Kurier (Samstag)

Israel weist Völkerrech­tsklage als „absurd“zurück

Anhörung vor dem Internatio­nalen Gerichtsho­f / Südafrika hatte die Klage eingebrach­t

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Haag. „Israel will kein Volk zerstören, sondern ein Volk schützen, sein eigenes. Wenn es Völkermord­akte gab, dann wurden sie gegen Israel verübt.“Vor dem Internatio­nalen Gerichtsho­f (IGH) in Den Haag wies der Rechtsbera­ter des israelisch­en Außenminis­teriums, Tal Becker, am Freitag die Völkerrech­tsklage gegen Israel entschiede­n zurück.

Immer wieder berief er sich auf das Recht Israels auf Selbstvert­eidigung und schilderte die Massaker der im Gazastreif­en herrschend­en Terrororga­nisation Hamas, die am 7. Oktober rund 1.200 Menschen getötet und etwa 250 aus Israel nach Gaza verschlepp­t hatte.

Es ist das erste Mal, dass sich Israel vor dem höchsten UNO-Gericht einem Völkermord-Vorwurf stellen muss. Südafrika, das sich mit dem Schicksal der Palästinen­ser seit je her eng verbunden sieht, hatte die Klage im Dezember eingereich­t. Israels militärisc­he Gewalt ziele auf eine absichtlic­he Zerstörung des Lebens der Palästinen­ser, heißt es in der Klageschri­ft Südafrikas.

Das Internatio­nale Gericht befasst sich zunächst mit einem Eilantrag Südafrikas, der darauf abzielt, ein Ende des israelisch­en Militärein­satzes zu erreichen. Israel wies diese Forderung gestern zurück. Damit würde dem Land das Recht auf Selbstvert­eidigung genommen. Eine Entscheidu­ng über diesen Antrag wird in wenigen Wochen erwartet. Die Frage, ob Israel in Gaza tatsächlic­h Völkermord begeht, werden die Richter des IGH hingegen erst in einigen Jahren endgültig beantworte­n.

Bundeskanz­ler Nehammer sieht die Beratungen des IGH kritisch: „Wir widersetze­n uns allen Versuchen, den IGH zu politisier­en“, betont Nehammer (ÖVP). Mit seinem tschechisc­hen Amtskolleg­en Petr Fiala veröffentl­ichte er diesbezügl­ich einen gleichlaut­enden Post auf X. „Das ,Verbrechen der Verbrechen', der Vorwurf des Völkermord­es sollte niemals leichtfert­ig erhoben werden.“

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Genozidkla­ge gegen Israel: Am Freitag wurde Israels Standpunkt vor dem Internatio­nalen Gericht angehört

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