Kurier (Samstag)

Lang lebe der König

Dänemark. Am Sonntag dankt Königin Margrethe II. als erste Monarchin in 900 Jahren ab. Kronprinz Frederik steht weitgehend für Kontinuitä­t, doch es gibt auch Fragezeich­en

- VON ANDREAS PUSCHAUTZ Große Fußstapfen: Königin Margrethe Ex-eBay-Chef Devin Wenig wurde nicht angeklagt

Am Sonntag, um Punkt 13.37 Uhr, tritt Königin Margrethe II. eine historisch­e Reise an. Zwar sind es nur 1.500 Meter von Schloss Amalienbor­g bis Schloss Christians­borg. Doch es sind Margrethes letzte 1.500 Meter als Königin. Ausgerechn­et am Tag ihres 52. Thronjubil­äums gibt die 83-Jährige als erstes Staatsober­haupt Dänemarks seit 900 Jahren vorzeitig die Krone ab und verwandelt damit Kronprinz Frederik in König Frederik X.

Darum die Reise: Auf Amalienbor­g residiert die Königin, auf Christians­borg die Ministerpr­äsidentin. Und bei letzterer findet sich der Staatsrat zusammen, in dessen Gegenwart die Königin ihre Abdankungs­urkunde unterzeich­nen muss.

Monarchie-Fans, die sich danach eine prunkvolle Krönung vorstellen, müssen an dieser Stelle stark sein: Im kühlen Norden verfährt man hier weitaus unromantis­cher. Frederik wird durch simple Proklamati­on zum Zehnten. Dennoch wird erwartet, dass mehr als 100.000 Menschen die Straßen Kopenhagen­s säumen werden, Zug- oder Flugticket­s in die Stadt sind für das Wochenende praktisch nicht mehr zu bekommen.

Große Überraschu­ng

Dass die längst dienende Monarchin der Welt zu Silvester ihre Abdankung ankündigte, kam durchaus überrasche­nd. Hatte Margrethe doch immer wieder gesagt, „ich bleibe auf dem Thron, bis ich umfalle“. Ihr Volk habe sich aber schnell mit ihrer Entscheidu­ng abgefunden und sei froh, dass sie ihnen erhalDiese­r ten bleibt, sagt die Königshaus-Expertin des öffentlich­rechtliche­n DR, Cecilie Nielsen. Margrethe darf weiter den Titel Königin tragen und das Königshaus bei offizielle­n Anlässen vertreten.

Als Grund für ihren Sinneswand­el nannte sie eine Rückenoper­ation, die sie zwar gut überstande­n, die sie aber zum Nachdenken gebracht habe. Am Ende dieses Prozesses sei sie zu dem Schluss gekommen, dass es „an der Zeit ist, die Verantwort­ung an die nächste Generation weiterzuge­ben“.

hinterläss­t sie große Fußstapfen. Frederik ist beliebt, gilt jedoch als eher scheu und nicht unbedingt als großer Redner. Ungeachtet dessen rechnet der Historiker Bo Lidegaard damit, dass er wie seine Mutter eine stark einigende Rolle spielen wird, „weil er, wie der Rest der königliche­n Familie, über den Unstimmigk­eiten in der Gesellscha­ft steht.“

Wobei ein Unterschie­d dann doch bereits feststeht: Hatte seine Mutter den menschenge­machten Klimawande­l noch 2020 in einem viel kritisiert­en Interview angezweife­lt, gehört Frederik zu einer Generation jüngerer Royals, die ihre Stellung nutzen, um mehr Klimaschut­z einzuforde­rn.

Bei der Annäherung an seine neue Rolle wird er jedenfalls die Unterstütz­ung seiner Familie brauchen. Die künftige Königin Mary und er gelten offiziell als eingespiel­tes Team. Es gibt allerdings auch hartnäckig­e Gerüchte um eine Affäre mit der mexikanisc­hen Schauspiel­erin Genoveva Casanova. Erst im Oktober tauchten PaparazziF­otos

der beiden in Madrid auf, wo Frederik in ihrer Wohnung übernachte­t haben soll.

Casanova dementiert­e, das Königshaus blieb dabei, Gerüchte nicht zu kommentier­en. Der Adelsexper­te Phil Dampier spekuliert­e jedoch im Telegraph, dass sich Margrethe aus Sorge um die Ehe ihres Sohnes zur Abdankung entschied, denn sie habe „Mary immer als eine enorme Bereicheru­ng angesehen“. Möglich sei, dass sie darauf hoffe, dass das Paar seine Differenze­n überwindet, wenn sie erst einmal regieren.

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II. ist auch wegen ihrer direkten Art eine überaus beliebte Monarchin
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