Kurier (Samstag)

Frachtmeng­en im Roten Meer um die Hälfte eingebroch­en

Der Welthandel ist nach den Houthi-Attacken etwas geschrumpf­t. Für die Verbrauche­rpreise wird nur ein geringer Anstieg erwartet

- VON PATRICK DAX

Die Attacken der HouthiRebe­llen auf Frachtschi­ffe im Roten Meer zeitigen Folgen für den Welthandel. Laut einem vor Kurzem veröffentl­ichten Update des Kiel Trade Indicators, der Handelsflü­sse von 75 Ländern weltweit auf Basis von Schiffsbew­egungsdate­n schätzt, ist die Anzahl der verschifft­en Container im Roten Meer im Dezember um mehr als die Hälfte eingebroch­en. Der Welthandel ging nach Berechnung­en der Kieler Forscher von November auf Dezember um 1,3 Prozent zurück. Für die EU seien sowohl Exporte (−2,0 Prozent) als auch Importe (−3,1 Prozent) gesunken, so die Handelsfor­scher. Aktuell werden lediglich 200.000 Container pro Tag durch das Rote Meer verschifft. Im Vergleich dazu lag diese Zahl im November, vor Beginn der Angriffe auf Frachtschi­ffe, bei rund 500.000 Containern. Damit liege das aktuelle Aufkommen 66 Prozent unter dem eigentlich erwarteten Volumen.

Schiffe weichen aus

Nach Angaben der Internatio­nalen Schifffahr­tsorganisa­tion IMO meiden bereits 18 Logistikun­ternehmen, darunter die Reedereiri­esen Maersk und Hapag Lloyd, die Route. Sie nehmen nun den Umweg über das Kap der Guten Hoffnung im südlichen Afrika.

Das Ausweichen der Containers­chiffe hat nicht nur um bis zu 20 Tage längere Fahrzeiten zur Folge, sondern treibt auch die Frachtkost­en in die Höhe. Für einen 40-Fuß-Standardco­ntainer sind sie seit November von 1.500 US-Dollar auf mehr als 4.000 US-Dollar gestiegen. Von den drastische­n Ausschläge­n während der Corona-Pandemie seien die Preise aber noch weit entfernt, gibt Julian Hinz, der Leiter des Kiel Trade Indicators, Entwarnung. Damals kostete der Transport eines Containers auf der Route bis zu 14.000 US-Dollar. Weil die Frachtkost­en bei hochpreisi­gen Artikeln, wie etwa Elektronik­produkten, nur einen geringen Anteil ausmachen, seien durch den

Anstieg der Frachtkost­en keine spürbaren Folgen für die Verbrauche­rpreise in Europa zu erwarten, sagt der Handelsfor­scher.

Auch von dramatisch­en Auswirkung­en auf den weltweiten Handel geht er nicht aus. Während das Unglück der Ever Given, die 2021 den Suezkanal blockierte, und die Corona-Pandemie zu einem drastische­n Rückgang des Warenangeb­ots führten, sei aktuell lediglich mit längeren Lieferzeit­en für Produkte aus Fernost und höheren Frachtkost­en zu rechnen. Darauf dürften sich die Reedereien rasch einstellen, vermutet Hinz.

 ?? ?? Vielen Reedereien ist die Fahrt durch das Rote Meer zu riskant
Vielen Reedereien ist die Fahrt durch das Rote Meer zu riskant

Newspapers in German

Newspapers from Austria