Frachtmengen im Roten Meer um die Hälfte eingebrochen
Der Welthandel ist nach den Houthi-Attacken etwas geschrumpft. Für die Verbraucherpreise wird nur ein geringer Anstieg erwartet
Die Attacken der HouthiRebellen auf Frachtschiffe im Roten Meer zeitigen Folgen für den Welthandel. Laut einem vor Kurzem veröffentlichten Update des Kiel Trade Indicators, der Handelsflüsse von 75 Ländern weltweit auf Basis von Schiffsbewegungsdaten schätzt, ist die Anzahl der verschifften Container im Roten Meer im Dezember um mehr als die Hälfte eingebrochen. Der Welthandel ging nach Berechnungen der Kieler Forscher von November auf Dezember um 1,3 Prozent zurück. Für die EU seien sowohl Exporte (−2,0 Prozent) als auch Importe (−3,1 Prozent) gesunken, so die Handelsforscher. Aktuell werden lediglich 200.000 Container pro Tag durch das Rote Meer verschifft. Im Vergleich dazu lag diese Zahl im November, vor Beginn der Angriffe auf Frachtschiffe, bei rund 500.000 Containern. Damit liege das aktuelle Aufkommen 66 Prozent unter dem eigentlich erwarteten Volumen.
Schiffe weichen aus
Nach Angaben der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO meiden bereits 18 Logistikunternehmen, darunter die Reedereiriesen Maersk und Hapag Lloyd, die Route. Sie nehmen nun den Umweg über das Kap der Guten Hoffnung im südlichen Afrika.
Das Ausweichen der Containerschiffe hat nicht nur um bis zu 20 Tage längere Fahrzeiten zur Folge, sondern treibt auch die Frachtkosten in die Höhe. Für einen 40-Fuß-Standardcontainer sind sie seit November von 1.500 US-Dollar auf mehr als 4.000 US-Dollar gestiegen. Von den drastischen Ausschlägen während der Corona-Pandemie seien die Preise aber noch weit entfernt, gibt Julian Hinz, der Leiter des Kiel Trade Indicators, Entwarnung. Damals kostete der Transport eines Containers auf der Route bis zu 14.000 US-Dollar. Weil die Frachtkosten bei hochpreisigen Artikeln, wie etwa Elektronikprodukten, nur einen geringen Anteil ausmachen, seien durch den
Anstieg der Frachtkosten keine spürbaren Folgen für die Verbraucherpreise in Europa zu erwarten, sagt der Handelsforscher.
Auch von dramatischen Auswirkungen auf den weltweiten Handel geht er nicht aus. Während das Unglück der Ever Given, die 2021 den Suezkanal blockierte, und die Corona-Pandemie zu einem drastischen Rückgang des Warenangebots führten, sei aktuell lediglich mit längeren Lieferzeiten für Produkte aus Fernost und höheren Frachtkosten zu rechnen. Darauf dürften sich die Reedereien rasch einstellen, vermutet Hinz.