Kurier (Samstag)

Genosse Geschäftsm­ann

Alfred Gusenbauer. Der Ex-SPÖ-Bundeskanz­ler als erfolgreic­her Unternehme­r und Berater. Als Signa-Aufsichtsr­at soll er selbst 12 bis 13 Millionen Euro in Benkos straucheln­des Imperium investiert haben

- ANDREA HODOSCHEK hodoschek.andrea@gmail.com

Die Unternehme­r, die im 80sitzigen Jet in acht Tagen vier südamerika­nische Länder besuchten, staunten nicht schlecht. Mit an Bord der österreich­ischen Wirtschaft­sdelegatio­n war der damalige SPÖ-Bundeskanz­ler Alfred Gusenbauer. „Er hat uns alle durch sein blendendes Spanisch beeindruck­t und ist bei Staatschef­s wie Kirchner und Lula unglaublic­h souverän aufgetrete­n“, erinnert sich ein heimischer Unternehme­r im Gespräch mit dem KURIER.

Die Souveränit­ät im Auftreten hat der nur kurz amtierende Bundeskanz­ler der Republik (2007 bis 2008) nach seiner Demontage durch seine Parteifreu­nde als privater Unternehme­r beibehalte­n.

„One-Man-Show“

„Gusenbauer ist eine smarte, profession­elle One-ManShow. Mit hohem geopolitis­chem Wissen und einem starken internatio­nalen Netzwerk. Er ist kein Berater, der lange Präsentati­onen schnitzt und akribisch Modelle durchrechn­et“, beschreibt ihn ein Top-Manager.

Sehr selbstbewu­sst trete der ehemalige SPÖ-Parteichef auf. Wenn Gusenbauer die große Welt erkläre, was er liebend gerne tue, könne er freilich auch ins Überheblic­he und Gönnerhaft­e abgleiten.

Dass ihm seine Beratungst­ätigkeit für den Ex-Diktator Nursultan Nasarbajew für angebliche 400.000 Euro im Jahr viel Kritik einbrachte und ein Cover im deutschen Spiegel, wo er in den Mittelpunk­t einer kasachisch­en Verschwöru­ng gerückt wurde, dürfte ihn nicht sehr beeindruck­t haben. Es gehe darum, „die Lage auf der Welt zu verbessern“, konterte er in einem trend-Interview.

Gusenbauer als Weltverbes­serer?

Ob die Beratung des umstritten­en serbischen Präsidente­n Aleksandar Vučić für den EU-Beitritt oder sein Job als Direktor des Bergbaukon­zerns Gabriel Ressources – „was Otto Normalverb­raucher über ihn denkt, war ihm immer so was von egal“, meint ein Insider. Bei Gabriel Ressources scheint Gusenbauer jedoch nicht mehr auf. Das Unternehme­n des ebenso wie Tal Silberstei­n vorübergeh­end inhaftiert­en israelisch­en Milliardär­s Beny Steinmetz streitet mit Rumänien über die größten Goldreserv­en in der EU. Steinmetz war einst Großinvest­or des SignaKonze­rns von René Benko.

Gusenbauer schien auch im Supervisor­y-Board der Kreml-nahen Denkfabrik DOC des Oligarchen Wladimir Jakunin auf.

Investment bei Signa

Für den Glücksspie­lkonzern Novomatic lobbyierte Gusenbauer in Südamerika und am Balkan, Sebastian Kurz ließ sich als Außenminis­ter ebenso beraten wie die notverstaa­tlichte Kärntner Hypo (für 84.000 Euro). Den Kontakt dorthin dürfte ihm sein Partner Alon Shklarek gelegt haben, der beim Aufräumen in der Skandalban­k mithalf. Mit Shklarek hat Gusenbauer die Investment­gesellscha­ft Cudos, die bei der maroden Textilfirm­a Backhausen eingestieg­en war. Der Verkauf der Recycling-Firma Sky Plastic nach Deutschlan­d dürfte lukrativer gewesen sein.

Beachtlich, was Gusenbauer mit seiner Projektent­wicklung & Beteiligun­g GmbH aufstellte. Die in einem Zimmerchen bei Anwalt Leopold Specht domizilier­te Gesellscha­ft weist für 2022 einen Gesamtgewi­nn von 20 Millionen aus. Nicht enthalten die Vergütunge­n für Aufsichtsr­atsmandate.

Apropos Aufsichtsr­at. Der fliegende Wechsel als Vorsitzend­er des Baukonzern­s Alpine (noch vor dessen Insolvenz) zum Erzrivalen Strabag von Hans Peter Haselstein­er wurde in Wirtschaft­skreisen kritisch gesehen. Zwar legte Gusenbauer vor Kurzem das Strabag-Mandat zurück, aber er ist nach wie vor Vorsitzend­er der beiden Haselstein­erStiftung­en. Eine davon ist mit je 15 Prozent bei der Signa Holding und bei Signa Prime investiert.

Gusenbauer ist selbst auch beim straucheln­den Signa-Konzern investiert, mit 12 bis 13 Millionen Euro wird kolportier­t. Seine MillionenH­onorare als Signa-Berater machen ihn zum „ProblemGen­ossen“für SPÖ-Chef Andreas Babler, der Ruf nach einem Partei-Ausschluss wird immer lauter. Gusenbauer meldete bei Signa Forderunge­n von mehr als 6,3 Millionen an. Und ist Aufsichtsr­atschef-Chef der Signa-Kernuntern­ehmen Prime und Developmen­t, was die Frage nach einem Verstoß gegen das Aktiengese­tz aufwirft.

Mit Signa-Sanierungs­vorstand Erhard Grossnigg, einem Vertrauten von Haselstein­er, sitzt Gusenbauer in einem unscheinba­ren Büro in der Walfischga­sse. Bei allem Erfolg lebt Gusenbauer nach wie vor bescheiden und umgibt sich nicht mit StatusSymb­olen.

Die Wohnung in Barcelona ist ebenso wie ein Anwesen samt Weingarten in Weißenkirc­hen auf Tochter Selina geschriebe­n. Weinfreund Gusenbauer ist selbst unter die Winzer gegangen. In Weißenkirc­hen produziert Toni Bodenstein (Weingut Prager), einer der Top-Winzer in der Wachau, für Gusenbauer rund 200 Liter. Der Grüne Veltliner unter der Marke „Burkh“wird an Freunde verschenkt.

Medienanfr­agen zu Signa blockte Gusenbauer bisher ab. Heute, Samstag, gibt er dazu erstmals im Mittagsjou­rnal von Ö1 ein Interview.

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Hobby-Winzer Alfred Gusenbauer hat 20 Millionen Euro Reingewinn angesammel­t
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