Prozess um Doppelmord: „Ich hab’ sie angebetet“
29-Jähriger erstach Freundin, Pkw-Lenker bei Kollision getötet
„Das sind die harten Fakten“, sagt die Staatsanwältin und betont, das sei im Vorjahr „viel zu oft“in Österreich geschehen: „Weil ein Mann die Trennung von der Lebensgefährtin nicht akzeptiert, muss die Frau sterben. Und beim Versuch, sich selbst das Leben zu nehmen, hat er ein zweites Leben genommen.“
Am Freitag beginnt in Graz der Prozess gegen einen Oberösterreicher, der wegen Doppelmordes angeklagt ist: Er soll in den frühen Morgenstunden des 23. April 2023 seine Lebensgefährtin, 39, mit rund 20 Messerstichen getötet haben, nachdem sie die Beziehung beenden wollte. Danach soll er in „suizidaler Absicht“im Grazer Bezirk Straßgang in den Gegenverkehr gefahren sein.
Unfallopfer starb
Der entgegenkommende Lenker konnte nicht mehr ausweichen, die Pkw stießen frontal ineinander. Der Mann starb noch an der Unfallstelle. Erst seit Anfang des Jahres 2023 waren der Angeklagte und das spätere Opfer ein Paar. Eine Beziehung, die die Anklägerin als „besonders“beschreibt: Die 39-Jährige lernte den Oberösterreicher bei der Arbeit kennen – sie war als Domina tätig.
Diese „besondere Beziehung“werde Teil des Verfahrens sein müssen, betont die Staatsanwältin: „Sie steht in Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung des Angeklagten. Diese Erkrankung ist der Grund, dass er zum Mörder wurde.“
Der Verteidiger des 29Jährigen gesteht die „harten Fakten“zu. „Aber es kommt nicht nur auf diese Fakten an. Es geht darum, zu prüfen, wie kam es dazu?“Sein Mandant habe an Panikattacken und Depressionen gelitten, die auch medikamentös eingestellt waren. Doch wegen der Arznei hätte die Libido
des 29-Jährigen gelitten, deshalb habe er das Medikament nicht mehr genommen.
„Er ist kein Mörder“
Der Arbeiter gilt aber als zurechnungsfähig, dennoch wird auch die Einweisung in ein forensisch-therapeutisches Zentrum beantragt. Doppelmord ist angeklagt, weil die Staatsanwältin davon ausgeht, dass der Oberösterreicher bewusst in den Gegenverkehr gerast sei.
In der Beziehung habe die 39-Jährige die Dominanz ausgeübt, merkt der Verteidiger an. „Das war eine explosive Mischung.“Demnach sei sein Mandant „kein Mörder, weil er aus einem Affekt heraus gehandelt hat.“Für ihn handle es sich um Totschlag, nicht Mord. Beim zweiten Todesopfer, dem Pkw-Lenker, gehe es um grob fahrlässige Tötung.
Er habe die 39-Jährige „sprichwörtlich angebetet“, beteuert der Oberösterreicher: „Sie wollte eine Beziehung, in der der Mann da ist, um die Frau glücklich zu machen.“Wenn er etwas falsch gemacht habe, dann sei er bestraft worden. „Aber die Beziehung war ganz gut“, glaubt er. Als er am Morgen des 23. April wieder eine Panikattacke hatte, hätte ihm die 39-Jährige aber nicht geholfen wie gewohnt: „Ich war einfach voll enttäuscht.“
Dann sei gestritten und gerauft worden, beschreibt der Angeklagte: „Ich hab’ dann auf sie eingestochen, wohin, kann ich nicht sagen.“
Als ihm klar wurde, dass die Freundin tot ist, „ist mir der Gedanke gekommen, damit kann ich nicht leben“. Er habe mit dem Wagen gegen eine Tunnelwand fahren wollen. Doch er krachte mit rund 130 km/h frontal gegen den entgegenkommenden Pkw. „Nicht mit Absicht“, behauptet er: Er habe bloß den linken Arm nicht mehr bewegen können und dadurch das Lenkrad verrissen. Der Prozess ist für vorerst zwei Tage angesetzt, nächster Termin: 26. Jänner.