­tstadt Europas 2024 in Bad Ischl im Salzkammer­gut (20. Jänner).

Neue Aufgabe

Außerdem wagt sich der Künstler auf völspielt lig neues Terrain – auf die Theaterbüh­ne. Ab dem

15. Februar ist er in „Luziwuzi – Ich bin die Kaiserin“im Wiener Rabenhofth­eater in der titelgeben­den Rolle zu sehen. Er den exzentrisc­hen, homosexuel­len Bruder, Ludwig Viktor (Spitzname: Luziwuzi), von Kaiser Franz Joseph.

„Die Habsburger liebe ich ja sowieso, vor allem Kaiserin Sisi. Da war ich gleich interessie­rt. Das füttert meine Künstlerse­ele und ich freue mich extrem darauf. Das ist so eine prominente Figur der queeren Geschichte Österreich­s.

Und dies zu beleuchten, einen Teil seiner Identität abzubilden, ist einfach ein Riesen-Geschenk“, so Tom Neuwirth. Regisseuri­n Ruth BrauerKvam ergänzt dazu: „Ich glaube, dass Luziwuzi sich wahnsinnig freut, dass Tom das spielt. Ich finde, Tom ist ein Botschafte­r Österreich­s, der ausgesandt wird, um Farbe, Liebe, Empathie und Bildung zu verbreiten. Und ich kann mir vorstellen, dass Luziwuzi das auch gerne getan hätte in der Form. Nur durfte er das damals nicht“.

„Es ist eine Art traumhafte Revue, mit Musik von Kyrre Kvam, basierend auf historisch­en Ereignisse­n. Fabian Pf leger (Rabenhof-Dramaturg – Anm.) und ich haben die Fassung gemeinsam erarbeitet, und hoffen, dass wir mit dem Stück dem Habsburger eine Stimme geben, von dem man so wenig weiß, und der für die queere Community in Österreich doch eine Art Wegbereite­r war“, so BrauerKvam.

Neue Herausford­erung

Für Tom Neuwirth wird es jedenfalls schon auch eine Herausford­erung. „Ich habe den größten Respekt vor dem Handwerk des Schauspiel­s. Es ist einfach so feingliedr­ig und besonders. Man muss so aufmerksam und konzentrie­rt sein, aber auch so authentisc­h und loslassen können, damit es auf der Bühne dann glaubhaft ist.“

Zwischen der Figur von „Luziwuzi“und sich selbst sieht Tom Neuwirth schon auch Ähnlichkei­ten. „Ich glaube schon, dass diese Rolle mir per se relativ gut liegen wird, weil ich viele Parallelen ziehen kann zu seiner Art, wie er das Leben sieht, zur Liebe für Dekadenz, das Schöne, zu feiern, die Hemmungslo­sigkeit. Das sehe ich auch so. In erster Linie lebe ich dieses Leben für mich und ich glaube, das hat er auch so gesehen.“

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ILBERT NOVY
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Tom Neuwirth alias Conchita Wurst spielt den KaiserBrud­er Luziwuzi; Ruth Brauer-Kvam führt Regie
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KURIERReda­kteurin Stefanie Weichselba­um im Gespräch mit Ruth BrauerKvam und Conchita Wurst

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