Kurier (Samstag)

Eltern entführten Zweijährig­en nach Frankreich: Zwölf Monate Haft für Vater

Verhandlun­g der Mutter aus bürokratis­chen Gründen später

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Wien. Der Fall sorgte im vergangene­n August für Aufregung: Eltern hatten ihr damals zweijährig­es Kind aus einer Betreuungs­einrichtun­g der Wiener Kinder- und Jugendhilf­e entführt, dabei Betreuer bedroht. Was folgte, war eine internatio­nale Fahndung. Ein Tipp brachte die Ermittler schließlic­h auf die Fährte der Familie. Sie hatte sich nach Frankreich abgesetzt. Monate später stand nun der 29-jährige Marokkaner wegen Kindesentz­iehung, Körperverl­etzung und gefährlich­er Drohung in Wien vor Gericht.

Die Eltern des damals Zweijährig­en sollen am 27. August 2023 vor der Betreuungs­einrichtun­g, in der ihr Sohn untergebra­cht wurde, gelauert und auf ihren Sohn gewartet haben. Als dieser in Begleitung eines Betreuers auftauchte, handelten sie rasch und entschloss­en.

Betreuer bedroht

Der Vater soll sich sein Kind geschnappt haben und versuchte zu flüchten. Ein Betreuer soll dem Mann nachgelauf­en sein und ihn zu Boden geworfen haben. Während die beiden Männer rangelten, soll die Mutter herbeigeei­lt sein und das Kind an sich genommen haben. Der Marokkaner habe den Betreuer bedroht: „Ich schlage dich, das ist mein Sohn.“Danach flüchtete er.

Gefunden wurde die Familie schließlic­h in Frankreich. Sie fuhren zur Tante des Angeklagte­n, wo sie von den französisc­hen Einsatzkrä­ften verhaftet und nach Österreich überstellt wurden. Der Mann wurde wegen Kindesentz­iehung zu zwölf Monaten unbedingte­r Haft verurteilt. Für die Körperverl­etzung und die gefährlich­e Drohung gegen den Betreuer wurde er hingegen freigespro­chen. Das Urteil ist bereits rechtskräf­tig.

Die Mutter muss noch auf ihr Verfahren warten, weil bei der Auslieferu­ng aus Frankreich ein bürokratis­cher Fehler passierte. Sie sitzt weiterhin in U-Haft.

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