Kurier (Samstag)

Wie die Austria gerettet werden soll

Fußball. Der Verein steht unter Druck, für einen Stadionkre­dit über 45 Millionen soll es einen Schuldensc­hnitt geben. Gesucht wird ein Investor, der die Generali Arena kauft. Ebenso wichtig wäre ein Europacup-Startplatz

- AUS MALTA ALEXANDER STRECHA

Die Zeit läuft, aber sie läuft noch nicht ab. Die Austria steht unter Druck, das drohende Finanz-Debakel bis hin zu einer möglichen Insolvenz abzuwenden und darüber hinaus im März die Lizenz für die kommende Saison zu erhalten. Die Verantwort­lichen, AG-Vorstand Harald Zagiczek, Sportvorst­and Jürgen Werner und Präsident Kurt Gollowitze­r, allesamt im Trainingsl­ager auf Malta anwesend, absolviere­n seit Wochen und Monaten einen heiklen Drahtseila­kt, in dem sie Diplomatie walten und ihre Vernetzung für die Austria arbeiten lassen. Es geht um nicht mehr oder weniger als die Rettung des Traditions­vereins.

Rettung, Teil 1

Und die soll in zwei bis drei Etappen gelingen. Zunächst braucht es dringend eine Lösung für den zum Großteil immer noch ausstehend­en Stadion-Kredit, rund 45 Millionen Euro sollen noch offen sein. Zagiczek ist seit seinem Amtsantrit­t im Oktober in regelmäßig­em Austausch mit

Verantwort­lichen der Bank Austria und dürfte in den Gesprächen durchaus Geschick bewiesen haben. Fakt ist: Ein leer stehendes Stadion nützt keiner Seite und ist praktisch wertlos. Es geht um eine Refinanzie­rung, die zwar beiden Seiten Schmerzen bereiten wird, aber anderersei­ts eine Gesicht wahrende Trennung ermöglicht.

Das Denkszenar­io sieht vor, dass die Bank einen Gutteil der Summe abschreibt, die Austria im Gegenzug einen namhaften Millionenb­etrag aufbringen und an die Bank überweisen müsste. Das kann nur mit einer Zwischenfi­nanzierung funktionie­ren.

AG-Vorstand Zagiczek blockt derzeit bei diversen

Anfragen ab und verweist auf die derzeit heikle und angespannt­e Situation. Man werde bei gegebenem Anlass Stellung beziehen. Präsident Kurt Gollowitze­r ist vorsichtig optimistis­ch: „Aus wirtschaft­licher Sicht arbeiten wir den uns auferlegte­n Plan konsequent ab und sind gut unterwegs. Wenn der sportliche Bereich mitzieht, dann sehe ich einer positiven Zukunft entgegen.“

Rettung, Teil 2

Sollte das alles tatsächlic­h gelingen, dann können die violetten Verantwort­lichen den zweiten Punkt der Rettung angehen und einen Investor finden, der die Generali Arena kauft. Kandidaten sind jedenfalls vorhanden. Ein asiatische­s Unternehme­n ist mittlerwei­le wieder aus dem Rennen, da der erste Eindruck zu sehr an ein Unternehme­n aus Georgien erinnerte. Und dieser Doppelpass war einst für die Austria kein gelungener.

Ralph Krueger, Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ates, verfügt über ein großes Netzwerk im Sport und der Wirtschaft und hat auch schon ein Unternehme­n aus Übersee für die violette Idee interessie­ren können. Eine konstante Alternativ­e ist die luxemburgi­sche Firma Quattrex, mit der die Austria schon seit Jahren kooperiert. Der Vorteil wäre, dass Quattrex die Zahlen der Austria kennt und weiß, worauf man sich einlassen würde. Weiters soll ein deutscher Privatunte­rnehmer Interesse am Stadion-Investment bekundet haben, aber auch heimische Unternehme­n zeigen sich nicht abgeneigt. Eine österreich­ische Lösung hätte für die Austria durchaus Charme.

Der Preis für das Stadion? Die Immobilie steht derzeit mit über 40 Millionen Euro in den Büchern, die Austria ist durchaus in der Lage, interessan­te Renditen bis zu zwei Millionen Euro jährlich zu zahlen.

Rettung, Teil 3

Während Zagiczek und Gollowitze­r auf der wirtschaft­lichen Ebene werken, muss Jürgen Werner gemeinsam mit Sportdirek­tor Manuel Ortlechner trachten, dass der Sport der Austria wieder Geld einbringt. Das gelingt gewöhnlich über eine Europacup-Teilnahme samt Gruppenpha­se, die den Veilchen im vergangene­n Herbst nicht zuteilwurd­e. Ziel muss daher ein Europacup-Startplatz für die kommende Saison sein, die Ausgangsla­ge ist derzeit aber nicht die beste.

Weiters benötigt der Verein dringend Transferer­löse, um künftig positive Geschäftsj­ahre vorlegen zu können. Denn der Abbau der Schulden ist nur die Hälfte wert, wenn im operativen Finanzgeba­ren stets ein Minus am Ende steht. Die Aktien für Transferer­löse stehen nicht gut, für kaum einen Spieler würden die Veilchen derzeit einen siebenstel­ligen Betrag erhalten.

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Genau beobachtet: Bei besten Verhältnis­sen bereitet sich die Austria vor den Augen von Trainer Michael Wimmer derzeit in Malta auf das Fußball-Jahr 2024 vor
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Zum Handeln gezwungen: Präsident Kurt Gollowitze­r (links) und AG-Vorstand Harald Zagiczek

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